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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber
Autoren: Heron Carvic
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kommen, an der der Tunnel noch intakt war. Bob kletterte hinunter und sah, daß nur wenige Steine den Weg blockierten. Er räumte sie beiseite und schob die lose Erde hinter sich.
    Eine Frau lag auf dem Boden. Trotz der vom Staub getrübten Sicht erkannte er sie: Es war die Verwandte der Colvedens, die Tante Bray genannt wurde. Auf den ersten Blick schien es, als wäre sie unverletzt, aber dann entdeckte er das Loch in ihrem Mantel über der linken Brust und das Blut, das aus der Wunde sickerte. Er kniete sich nieder, um nachzusehen, wie schlimm die Verletzung  war. Durch das Licht zu neuem Leben erwacht, setzte sich Mrs. Trenthorne auf, funkelte ihren Retter zornig an und krächzte laut und vernehmlich: »Dieb. Ihr alle seid Diebe. Mein Geld … mein Schmuck …«
    Sie gab ein Geräusch von sich, das wie Schluckaufklang, und verstummte erstaunt. Die Überraschung und die Entrüstung erstarrten auf ihren Gesichtszügen, als sie in sich zusammensank. Bob tastete nach ihrem Puls – nichts.
    Tante Bray würde nie mehr streiten und niemanden mehr mit ihrer donnernden Stimme erschrecken.

Kapitel 20
    Das Feuer schlug zurück und traf diejenigen, die es bekämpften. Die Menschenkette, die mit Decken, Ästen und sonstigem Gerät versuchte, die Flammen zu ersticken, wurde gesprengt und über den Friedhof zurückgedrängt.
    Doch Foxon, der zwischen Sir George und Reverend Treeves unermüdlich auf die Flammen eindrosch, hielt die Stellung. Daß diese drei verbissenen Kämpfer mehr Erfolg hatten als ihre Mitstreiter, lag daran, daß sich direkt vor ihnen eine Lücke im Unterholz auftat, die aussah, als hätte sich jemand einen Pfad durch die Büsche freigeschlagen.
    Die Schneise verhinderte, daß die Flammen übergriffen und die Umgebung ihres Standortes erfaßten. Foxon sah auf, seine Augen tränten und brannten. Er blinzelte, hielt ungläubig inne, zwinkerte noch einmal. War da nicht …?
    Nein, das mußte eine Täuschung … Nein, niemand konnte da … Doch, da war es wieder. Guter Gott, da hinten bewegte sich etwas. Er machte einen Satz nach hinten.
    »Wasser!« brüllte er. »Wasser, hierher, schnell!« Der nächststehende Feuerwehrmann hörte ihn und gab den Befehl weiter. In seiner Hast übersah er, wohin Foxon deutete, und richtete den Wasserstrahl direkt auf den Mann, traf ihn in den Rücken und schickte ihn zu Boden.
    Erst dann hob er die Tülle des Schlauchs an und ließ, wie die drei anderen Feuerwehrmänner, einen Wasservorhang auf die ersten Meter des Pfades niederregnen.
    Erregung erfaßte die Schaulustigen, als einer den anderen auf die neue Entwicklung aufmerksam machte.
    Was war da los? Wieso hatte Sid Noakes den Jungen mit dem starken Wasserstrahl von den Beinen gerissen? Dies war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um Unsinn zu  treiben. Warum verschwendeten sie das ganze schöne Wasser, obwohl es woanders viel nützlicher wäre? Der Vorrat war doch sowieso schon so knapp. Jetzt würde die alte Kirche ganz sicher bis auf die Grundmauern niederbrennen. Irgend etwas mußte sich auf diesem schmalen Weg durch den Wald tun. Alle, selbst die rußverschmierten und verschwitzten Männer, die so verbissen das Feuer eingedämmt hatten, hielten inne und beobachteten interessiert die Vorgänge.
    Das Kirchendach schien diese plötzliche Nichtbeachtung eifersüchtig zu machen; es hörte auf zu schwelen und überließ sich ganz und gar den vernichtenden Flammen.
    Die Umstehenden rissen entgeistert die Augen auf, als sie durch den Tropfenschleier erst unklar, dann immer deutlicher Miss Seeton und ihre tanzenden Begleiter in dem orangefarbenen Widerschein des Feuers erkannten.
    Das Kirchendach mußte sich nun wohl oder übel  geschlagen geben und begrüßte die Ankunft der Rivalin mit einem dramatischen, donnernden Zusammenbruch, bei dem die Funken in alle Richtungen sprühten.
    Der bis auf die Haut durchnäßte Foxon rappelte sich auf und starrte die Neuankömmlinge einen Moment an – er konnte es immer noch nicht fassen: Das war sein Schützling, bei dem er seine Pflichten so sträflich vernachlässigt hatte, als er in der Kirche eingeschlafen war; dies war die Frau, die er vor Schaden bewahren sollte und die, wie es schien, im Handumdrehen nicht nur sich selbst, sondern auch ihn vor einem zu allem  entschlossenen Verbrecher geschützt, ja sogar gerettet hatte, die Frau, die … Er war so erleichtert, daß er sich mit einem Jubelschrei auf sie stürzte und hochhob.
    »Sie …« Er fand keine Worte. »Sie, Sie
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