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Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Titel: Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
Autoren: Dirk Bauermann
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gebraucht. Und noch etwas war in diesem Sommer anders als in den Jahren zuvor. Dirks Toleranzgrenze für Fehler seiner Mitspieler war etwas niedriger als sonst. Darüber habe ich mit ihm geredet. Spieler lassen es draußen auf dem Feld schon mal richtig krachen. Da wird sich hart die Meinung gesagt und dann weitergekämpft. Zartbesaitet darfst du nicht sein. Passt der Schuh, ziehst du ihn an, wenn nicht, lässt du es bleiben, doch persönlich nimmst du es nie. Wenn Dirk Nowitzki aber mit einem jungen deutschen Nationalspieler umgeht wie mit seinen Mitspielern bei Dallas, kann das den Kerl einschüchtern und das wäre nicht gut. Was hat Dirk also gemacht? Thema verstanden, umgesetzt und sich nach jedem Training mit Tibor, Robin oder Philip beschäftigt, ihnen Tipps gegeben. Führung am Beispiel, Führung mit dem Herzen. Weltklasse.
    »One more summer« – so also lautete unser Motto für die Europameisterschaft in Litauen. »Noch ein Sommer«. Damit war natürlich der Sommer 2012 gemeint, genau genommen die Zeit vom 27. Juli bis zum 12. August, dann nämlich, wenn die Olympischen Spiele in London stattfinden werden. Zur Motivation zeigten wir den Jungs Bilder vom Einmarsch in Peking 2008, um ihnen zu vermitteln, dass dies keine normale Europameisterschaft war. Wir zeigten ihnen Bilder, wie sie bei der EM sechs Jahre zuvor Spanien im Halbfinale niederkämpften. Immer wieder erinnerten wir sie daran, dass es um »one more summer« ging.
    Das wirkte. Zum Auftakt schlugen wir Israel und Italien, verloren dann gegen Frankreich und Serbien und gewannen zum Abschluss der Vorrunde gegen Lettland, wenn auch denkbar knapp mit nur einem Punkt. Als Dritter kamen wir weiter, hatten es in der Zwischenrunde aber erneut mit den ganz Großen Europas zu tun. Auf uns warteten die Türkei, Spanien, Serbien, Frankreich und Litauen. Das ist fast so, als träfe Deutschland in der Vorrunde einer Fußball-WM auf Spanien, Italien und die Niederlande. Am Ende hätten wir sogar die K.-o.-Runde erreichen können, brauchten dafür aber nicht nur einen Sieg gegen Litauen, sondern mussten gleich mit elf Punkten Vorsprung gewinnen. Und wir waren nahe dran, hatten eine Drei-Punkte-Führung zu Anfang des letzten Viertels. Doch leider reichten letztlich Kraft und Substanz nicht mehr, um das Unmögliche noch möglich zu machen.
    So endete meine Ära als deutscher Bundestrainer nach acht Jahren mit dem EM-Aus am 11. September 2011. »One more summer« war uns nicht vergönnt. Nicht mal die Chance, übers Qualifikationsturnier nach London zu kommen, blieb uns. Sportlich gesehen schnitten wir in Litauen zufriedenstellend ab. Wir hatten uns nicht blamiert. Im Rahmen unserer Möglichkeiten hatten wir erreicht, was realistisch war. Aber wir hatten es nicht geschafft, wie 2005 und 2008 über uns hinauszuwachsen, als wir Vize-Europameister wurden und uns die Qualifikation für Olympia gelang.
    Am Ende stand Dirk Nowitzki vor den Mikrofonen der Presse und erzählte den Journalisten, es sei seine Schuld, dass wir ausgeschieden sind. »Es lag an mir. Die Jungs waren super, Chris Kaman war super. Ich denke immer, dass ich die ganzen gegnerischen Mannschaften alleine schlagen muss, nur in der Verfassung war ich leider nicht. Ich konnte ein großes Turnier nicht dominieren, wie ich es früher gemacht habe. Ich habe es unseren jungen Spielern nicht ermöglicht, an den Olympischen Spielen teilzunehmen.« Deshalb fühle er sich schlecht.
    Ich fand diese Geste beeindruckend und für ihn typisch, seiner Meinung war ich allerdings nicht. In meinen Augen war es allein schon bewundernswert, dass er sich nach diesem unglaublichen NBA-Sommer, der ihn definitiv in den roten Bereich befördert hatte, überhaupt bereit erklärt hatte, für seine Nationalmannschaft an der EM teilzunehmen. Niemand wäre ihm böse gewesen, wenn er sich eine Auszeit gegönnt hätte. Nach dem Statement habe ich mir deshalb Dirk geschnappt und versucht, ihm das Gefühl zu nehmen, er sei an allem schuld. Ich finde, er ist viel zu hart mit sich ins Gericht gegangen. Beim letzten Spiel gegen Litauen konnte man ihm ansehen, wie fertig er war. Ihm ist das Benzin ausgegangen, es war kein Tropfen mehr im Tank. Doch statt auf den Abschleppdienst zu warten, ist er ausgestiegen und hat trotz seiner totalen Erschöpfung versucht, den Wagen zur nächsten Tankstelle zu schieben. Das war es dann. Ende. Aus. Vorbei.
    Die letzten Stunden als Bundestrainer vergingen wie im Flug. Vor dem abschließenden Abendessen in
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