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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte
Autoren: Taylor Stevens
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stand ein schwarzer BMW, und Munroe stieß einen leisen Fluch aus, als sie ihn sah.
    »Er ist schon da«, sagte sie.
    Logan legte sich den Riemen seiner Reisetasche über die Schulter. »Ich wollte ihn ja sowieso kennenlernen«, sagte er.
    Sie starrte den Wagen an und betrat erst nach längerem Zögern das Haus. Logan kam dicht hinter ihr her.
    Die Eingangstreppe führte in einen Flur im Hochparterre, dessen gekachelter Fußboden den Klang ihrer Schritte deutlich verstärkte. Sie stiegen noch ein halbes Stockwerk höher und standen vor einer Wohnungstür, der einzigen
auf diesem Treppenabsatz. Munroe steckte den Schlüssel ins Schloss und ließ die Tür in einen weiträumigen, nur spärlich möblierten Wohnbereich aufschwingen.
    »Willkommen in meinem Zuhause«, sagte sie, begleitet von einer schwungvollen Geste, und Logan musste grinsen. Sie war seit sechs Monaten in Marokko und hatte bereits einmal die Stadt gewechselt. Für sie würde es niemals so etwas wie ein festes Zuhause geben.
    In der Wohnung war es still und dämmerig. Hohe Decken, gemusterte Fußböden und eine leichte Brise, die die hauchdünnen Vorhänge vor den offenen Fenstern bauschte, verstärkten den Eindruck der Stille zusätzlich. Schritte hallten durch den Flur. Logan drehte sich um und sah, wie Noah Johnson das Wohnzimmer betrat.
    Noah war Amerikaner marokkanischer Abstammung. Munroe war ihm bei ihrem letzten Auftrag zufällig begegnet, und diese Begegnung war der Anstoß für ihren letzten und möglicherweise endgültigen Abschied von den Vereinigten Staaten gewesen.
    Logan kannte ihn von Fotos und hatte schon viel über ihn gehört, aber jetzt stand er ihm zum ersten Mal persönlich gegenüber. Ihm war sofort klar, warum Munroe sich zu ihm hingezogen fühlte. Er war mindestens eins fünfundachtzig groß, schwarze Haare, helle Haut, und besaß den Körper eines Bergsteigers.
    Besitzergreifend und zärtlich zugleich zog Noah Munroe an sich und küsste sie auf die Stirn, dann gab er Logan zur Begrüßung die Hand.
    Munroe übersetzte zwischen Noahs bruchstückhaftem Englisch und Logans gebrochenem Französisch, aber inmitten dieses harmlosen Geplänkels spürte Logan, dass die Harmonie zwischen den beiden nicht ungetrübt war. Während
er also mit Munroes Hilfe Smalltalk machte, fragte er sich, wie es wohl Noah gehen mochte, der hilflos mit ansehen musste, wie die Frau, die er liebte, sich von ihm zurückzog, der fürchtete, dass sie ihn schon bald verlassen würde, während er gleichzeitig dem Mann die Hand reichte, der vermutlich der Grund dafür war.
    Munroe erwiderte Noahs Kuss und sagte leise: »Ich zeige Logan mal eben das Haus. In zwanzig Minuten bin ich so weit.« Sie griff nach Logans Hand und ging mit ihm den Flur entlang.
    Die Wohnung hatte drei Schlafzimmer und zwei Badezimmer. Hinter der Küche führte eine schmale Treppe auf das Dach, wo die Wäsche gewaschen und andere hauswirtschaftliche Dinge erledigt wurden. Die Wohnung war, wie so viele in den Entwicklungsländern, in denen Logan bereits gelebt hatte, schlicht und rustikal eingerichtet. Küche und Badezimmer waren nur mit dem Notwendigsten ausgestattet. Viele Dinge, die in der westlichen Welt selbst in Haushalten mit niedrigem Einkommen zum Standard gehörten, gab es hier nicht.
    Die kurze Wohnungsführung endete beim Gästezimmer, und nach einigen wenigen, notwendigen Hinweisen ließ Munroe Logan allein, um sich für den Abend zurechtzumachen.
    Er knipste das Licht aus und ließ seine Tasche auf einen Stuhl plumpsen.
    Nächtliche Stille hüllte das Zimmer ein, eine Stille, die einen gewissen Frieden mit sich brachte. Hier, allein in der Dunkelheit, konnte er nachdenken. Er konnte überlegen und planen und nach einer Möglichkeit suchen, wie er sich aus einer Fallgrube herausarbeiten sollte, die im Bruchteil einer Sekunde doppelt so tief geworden war wie zuvor. Er
war mit einem einzigen Ziel nach Marokko gereist, nämlich um Munroe um Hilfe zu bitten und von ihr ein klares Ja oder Nein zu bekommen. Und jetzt hatten sich wie aus heiterem Himmel jede Menge Hindernisse aufgebaut, die er zunächst einmal überwinden musste, bevor er überhaupt eine Antwort von ihr bekommen konnte.
    Das Geräusch einer Dusche drang durch die geschlossene Zimmertür. Er saß im trüben Schein der Straßenlaternen auf dem Bett, die Ellbogen auf die Knie gestützt, und zwang sich zur Ruhe. Wartete.
    Der Schatten unter dem Türspalt kündigte ihre Gegenwart an, noch bevor er ihre Schritte hörte. Logan
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