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Mission Walhalla

Mission Walhalla

Titel: Mission Walhalla
Autoren: Philip Kerr
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Ihnen, davon Gebrauch zu machen. Die Amis sind nicht blöd, Gunther. Die Franzosen auch nicht. Sie werden nach euch suchen. Also verschwindet aus Berlin. Aus Deutschland. Verschwindet, solange es noch geht.»
    Es war ein guter Rat. Ich steckte mir noch eine Zigarette an, und dann ging ich ohne ein weiteres Wort.
    Ich trat aus dem Laden und bog nach rechts, um den Friedhof herum. Die Gräber gab es nicht mehr, sodass er in der nebeligen Dunkelheit lag wie ein weites graues Feld. Waren bloß die Gräber und Grabsteine verschwunden oder auch die Toten? Nichts blieb, wie es war. Nicht mehr. Nicht in Berlin. Mielke hatte recht. Auch für mich war es Zeit, mich von der Stadt zu verabschieden. Wie all die anderen Toten Berlins.
    Der VW Käfer stand genau an der Stelle, die Mielke beschrieben hatte. Im Handschuhfach lag ein dicker Umschlag. Am Armaturenbrett war eine kleine Vase montiert, in der ein paar weiße Nelken steckten. Ich musste lachen, als ich das sah. Vielleicht war Mielke ja wirklich ein Menschenfreund. Vorsichtshalber suchte ich aber trotzdem Motorhaube und Chassis nach einer Bombe ab. Ich hätte ihm zugetraut, Trauerblumen zu schicken, noch ehe ich überhaupt tot war.
    Aber eines musste man Erich Mielke lassen: Nelken sind die einzigen Blumen, die mir je wirklich gefallen haben.

Anmerkung des Autors
    Erich Mielke (1907–2000) war von 1957 bis 1989 Minister für Staatssicherheit der DDR . 1993 wurde er wegen des Mordes an den Polizeibeamten Paul Anlauf und Franz Lenck von 1931 zu sechs Jahren Haft verurteilt und nach weniger als zwei Jahren auf Bewährung entlassen. Vier Tage nach dem Fall der Berliner Mauer wurde Mielke während einer Rede in der DDR -Volkskammer von einem Abgeordneten ermahnt, das Plenum nicht mit Genossen anzureden, da ja nicht alle Genossen seien, woraufhin Mielke entgegnete: «Ich liebe – ich liebe doch alle – alle Menschen …» Die versammelten Abgeordneten brachen in Gelächter aus, war Mielke doch einer der verhasstesten Männer der DDR , den selbst Mitglieder seines eigenen Ministeriums fürchteten.
    Allen, die mehr über die schrecklichen Bedingungen in den französischen Internierungslagern Gurs und Le Vernet erfahren möchten, empfehle ich Arthur Koestlers ausgezeichnetes Buch
Abschaum der Erde
von 1941, das bis heute nichts von seiner schockierenden Kraft eingebüßt hat. Koestler war mehrere Monate in Le Vernet interniert. Der
Guardian
bezeichnete es als das beste Buch, das die Kapitulation Frankreichs hervorgebracht hat, und ich kann mich dieser Einschätzung nur anschließen.
    Über die französische SS hat Robert Forbes mit
For Europe: The French Volunteers of the Waffen- SS
2006 ein besonders aufschlussreiches Buch vorgelegt. Die französische Einheit SS Charlemagne gehörte im Kampf um Berlin zu den letzten Verteidigern des Führerbunkers im Mai 1945.
    Marcel Ophüls’ Dokumentarfilm
Das Haus nebenan – Chronik einer französischen Stadt im Kriege
aus dem Jahre 1969 setzt sich, wie ich finde, auf großartige Weise mit dem Thema französische Kollaboration und Nationalsozialismus auseinander.
    Edgard de Boudel ist eine fiktive Figur, die auf zwei realen Kriegsverbrechern basiert: Edgar Puaud und Georges Boudarel.
    Beeindruckend schildert Cécile Desprairies in
Ville Lumière, Années Noires
(2008) Paris unter deutscher Besatzung.
    The Fall of Hitler’s Fortress City
von Isabel Denny aus dem Jahre 2007 ist für mich das beste Buch über die Schlacht um Königsberg.
    Einblicke in die sowjetischen Kriegsgefangenenlager habe ich vor allem zwei Büchern zu verdanken:
Im Archipel
GUPVI
von Stefan Karner (1995) und
Roter Käfig. Archipel Gulag
von Georg Schinke (2001). Zum Thema deutsche Kriegsheimkehrer sei auf
Homecomings
(2006) von Frank Biess verwiesen.
    Zwei herausragende Werke liegen über die SS -Einsatzgruppen vor, beide auf ihre Weise schockierend.
Die deutschen Mörder. Die
SS -Einsatzgruppen und der Holocaust
von Richard Rhodes aus dem Jahre 2006 kann ich als einen äußerst lesenswerten und erschütternden Beitrag zu dem Thema empfehlen. Hilary Earls
The Nuremberg
SS -Einsatzgruppen Trial 1945–1958
(2009) hat mich ausführlich über die schrecklichen Verbrechen informiert, die von den Einsatzgruppen von Sicherheitspolizei und SD begangen wurden und für die sich die vierundzwanzig angeklagten SS -Offiziere als Kommandeure vor Gericht zu verantworten hatten.
    Von den vierzehn zum Tode Verurteilten wurden vier am 7. Juni 1951 hingerichtet. Sie waren die
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