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Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Titel: Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
Autoren: Dirk Bauermann
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Es geht darum, Werte wie Respekt, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Teamfähigkeit weiterzugeben. Doch nur Überzeugungsarbeit zu leisten reicht nicht aus.
    Deshalb haben wir zusätzlich das Fördersystem in Deutschland verändert. Einmal im Jahr gibt es traditionell ein großes Turnier in Heidelberg, bei dem die Jugendmannschaften im Beisein der Bundestrainer spielen. Für diesen Wettbewerb haben wir die Vorgaben abgewandelt. Es soll nicht mehr allein um den Sieg gehen, sondern darum, künftige Nationalspieler zu entwickeln. Dazu haben wir dem Spiel die Komplexität genommen, indem wir ein Verbot für komplizierte Systeme erlassen haben. Man darf nicht mehr über das ganze Feld Pressing spielen, man darf den Gegner nicht mehr doppeln. Ein wenig haben wir uns bei dieser Idee an Barcelona orientiert. In deren Talentschmiede La Masia werden regelrecht kleine Basketball-Messis gezüchtet. Über die Hälfte des Kaders, der 2011 die Champions League gewann, stammt aus der vereinseigenen Jugendförderung. Dort gibt es eine Komplettausbildung: sportlich, schulisch und auch sozial. 34 Trainer kümmern sich um die Stars von morgen, 50 Scouts suchen weltweit für La Masia nach Talenten. 20 Millionen kostet die gesamte Nachwuchsarbeit den Klub im Jahr. Der pädagogische Organisator und stellvertretende Chef Rubén Bonastre sagte einmal, als er nach der Philosophie der Kaderschmiede gefragt wurde: »Das Kind steht im Mittelpunkt. Wir wollen aus den Jungs gute Menschen formen, die Respekt, Bescheidenheit, Opferbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein verinnerlichen.« Und das Wichtigste in sportlicher Hinsicht zementiert die Faustregel: Bis die Kinder 16 Jahre alt sind, wird nur mit dem Ball trainiert. Konditionstraining ist tabu. Auf diese Weise wird das Verständnis für das Spiel gefördert.
    Natürlich haben wir hierzulande nicht einmal ansatzweise die Möglichkeiten wie Barcelona. Es wäre auch vermessen, sich mit La Masia zu vergleichen. Aber gewisse Dinge kann man sich zum Vorbild nehmen. Inzwischen sichten wir auch bereits Spieler ab 14 Jahren, früher ging es erst mit 16 Jahren los – viel zu spät. Die Landesverbandstrainer bekommen regelmäßige Schulungen und haben jetzt das richtige Rüstzeug und einen vernünftigen Trainingsplan. Sicherlich waren nicht zuletzt aufgrund dieser Maßnahmen die letzten beiden Jugendlager in Heidelberg die besten, die ich in Deutschland je erlebt habe.
    Ich verlasse die Nationalmannschaft also mit einem guten Gefühl. Es ist eine Truppe mit Potenzial. Es sind junge Spieler dabei, die sich die letzten zwei Jahre stark entwickelt haben. Meinem Nachfolger hinterlasse ich eine gute Basis. Und vielleicht werde ich ja noch mit dem einen oder anderen Nationalspieler arbeiten.
    Der Zeitpunkt meines Abschieds als Bundestrainer war richtig. Die Aufgabe bei Bayern München ist so gewaltig und anstrengend, dass die Option, beides zu stemmen, gar nicht möglich gewesen wäre. Man kann sich nicht aufteilen, sondern nur eines richtig machen. Und das werde ich jetzt. In Trainerjahren gerechnet bin ich noch jung. Ich habe, da bin ich mir absolut sicher, jetzt meine besten fünf Jahre vor mir. Ich habe noch genug Energie und verfüge gleichzeitig über eine unglaubliche Erfahrung. Ich bin sicher in meinen Entscheidungen und habe bereits Fallschirmsprünge gemacht, wo sich der Schirm erst im letzten Moment geöffnet hat. Ich bin aus dem reißenden Strom entkommen, dem einige zum Opfer gefallen sind. Ich brauche nicht mehr zu experimentieren. Ich kann noch begeistern und Begeisterung wecken. Ich bin noch hungrig. Ich will mit Bayern Meister werden. Und ich werde mit Bayern Meister.
    Und dann, in fünf oder acht Jahren, kann ich – wer weiß? – noch einmal als Bundestrainer zurückkehren. Denn selbst dann bin ich noch nicht zu alt. Mich nervt ohnehin immer diese Diskussion ums Alter. Es gibt nicht »zu alt«. Als Phil Jackson 1999 Trainer der Los Angeles Lakers wurde, war er 54 Jahre alt. Fünf Mal holte er mit seinen Jungs noch den Meistertitel. Als er im Mai 2011 bei seinem Rücktritt sagte, »Es war eine schöne Reise, aber es kommt die Zeit, in der junge Männer in meinen Beruf drängen und, so wie ich früher, ihre Chance verdienen«, hatte er 65 Jahre auf dem Buckel.
    Also: Ich habe meine besten Jahre noch vor mir. Und ich werde mit Bayern ein Bild malen. Ein Trainer ist immer auch ein Künstler, jemand, der etwas gestaltet. Als Bundestrainer hat man leider nur wenige Wochen im Jahr, in denen
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