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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber
Autoren: Heron Carvic
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keinen Zweck, zur Polizei zu gehen; die Seeton würde sie nur wieder hinters Licht führen – wie immer. Was sollen wir tun?« fragte sie die Umstehenden.
    »Wir fordern sie auf, von hier zu verschwinden«, schlug jemand vor.
    »Wir gehen zum Vikar.«
    Miss Nuttel rümpfte die Nase. »Und wozu sollte das gut sein?«
    »Wir wissen alle, daß sie den alten Arthur Treeves um den Finger gewickelt hat«, sagte Mrs. Blaine. »Und seine Schwester dazu. Nein, wir müssen selbst tätig werden.«
    Plötzlich hatte sie eine Idee. »Ich weiß. Dieser Mann von der Nuscience-Versammlung in Tonbridge letzte Woche – ein großartiger Redner. Er ist der Richtige. Er hat über den Satan gesprochen und alles ganz genau erklärt. Er sagte, wir müssen das Böse bekämpfen, wenn wir ihm begegnen, aber erst müssen wir lernen, mit welchen Mitteln wir es besiegen können. Ich erinnere mich, daß er sagte, wir sollten uns über uns selbst erheben und auf einem anderen Plan zur Wehr setzen.«
    »Auf einem anderen Planeten, Bunny«, korrigierte Miss Nuttel.
    Ihre Freundin war verstimmt. »Das ist doch egal, es läuft auf dasselbe hinaus, oder nicht? Aber er ist sehr beeindruckend und gutaussehend, und ich glaube, er hat recht. Er hat sogar die Hexerei erwähnt. Es war kurz nach dem Vorfall in der Kirche von Malebury – er meinte, so was würde die Menschen in die Verdammnis zerren, und es wäre nur ein weiteres Zeichen dafür, daß das Ende der Welt naht. Er ist genau der Mann, der uns helfen kann. Es kostet natürlich eine Menge Geld, aber ich denke, das ist es wert«, befand Mrs. Blaine. »Sicher ist sicher, finde ich.
    Wirklich, Eric, ich glaube, wir sollten zu Nuscience  gehen.«
    Die alte Miss Wicks war schockiert. Sie hatte sich angehört, wie die anderen über die nette Miss Seeton gelästert hatten, und obwohl sie vollkommen verstört wegen dieser üblen Gerüchte war, konnte sie sich doch nicht von den Klatschtanten losreißen. Das Thema Hexerei faszinierte sie zu sehr. In den Zeitungen hatte es geklungen, als wäre es eine ernsthafte Bedrohung für unbescholtene Bürger, und zum erstenmal ängstigte sie sich, wenn sie nachts in ihrem kleinen Haus allein war.
    Aber Nuscience … Das war so eine verrückte neue Religion. Was würde der Vikar dazu sagen? Sie war derart entrüstet, daß sie ihre ohnehin schon viel zu großen, weit vorstehenden Vorderzähne noch mehr als sonst entblößte und die Zischlaute schärfer als gewöhnlich die Luft durchschnitten, als sie aufgeregt schimpfte: »Skandalös!«
    Mrs. Blaine überging den Einwand souverän. »In Kürze findet eine neue Versammlung von Nuscience in Maidstone statt; wir müssen hingehen, Eric.« Sie sah auch die anderen auffordernd an. »Ich denke, wir alle sollten hingehen. Wir müssen zusammenhalten. Sonst könnte alles mögliche auf uns zukommen – Orgien zum Beispiel.« Atemlos drehte sie sich zu Mrs. Stillman um.
    »Ich denke, ich nehme noch eine von diesen Suppendosen – Tomate mit Rosinen und Nüssen.«
    Ermutigt durch das couragierte Beispiel ihrer Anführerin wirbelte Mrs. Flax zu Mrs. Stillman herum und knallte die Banane so heftig auf die Theke, daß die Schale platzte.
    »Das können Sie behalten. Curry!« schimpfte sie.
    »Heidnisches Zeug. Damit will ich nichts zu tun haben.
    Geben Sie mir zwei Brühwürfel, zwei Päckchen tiefgefrorenes Gemüse und eine Dose Karotten – ich mache lieber ein Stew. Das ist gesünder« – sie richtete einen anklagenden Blick auf die Ladenbesitzerin, die es  gewagt hatte, sich für diese fremde Hexe stark zu machen
    – »und ungefährlicher.«
    Die Angst vor Übernatürlichem schien appetitanregend zu wirken. Die Damen hatten sich stärker als beabsichtigt ins Bockshorn jagen lassen und kauften weit mehr Lebensmittel als sonst ein – vielleicht hofften sie, daß übertriebene Alltagshandlungen sie in die Normalität zurückführen würden.
    Miss Seeton, die vollkommen ahnungslos war, daß sie einen derartigen Aufruhr verursacht hatte, befand sich auf dem Weg nach Hause. Noch als sie vor dem Geschäft stand, konnte sie ihr Cottage am Ende der Straße sehen.
    Der Anblick erfüllte sie wie immer mit Freude und Dankbarkeit – Freude darüber, daß sie so unverhofft in den Besitz eines hübschen Häuschens gekommen war, und Dankbarkeit der Taufpatin gegenüber, die es ihr testamentarisch vermacht hatte. Das Cottage hat einen eigenen kleinen Vorgarten, der jedoch von beiden Seiten von Reihenhäusern begrenzt ist, die die Straße
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