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Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles
Autoren: Heron Carvic
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einer Geldstrafe und einer Standpauke davongekommen war. Übrigens war es unschicklich von Thatcher, diese ganze Familiengeschichte vor Fremden zur Sprache zu bringen. Oder hatte er etwas damit bezweckt?
    Haleys wirre Gedanken schalteten zurück; er versuchte, sich an das Gespräch zu erinnern. Was hatte er zu ihr gesagt? »Bitte, grüßen Sie ihn von mir.« Damit war ihr Vater gemeint. »Versuchen Sie nicht, zu hoch zu setzen.« Das besagte nichts, es sei denn, die Lady hatte etwas vor. »Können nicht zulassen, daß Sie leichtsinnig werden.« – »Aller guten Dinge sind drei – auch bei Unannehmlichkeiten.« Hm, könnte unverdäch… könnte in Ordnung sein; könnte aber genausogut eine Drohung sein. Nach Thatchers Benehmen zu urteilen und nach allem, was er von dem Kerl wußte, könnte das verdammt gut eine Drohung sein.
    Wie schrecklich unangenehm! Miss Seeton betrachtete Thatchers Rücken. Wenn er dieser Mrs. Herrington-Casey auch nur kurz begegnet war, mußte er Bescheid wissen. Sie sah Tom Haley an. Er schien in Gedanken vertieft zu sein. Was für ein unangenehmer Mann, dieser Thatcher. Nicht daß man Grund hätte, so zu denken – er war von vollendeter Höflichkeit gewesen. Aber so ein zynisches, fast höhnisches Benehmen. Vielleicht war sie voreingenommen, weil sie wußte, daß die Polizei sich für ihn interessierte. Das hieß im allgemeinen, daß etwas Unbefriedigendes vorlag, und dies mochte sie beeinflußt haben. Was das Mädchen anging, so war deren Mund fest geschlossen, und sie war sehr blaß geworden. Aber jetzt eher aus Zorn als aus Angst, glaubte sie. Gewiß war es bedauerlich, wie Mr. Thatcher sich betragen hatte, obwohl er sich möglicherweise nicht klar darüber war, daß sie sich fremd waren. Sein Mitleid mit dem Unfall des Vaters konnte man ihm jedoch nicht übelnehmen; das war so seine Art. Aber Derrick – vermutlich ihr Bruder –, der sich wie ein Dummkopf aufgeführt hatte; was immer er getan hatte – es war eine bedauernswerte Taktlosigkeit und peinlich, vor anderen Leuten darüber zu sprechen.
    Deirdre Kenharding stand plötzlich auf. »Danke für den Sekt und alles. Es tut mir leid, wenn ich unhöflich war.« Sie war schon gegangen, ehe Haley, der nur langsam reagierte und mühsam auf die Beine kam, passende Worte fand, sie daran zu hindern.
    »Haben Sie alles, was Sie brauchen, Miss S.«, murmelte er. »Ich meine, genug von dem Kerl gesehen, um ihn aufs Papier zu bekommen?« Miss Seeton nickte. »Gut. Ich weiß nicht, ob er auf den Mrs.-H.-C.-Köder reingefallen ist, aber ich glaube, wir trinken den Kaffee aus und kratzen die Kurve.«
    Es war genau das, was er dann tat. Er bezahlte die Rechnung und kurvte im Zickzack hinter seiner Begleiterin her die Treppe hinunter auf den Schreibtisch zu, der neben dem Haupteingang stand, wo er ihre Chips in Geld umtauschte. Man bot ihm für einen so hohen Betrag einen Scheck an. Er tat jedoch diesen Vorschlag mit einer Handbewegung ab und bestand auf Bargeld. Bei Gott! In seinem ganzen Leben hatte er noch niemals so viel Zaster in Händen gehabt- und würde es wahrscheinlich auch nie wieder haben. Über viertausend Pfund! Das meiste davon stopfte er in Miss Seetons Handtasche, bis sie sich kaum noch schließen ließ. Den Rest steckte er in die eigenen Taschen und geleitete Miss S. ins Foyer.
    Oben in einem Büro wartete Thatcher auf eine Meldung. Das Telefon klingelte, und der Kasinomanager nahm den Hörer ab.
    »Ja?« Er horchte kurze Zeit, machte einige Notizen, dankte, legte wieder auf und wandte sich Thatcher zu. »Es gibt einen Thomas E. Haley. Er gehört zur Kriminalpolizei und ist dem Betrugsdezernat zugeteilt«, er warf einen Blick auf seine Notizen, »die Beschreibung paßt auf ihn.«
    »Gut.« Thatcher zog an seiner Unterlippe. »Dann will ich mich einmal inspirieren lassen und raten, wer die alte Frau ist. Irgendeine Künstlerin – ich habe ihren Namen vergessen –, die sie ziemlich oft beanspruchen. Das wird ihre Antwort daraufsein, daß es ihnen nicht gelungen ist, ein Foto von mir zu bekommen.« Er steckte seine Hände in die Taschen und begann, im Zimmer auf und ab zu wandern. »Dem werde ich ein Ende machen. Sie ist klug oder hatte Glück, oder beides. Glücklicherweise saß das Kenharding-Mädchen bei ihnen, sonst wären sie vielleicht ungestraft davongekommen.«
    Der Kasinoleiter machte ein saures Gesicht. »Ich würde denken, es war ein Glück, daß man versuchte, sie für jemand auszugeben, den Sie zufällig
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