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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte
Autoren: Taylor Stevens
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Augenlider schwer werden ließ. Er war fest entschlossen, so lange wach zu bleiben, bis Munroe nach Hause kam, ganz egal, zu welcher gottverlassenen Stunde das sein würde, und machte nur kurz die Augen zu. Als er sie wieder aufschlug, schien die Sonne strahlend hell durch die Vorhänge.
    Er setzte sich ruckartig auf, konnte sich weder daran erinnern, eingeschlafen zu sein, noch daran, dass Munroe zurückgekommen war, und hatte auch keine Vorstellung davon, wie viel Zeit seither vergangen sein mochte. Schlaftrunken tastete er nach seiner Armbanduhr.
    Sieben Uhr morgens Ortszeit.
    Mann, war er müde.
    Er schwang die Beine über die Bettkante und lauschte, schüttelte den Kopf, damit der Nebel, der sein Gehirn umhüllte, sich lichtete. Nichts zu hören, kein Geräusch, keine Bewegung. Er stand auf und tapste zum Fenster. Am Bordstein parkten mehrere Autos, aber kein BMW.
    Logan machte seine Zimmertür auf und spähte vorsichtig, wie ein Kind, das sich heimlich in die Küche schleichen und einen Keks stibitzen will, den Flur entlang. Munroes Tür stand einen Spalt weit offen, obwohl er genau wusste, dass er sie gestern Abend ganz zugemacht hatte. Barfuß schlich er über den Fliesenboden, stand vor ihrem Zimmer, hörte nichts und legte behutsam die Hand an die Tür.
    Sie lag alleine auf der Matratze, Arme und Beine weit von sich gestreckt, das Gesicht im Kissen vergraben, inmitten eines Durcheinanders aus Decken und Laken, die
bis auf den Boden hingen. Auf dem Nachttisch waren ihre Messer zu sehen, und vor dem Fußende des Bettes lagen die Kleider, die sie ausgezogen hatte, bevor sie ins Bett gekrochen war. Die Schranktüren waren nicht ganz geschlossen, und obwohl rein äußerlich nichts darauf hindeutete, dass sie aus einem der Fläschchen getrunken hatte – so besinnungslos und weggetreten, wie sie dalag, hegte Logan nicht den geringsten Zweifel.
    Er ging ins Badezimmer und spürte, wie die Wut in ihm hochkochte. Er brauchte sie, jetzt sofort, und zwar komplett, als die, die sie war, wach, bei klarem Verstand und nicht so – völlig betäubt und halb tot. Ganz gleich, welche Gründe es dafür geben mochte, das, was sie da machte, war nichts anderes als eine gotteslästerliche Verschwendung ihrer brillanten Fähigkeiten.
    Er drehte die Dusche auf und ließ das Wasser laufen. Es spielte keine Rolle, wie viel Lärm er machte. Die Frau, die normalerweise nur einen Wimpernschlag vom Tiefschlaf bis zur Kampfbereitschaft brauchte, hatte sich mit Hilfe von Medikamenten in den Zustand der Bewusstlosigkeit befördert.
     
    Es war Nachmittag, als ein leises Tapsen im Flur ertönte. Logan wartete, bis die Schritte an seinem Zimmer vorbeigegangen waren, dann stand er auf und machte sich auf die Suche nach Munroe. Sie stand, nur mit einem Tank-Top und Boxershorts bekleidet, in der Küche und goss Wasser in die Kaffeekanne. Ihre Haare waren so zerzaust, dass er unter anderen Umständen lauthals losgelacht hätte. Ihre Messer waren nicht zu sehen, aber die brauchte sie sowieso nicht, um zu töten. Das war auch gar nicht der Grund, weshalb sie sie bei sich hatte.
    »Kaffee?«, fragte sie.
    »Gerne. Wo ist Noah?«
    Sie gähnte und kratzte sich im Nacken. »In seinem Ferienhaus. Wie viel Uhr ist es?«
    »Ungefähr drei.«
    Munroe stellte die Kanne auf den Gasherd und zündete die Flamme. Sie setzte sich an den Küchentisch, hob den Kopf und lächelte Logan an. Ein echtes Lächeln. Und obwohl ihm überhaupt nicht danach zumute war, obwohl er wütend und frustriert war, lächelte Logan zurück.
    »Ich hatte den Schlaf echt nötig«, sagte sie. »Und du doch bestimmt auch, nach der langen Reise und mit dem Jetlag. Aber in Zukunft lasse ich dich bestimmt nicht mehr so lange warten.«
    Das war alles, was er als Erklärung bekommen würde, aber Logan wusste, dass ihr Verhalten wohlkalkuliert war. Das lange Schlafen, und dass sie ihn hatte warten lassen waren genauso beabsichtigt gewesen wie der freie Blick auf ihre Messer, den sie ihm im Zug gewährt hatte. Sie wollte, dass er wusste, wie es ihr ging, dass er das alles mit einbezog, falls er sich entschließen sollte, ihr seine Bitte vorzutragen.
    Logan blieb stumm, und sie lächelte erneut ihr umwerfendes Lächeln.
    »Setz dich«, sagte sie. »Ich mache dir etwas zu essen.«
    Er wies mit einer Kopfbewegung auf die leeren Schränke. »Wovon denn?«
    Ohne eine Miene zu verziehen, erwiderte sie: »Kaffee.« Kurze Stille, dann brachen sie in gemeinsames Gelächter aus, das glücklicherweise
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