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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber
Autoren: Heron Carvic
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Kirche wagte. Drei volle Wassertanks würden in Kürze vorfahren, und andere Wagen machten sich auf den Weg, um ebenfalls Nachschub  herbeizuschaffen. Dann konnten sie die Ruinen löschen, bis sie so abgekühlt waren, daß man sich hineinwagen konnte. Doch selbst dann drohte noch Gefahr von den instabilen Wänden und den halb eingebrochenen Balken.
    Es sei wohl kaum möglich, prophezeite der Feuerwehrhauptmann, vor dem Morgen auch nur in die Nähe der Krypta zu gelangen. Alle, die im Moment nichts  zu tun hatten, sollten ein paar Stunden schlafen, etwas essen und bei Morgengrauen wiederkommen, wenn die Trümmer weggeräumt werden konnten.
    Es war ein klarer, wolkenloser Septembermorgen, als die Sonne aufging, um die Schatten und das Chaos der Nacht zu vertreiben. Die Dorfbewohner waren wieder fast vollständig an Ort und Stelle, um die schwitzenden Männer aufzuheitern, die Ordnung in den noch immer dampfenden Ruinen schafften. Sie versorgten die Unermüdlichen mit Brot und Käse, Schinkensandwiches und Eiern, selbstgebackenem Kuchen, schwarzem,  gesüßtem Tee und Limonade.

    Die Nachrichten hatten sich rasch in der ganzen Gegend verbreitet, und auch aus den Nachbardörfern eilten Menschen herbei. Kurze Zeit später tummelten sich Leute aus nah und fern an der Katastrophenstelle, Reporter, Pressefotografen und zwei Fernsehteams drängten sich durch die Menge und kämpften um den besten  Aussichtsposten. Miss Seeton, die noch den Schlaf der Gerechten schlief, glänzte durch Abwesenheit, deshalb stand die Kiste, die wie ein Kindersarg aus Plastik aussah und je einen vergoldeten Griff an den Seiten hatte, im Mittelpunkt des Interesses. Bob Ranger und zwei uniformierte Polizisten wachten über diese eigenartige Truhe. Spekulationen war Tür und Tor geöffnet. War eine Leiche aus der Kirche gebracht worden? Wieder ein Mord? Eine Auseinandersetzung des Mörders mit seinem Opfer? Die Journalisten rückten den Polizisten zu Leibe und bombardierten sie mit Fragen, erhielten aber keine zufriedenstellenden Auskünfte. Dann war endlich der Weg durch die Kirchenruinen passierbar. Angeführt vom Feuerwehrhauptmann machten sich Delphick, Brinton und der junge Trompeter, gefolgt von Dr. Knight und zwei  Sanitätern, auf, um in die Krypta zu gelangen.
    Die Szene, die sie im Keller erwartete, erinnerte an Hogarths Impression vom Schuldgefängnis. Innerhalb von Sekunden wurde offenbar, daß sie keineswegs als Retter willkommen geheißen wurden. Einige der gläubigen Nuscientisten befanden sich im Schockzustand, als sie nach ihrer langen Nachtwache in die Wirklichkeit zurückgeführt wurden – die nächtlichen Geräusche, die sie gehört hatten, die Hitze und der Rauch, den sie bei ihren Atemübungen tief in die Lungen gesogen hatten, waren für sie Indizien für das nahende Ende der Welt gewesen.
    Andere waren apathisch nach den überstandenen Strapazen oder schlicht nicht mehr fähig, sich zurechtzufinden. Die Aufforderungen der Retter, sich ins Freie zu begeben, machten keinerlei Eindruck auf sie.
    Der Trompeter flüsterte Delphick zu: »Sie kennen mich.
    Darf ich es versuchen, Sir?« Delphick nickte. Der junge Mann baute sich vor den erschöpften Gläubigen auf und herrschte sie streng an: »Los, aufstehen. Raus hier, ihr alle!«
    Da war jemand, den sie kannten, der den richtigen Tonfall hatte, und sie reagierten tatsächlich. Sie standen auf, und mit der sanften Hilfe und freundlichen Überredungskunst ihrer Retter taumelten sie ans Tageslicht.
    Sie wurden mit großem Jubel begrüßt. Fotoapparate klickten, Kameras surrten. Mikrophone wurden vor ihre Gesichter geschoben, damit der großen weiten Welt kein Wort entging, wenn sie sich dankbar über ihre Rettung äußerten.
    Die schwere Prüfung und die Qualen hatten ein Ende; die Nacht der Angst war vorbei; das drohende  Armageddon hatte sie verschont; die Last der  Verantwortung, eine neue Welt zu erschaffen, war ihnen von den Schultern genommen. Hinter ihnen lagen die schwarzen Trümmer der Kirche und der verkohlte Wald; vor ihnen breitete sich das grüne Kent unter dem blauen Himmel aus. Die Sonne des neuen Tages brachte die Ränder der kleinen weißen Wolken zum Leuchten und tauchte die Erde, die schon in den ersten Herbstfarben schimmerte, in goldenes Licht. Ihre Häuser waren unversehrt, Verwandte und Freunde lebten noch.
    Lächelnde Gesichter hießen sie willkommen. Ihre Wertsachen waren in Sicherheit – die Kiste, in der sie aufbewahrt worden waren, stand
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