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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber
Autoren: Heron Carvic
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wie eine Sackgasse abschneiden. In Wirklichkeit gibt es aber zwei Abzweigungen: einen schmalen Weg, der an der Mauer, die Miss Seetons Garten abschirmt, vorbeiführt, und die im rechten Winkel abzweigende Marsh Road, die wegen der hohen Bäume im Garten der Bäckerei aus der Ferne nicht einsehbar ist. Die Marsh Road führt um das Sumpfland herum in Richtung Norden nach Brettenden und zu dem Wegweiser mit der Aufschrift RYE, der nur zur Irreführung der Ortsunkundigen dort zu stehen scheint.
    Die Marsh Road ist eine Landstraße und breit genug für zwei Autos, wenn sie vorsichtig aneinander vorbeifahren.
    Der Weg hingegen ist tatsächlich nicht sehr viel mehr als ein Weg, und der Fahrer eines Lieferwagens muß schon sehr behutsam manövrieren, um sein Vehikel ohne Kratzer durch die Passage zu fahren. Dennoch ist dies eine 25
    Durchgangsstraße, ein schmales Nadelöhr, das die beiden großen Verkehrsachsen miteinander verknüpft; das Bindeglied zwischen London und Maidstone, durch Brettenden und, nach der Brücke über den Royal Military Canal, eine der Hauptrouten zum Airport Lydd und an die Küste.
    Der große Garten hinter dem Cottage hätte für Miss Seeton eine enorme Belastung dargestellt, hätte sie nicht zusammen mit dem Anwesen die Arrangements
    übernommen, die ihre Patin Vorjahren mit einem örtlichen Farmarbeiter und seiner aus London gebürtigen Frau getroffen hatte. Stan Bloomer kümmerte sich in seiner Freizeit um den Garten, zog Gemüse und Obst für Miss Seeton, seine Familie und für den Verkauf; und nach demselben Prinzip hielt er am Rand des Grundstücks in zwei kleinen Ställen Hühner. Seine Frau Martha kam –
    gegen ein geringes Entgelt – zweimal in der Woche am Vormittag zum Saubermachen und Kochen und erledigte alle Arbeiten im Haus, die sie für nötig hielt. Eines allerdings hatte Miss Seeton nicht geerbt, nämlich die Mittel, um den Besitz instand zu halten. Die alte Mrs.  Bannet hatte ihr zwar ihre gesamte Barschaft  hinterlassen, aber nachdem die Bestattungskosten und alles andere beglichen waren, blieb Miss Seeton zusätzlich zu ihrer kleinen Pension nur noch ein geringes
    Einkommen, das ihre bedenkliche finanzielle Lage nicht entscheidend verbessern konnte.
    Miss Seeton hatte Glück gehabt – oder Pech, je nachdem  –, weil ihre Ankunft, als sie das Erbe angetreten und sich in ihrem neuen Domizil eingerichtet hatte, vom grellen Licht der Öffentlichkeit beleuchtet worden war. Es konnte nie ermittelt werden, ob die Verwicklung in unliebsame Ereignisse Schicksal oder Miss Seetons eigene Schuld war. Man konnte ihr wohl kaum einen Vorwurf daraus 26
    machen, daß sie in London Zeugin eines Mordes gewesen war, doch sie hatte offene Kritik heraufbeschworen, als sie ihren Regenschirm in den Allerwertesten des Mörders bohrte, während er mit einer denkwürdigen Vorstellung versuchte, sein Verhalten zu korrigieren. Durch diese Tat war sie Scotland Yard aufgefallen. Ihre Erfahrung als Zeichenlehrerin hatte sie in die Lage versetzt, eine ziemlich naturgetreue Skizze von dem Killer anzufertigen.
    Superintendent Delphick zog auch aus anderen
    Zeichnungen Nutzen, als Miss Seeton hin und wieder –  ohne weitere Absichten damit zu verfolgen – ihre intuitiven Empfindungen über einen Menschen und nicht so sehr sein tatsächliches Äußeres zu Papier brachte. In einem anderen Fall bat der Superintendent Miss Seeton mit Genehmigung des stellvertretenden Commissioners um ihre Mithilfe, und das Experiment verlief erfolgreich.
    Miss Seeton kannte den wahren Grund, warum die Polizei ihre Dienste nützlich fand, nicht und hätte ihn auch nie verstanden. Sie wußte natürlich, daß Künstler oft beschäftigt wurden, wenn keine Fotos zur Verfügung standen oder unbrauchbar waren. Deshalb hielt sie sich, wenn sie überhaupt darüber nachdachte, für eine gelegentliche Phantombild-Zeichnerin, ohne zu
    registrieren, daß man sie gar nicht beauftragte, Phantombilder zu zeichnen. Die Schecks, die ihr die Polizei für ihre diversen Kunstwerke zukommen ließ, hatten ihr vorübergehend aus den Verlegenheiten geholfen, und sie fand, daß das den extravaganten Kauf der Puppe rechtfertigte.
    Major General Sir George Colveden, Baronet, Ritter of the Bath und Friedensrichter, war dank seines
    unermüdlichen Interesses und seiner Hilfsbereitschaft bei Gemeindeangelegenheiten in die veraltete Rolle eines Landjunkers gedrängt worden. Er und seine Frau hatten  Miss Seeton unter ihre Fittiche genommen, als es bei
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