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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber
Autoren: Heron Carvic
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…«
    Die Dorfbewohner verfolgten gierig diese Szene. Na, hatten sie’s nicht immer gesagt. Und jetzt war es bewiesen  – alles Hexenwerk! Kein Mensch außer ihr würde so etwas fertigbringen … aber sie, sie marschierte so einfach mit all ihren Freunden durchs Feuer. Und wieso waren sie eigentlich splitterfasernackt, und was hatte diese Tanzerei zu bedeuten? Genau wie’s in der Bibel stand – sie hüpften durch die Feuersbrunst und kamen eiskalt wieder raus, ohne daß auch nur einem ein Haar gekrümmt worden war.
    Mrs. Flax hatte ganz recht, da mußte der Teufel persönlich die Hand im Spiel gehabt haben. Unter dem Abscheu und der Faszination am Unheimlichen regte sich aber auch so etwas wie Stolz. In keinem anderen Dorf – auch in keiner Stadt – wohnte eine, die solche Sachen machte wie Miss Seeton. Sie hatte alle ganz schön eingewickelt, die Polizei und die anderen. Seht euch doch nur diesen Foxon aus Ashford an, wie er ihr um den Hals fällt und sie herumwirbelt. Was kam jetzt noch?
    Obwohl Miss Seeton heftig protestierte, trug Foxon, der sie wenigstens diesmal pflichtgemäß abliefern wollte, sie stolz zu seinen Vorgesetzten. Vor Delphick und Brinton stellte er sie wieder auf die Füße und freute sich wie ein kleiner Hund, der zum erstenmal einen Vogel apportiert hatte.
    Delphick wurde von gemischten Gefühlen bewegt. Diese Frau war wirklich das Allerletzte – erst hatte sie die Stirn, ihn fast in den Wahnsinn zu treiben, bis er nicht mehr anders konnte, als sie für immer abzuschreiben, und dann schlenderte sie seelenruhig aus dem Höllenfeuer und zog eine Horde übergeschnappter Nudisten hinter sich her.
    Eine ordentliche Tracht Prügel, das war genau das, was sie verdiente. Er hielt sich gerade noch zurück, diesen Gedanken in die Tat umzusetzen, und gab sich, ohne ein Wort zu sagen, damit zufrieden, ihre beiden Hände zu ergreifen und wie in einem Schraubstock festzuhalten. Er war so in diesen Augenblick gefangen, daß er nicht  merkte, wie sie zusammenzuckte.
    »O Superintendent« – Miss Seeton war am Boden  zerstört-, »und Mr. Brinton, es tut mir aufrichtig leid um diesen jungen Polizisten. Er ist ums Leben gekommen.
    Eine schreckliche Tragödie. Und ich … ich war nicht sehr hilfreich, fürchte ich. Es ging alles so schnell. Aber man konnte wirklich nichts mehr tun. Ich glaube, er hat sich von diesen Verkleidungen und dem Spektakel mitreißen lassen, und er schwenkte die brennende Fackel so vehement und so … gefährlich durch die Luft, daß er sich selbst dabei in Brand steckte. Wenn er mich nur vorgewarnt hätte«, bedauerte sie, »dann hätte ich ihm entschieden entgegentreten, ihn auf die Gefahren aufmerksam machen und die Sache von vornherein  verbieten können.«
    »Was für ein Polizist?« fragte Delphick, als er die Sprache wiedergefunden hatte.
    »Derjenige, den Mr. Brinton zu mir geschickt hat. Er holte mich ab, um mich zu dieser Gegenüberstellung zu bringen. Obwohl« – sie bedachte den Chief Inspector mit einem scharfen Blick – »ich denke, Ihnen hätte klar sein müssen, daß man Menschen, die Masken tragen, nicht identifizieren kann.«
    »Er war gar kein Polizist«, platzte Mr. Brinton aufgebracht heraus, »und ich habe ihn auch nicht zu Ihnen geschickt.«
    »O doch«, widersprach Miss Seeton. »Er hat es mir selbst gesagt. Außerdem trug er Uniform, und wenn er kein Polizist gewesen wäre, hätte er das nicht getan.«
    Unvermittelt ließ sie sich ins Gras sinken. Besorgt kniete sich Delphick neben sie. Sie sah ihn verwirrt an. »Tut mir leid, Superintendent. Ich glaube … ich bin ein bißchen müde.«

    Dr. Knight kauerte sich zu ihr, untersuchte die Brandblasen an ihren Händen und versorgte die Verletzungen mit Salbe und Verbänden.
    »Freut mich, daß Sie wenigstens einmal zugeben, erschöpft zu sein.« Er zog ihr die nassen Schuhe und Strümpfe aus und behandelte auch die Brandwunden an den Beinen und Füßen. »Es ist nicht allzu schlimm. Sie hatten mehr Glück, als Sie verdienen.«
    »O nein«, erklärte Miss Seeton, »das war kein Glück.
    Ich habe meine Rettung dem jungen Mann zu verdanken.
    Er hat seine Jacke um meinen Arm gewickelt, damit ich mein Gesicht damit schützen kann.« Sie wandte sich an Delphick. »Er war äußerst hilfsbereit. Er gehört im Grunde gar nicht zu diesen eigenartigen Menschen mit den Masken. Er ist Mitglied bei dieser anderen komischen Religion.« Sie sah zu Brinton auf. »Zu der, die in Maidstone die Versammlung hatte, meine
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