Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber
Autoren: Heron Carvic
Vom Netzwerk:
die Dinge immer ins Laufen, wenn sie in der Nähe ist. Ich sage nicht, daß sie sie in Gang bringt, aber du mußt zugeben, daß sich immer etwas tut.«
    Delphick zuckte mit den Achseln und lehnte sich zurück.
    »Versuch dein Glück, wenn du willst, Chris. Wenn du deinem Chief Constable die Idee so verkauft hast, gibt es nichts, was dich daran hindern würde, aber ich verstehe nicht, was wir damit zu tun haben.«
    »Ach, wirklich nicht?« versetzte Brinton. »Unser C.C. spricht mit eurem stellvertretenden Commissioner über eine Art inoffizielle Übergabe an euch. Ich dachte, es ist an der Zeit, eurem Riesenbaby hier« – er deutete mit dem Daumen auf den Sergeant –, »ein bißchen Urlaub zu gönnen. Da er mit Dr. Knights Tochter verlobt ist, könnte es nicht schaden, wenn er sich einige Zeit in Plummergen aufhält und ihr den Hof macht. Wir brauchen jemanden an 12 Ort und Stelle, der die Augen offenhält, und natürlich ist es günstig, wenn er aus privaten Gründen, die nichts mit der Polizeiarbeit zu tun haben, in der Gegend ist.«
    Urlaub? Nach Kent abhauen und mit Anne Zusammensein? Bob Ranger strahlte. Besser konnte es nicht kommen. Er sah seinen Vorgesetzten erwartungsvoll an.
    »Warum Plummergen und nicht Iverhurst?« hakte Delphick nach.
    »Iverhurst ist zu klein. Drei oder vier Farmen, ein paar Cottages, das ist schon alles. Nicht einmal ein Laden.
    Plummergen ist nicht weit weg und hat ungefähr fünfhundert Einwohner. Wenn dein stellvertretender Commissioner grünes Licht gibt und Miss Seeton mitmacht, dann heißt das, daß wir deinen Sergeant unter einem einleuchtenden Vorwand vor Ort haben. Er wird alles beobachten, mit dir in Verbindung bleiben und Miss Seeton unter Kontrolle halten.«
    Der Sergeant riß die Augen auf. Miss Seeton unter Kontrolle halten? Das war ganz und gar unmöglich. Die wirbelte ständig herum, bewaffnet mit einer Riesenportion Naivität und einem Regenschirm, und stellte in Null Komma nichts alles von hier bis Land’s End auf den Kopf.
    Der Superintendent ließ den Stift auf den Schreibtisch fallen. »Angenommen, wir machen mit, hast du schon vorgefühlt, was mit Miss Seeton ist? Wie denkt sie darüber? Hat sie überhaupt Zeit?«
    Brinton lachte. »Ich hab’ Potter gefragt. Er sagt – wie alle anderen in der Gegend – daß die Leute in Plummergen eine Heidenangst vor dem Hexenkram haben, und das halbe Dorf ist mehr oder weniger davon überzeugt, daß Miss Seeton die Oberhexe ist. In dem Moment, in dem Potter Miss Seeton und Hexen in einem Atemzug genannt  hat, kam es mir vor, als hätte das Schicksal zugeschlagen.
    Ich dachte, falls sie wieder anfängt, dann setzen wir sie lieber gleich auf die richtige Spur. Es wäre ein Akt der Nächstenliebe, wenn wir sie von diesem Hexenzauber befreien und sie zu Nuscience bringen. Wir wären ihr wirklich dankbar, wenn sie mit ihrem Regenschirm in Nuscience herumstochern und den Schwindel auffliegen lassen würde. Aber sobald es ihr wieder einfällt, um Mitternacht im Teich zu baden, im Kanal auf und ab zu schwimmen und generell alle verrückt zu machen, übernehme ich nicht die Verantwortung – nicht allein jedenfalls. Außerdem brauchen wir einen gewissen Nachschub an Hüten und Regenschirmen – sie arbeitet gut und gern drei pro Woche auf, wenn sie in Form ist.« Er kicherte. »Man muß sie einfach gern haben, ob man will oder nicht, aber ich werde schlichtweg nicht mit ihr fertig.«
    Schließlich vereinbarten sie, daß Delphick Bescheid bekommen würde, falls Sir Hubert Everleigh, der stellvertretende Commissioner, mit dem Plan einverstanden war; dann sollte Sergeant Ranger der Ashford Division zugeteilt und in Plummergen stationiert werden, aber so, daß alle Welt glauben mußte, er sei in Urlaub. Gleichzeitig würde Miss Seeton beauftragt werden, sich bei Nuscience umzusehen und soviel wie möglich über die Organisation herauszubekommen.

Kapitel 2
    Sie war eine Puppe.
    Die Septembersonne funkelte in dem Fenster, hinter dem sie reglos und unnahbar saß, und schimmerte auf ihrem Haar, das ihr in einer sanften, goldenen Welle auf die Schultern flutete. Ihre Augen, die wie blaue Bergseen im Sommer glitzerten, waren von den Lidern und den langen, dichten Wimpern halb verdeckt. Das rosige Gesicht wirkte so zart wie eine reife Nektarine. Ihre Nase war klein und gerade, der Mund korallenrot mit sinnlich geschwungener Oberlippe. Das von einem Könner geformte Kinn zeigte die Andeutung eines Grübchens. Ihre Figur war von dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher