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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber
Autoren: Heron Carvic
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Fremder. Sie stürmte vorwärts und schrie gellend: »Diebe, haltet die Diebe!«
    Der grelle Schein der Taschenlampe blendete sie. Es gab einen explosionsartigen Knall. Sie blieb stehen, taumelte noch ein paar Schritte und fiel ihm dann vor die Füße.
    »Du Idiot«, fuhr N. seinen Begleiter an. »Den Schuß haben sie in dem Keller da oben ganz bestimmt gehört.
    Wahrscheinlich werden sie sofort loslaufen, um nachzuschauen, was los ist.«
    »Ich mußte sie ausschalten«, verteidigte sich Duke. »Sie hat unsere Gesichter gesehen.«
    »Warum mit der Pistole? Du hättest ihr den Schädel einschlagen können.«
    »Wir haben’s doch fast geschafft. Wir werden auf und davon sein, bevor jemand die Leiche findet. Gar kein Problem.«
    Aber er täuschte sich – sie hatten ein großes Problem.
    Der Knall und sein Echo hatte ihr Gehör geschwächt, deshalb entging ihnen das Rumpeln und Poltern, als die Steine und das Erdreich zu rutschen begannen. Der Tunnel war nicht stabil genug, um Erschütterungen wie einem lauten Knall standzuhalten, zudem waren die Stützen alt und nie repariert oder erneuert worden. Das Poltern schwoll zu einem Donnergrollen an; die Decke des Tunnels bebte, knirschte, riß auf, die Risse wurden breiter und länger, bis ein Stück einstürzte und die beiden Männer unter sich begrub.

    Die Männer von der Wasserwacht, die die Küste mit ihren Nachtferngläsern beobachteten, hatten ein kleines Boot ausgemacht, das in der Nähe der Küste vor Anker lag. Sie manövrierten ihr Schiff näher heran, um es sich genauer anzuschauen. Es war eine Motorbarkasse mit niedrigem Tiefgang; jetzt, bei Ebbe, war das Wasser an der Stelle, wo es ankerte, nur etwa kniehoch. Es war ein gechartertes Boot, befanden die Wasserpolizisten, wie sie allerdings zu dieser Ansicht gelangten, war Bob Ranger ein Rätsel. Sie drehten bei, gingen an Bord der Barkasse und manipulierten zur Vorsicht den Motor so, daß er nicht mehr ansprang. Währenddessen watete der Sergeant an den Strand. Dort ließ er sich auf einem Felsen nieder, um sich Socken und Schuhe wieder anzuziehen. Plötzlich hörte er gedämpfte Schreie und eine Explosion. Einige Sekunden später ertönte ein Rumpeln, dann ein Donnern, und Bob spürte eine Erschütterung. Mittlerweile waren auch die Beamten von der Wasserwacht an Land  gekommen. Die drei Männer horchten und versuchten herauszufinden, wo die Geräusche herkamen. Sie waren sich einig, daß das Grollen seinen Ursprung nur in einer Erderschütterung haben konnte. Die beiden  Wasserpolizisten kletterten in die Felsen und suchten hinter dem Gebüsch, während sie mit ihren starken Taschenlampen die Gegend ableuchteten. Bob blieb in einiger Entfernung stehen, um nach aufsteigendem Staub Ausschau zu halten. Sie warteten, und ihre Geduld wurde belohnt. Erst stieg ein kleines Dunstfähnchen, dann eine dichte Staubwolke zwischen den Felsen auf. Sie hatten den Zugang zu der Höhle gefunden. Doch für den Moment waren ihnen die Hände gebunden, sie mußten erst abwarten, bis sich der Staub, der das Atmen unmöglich machte und ihnen die Sicht nahm, gelegt hatte. Einer der Männer hielt Wache am Höhlenausgang, der andere  kletterte mit Bob auf den Gipfel des Hügels. Sie marschierten landeinwärts und leuchteten den Boden weiträumig ab, bis sie die eingebrochene Stelle gefunden hatten. Sie begannen vorsichtig, mit den Händen im abgerutschten Erdreich zu graben, und stießen nach kurzer Zeit auf Duke. Er war tot – sein Rückgrat und der Hals waren gebrochen –, und er hielt noch immer die Pistole in der starren Hand. Eine Stimme flehte um Hilfe. Sie scharrten weiter Erde und Steine beiseite und legten ein Stück der Kiste frei; ein vergoldeter Griff blitzte im Licht der Taschenlampe auf. Die Kiste war schwer und lang und ähnelte einem Kindersarg aus Plastik. Es dauerte seine Zeit, bis sie sie in die Höhe gehievt hatten. N. der dahinter gelegen hatte, regte sich. Bob preßte sich dicht auf den Boden und faßte ihn unter den Armen, um ihn so nach oben zu ziehen. N. schrie. Ein Arm hing schlaff an seiner Seite, ein paar Rippen waren gebrochen, als er auf die Kante der Kiste geschleudert worden war. Die beiden Männer vergrößerten das Loch, hoben den Verletzten vorsichtig ins Freie und legten ihn neben seinen toten Komplizen. Sie waren gerade dabei, ihn eingehender zu untersuchen, als sie ein schwaches Ächzen aus der Tiefe hörten. Die Geräuschquelle schien ein wenig weiter entfernt zu sein und von einer Stelle zu
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