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Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles
Autoren: Heron Carvic
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gewaltsam auf den Rücken gedreht, während Delphick Haley hochzog und ihn festhielt, damit er nicht wieder hinfiel.
    »In Anbetracht Ihres Zustandes, der noch einer Erklärung bedarf, war das gute Arbeit und prompte Reaktion.«
    »Nsch«, sagte Haley undeutlich.
    Der riesige Bob Ranger, der noch Seetons Angreifer festhielt, zog Shorty am Kragen vom Boden hoch, prüfte die klaffende Wunde an seiner Stirn und bemerkte: »Dieser hier ist hart gestürzt, Sir, und wird genäht werden müssen. Er wird sicher bald zu sich kommen.«
    Ein Polizist in Uniform näherte sich der Gruppe. »Na, was…?« Er erkannte Delphick. »Entschuldigen Sie, Sir. Ich wußte nicht, daß Sie hier das Kommando haben. Ich habe schon angerufen. Sie schicken einen Streifenwagen. Kann ich etwas tun?«
    »Ich habe nicht das Kommando hier«, erklärte der Chefsuperintendent. »Wir – eh – waren zufällig da. Wenn Sie diesem Gentleman Handschellen anlegen«, er zeigte auf Lofty, »und ihn festhalten, bis der Wagen – ah!« Er hörte eine sich nähernde Sirene. »Da kommt er! Gut! Wenn Sie jetzt helfen, die Leute zurückzuhalten«, Passanten fingen an, sich zu einer aufgeregten Gruppe zu sammeln, »vielleicht könnten wir die Scheine aufheben.« Er wies auf das Geld, und es kam ihm erst jetzt zum Bewußtsein, daß es sich größtenteils um Zwanzig- und Zehnpfundnoten handelte. »Was haben Sie gemacht – die Kasse erleichtert?« Er ließ Haley los. »Machen Sie voran!«
    Als Tom Haley losgelassen wurde, sank er selig zu Boden. »Herrlich! Geld wie Heu«, sagte er nachdenklich. Er steckte eine Hand in die Manteltasche, zog ein weiteres Bündel hervor und bot es Delphick an. »Nehmen Sie. Hab’ noch mehr!«
    Delphick ignorierte ihn. Er beobachtete, daß Bob Ranger, dem man den ersten Gefangenen abgenommen hatte, Shorty noch am Kragen festhielt. »Sergeant«, wies er ihn an, »legen Sie ihn hin, ehe Sie ihn erwürgen. Und wenn Sie ein sauberes Taschentuch haben«, fügte er hinzu, »dann verbinden Sie ihm den Kopf, bis die Ambulanz kommt.«
    Der Sergeant gehorchte. Dann half er Delphick und Miss Seeton, das Geld aufzuheben. Der Chefsuperintendent lächelte sie an. »Wäre es zuviel verlangt, mir genau zu erklären, was passiert ist?«
    Sogleich bedauerte er das Wort »genau«. Genauigkeit war geradezu ein Laster von Miss Seeton, besonders wenn sie es mit der Polizei zu tun hatte. Ihre Gedanken schwirrten durcheinander. Um sicher zu sein, daß man sie richtig verstand und alles Wesentliche erfaßte, begann sie häufig ihren Bericht mit dem Schluß der Ereignisse, um dann rückwärts den Fall Punkt für Punkt aufzurollen, bis niemand mehr etwas begriff. Ehe sie antworten konnte, war der Streifenwagen da. Seines Ranges wegen mußte Delphick die Jagd nach dem Geld den anderen überlassen. Er gab Anweisung, den einen Gefangenen abzutransportieren und zu verhören. Er wurde zunächst der tätlichen Beleidigung eines Polizeibeamten beschuldigt. Shorty, der langsam und stöhnend das Bewußtsein wiedererlangte, hatte offenbar eine Gehirnerschütterung und sollte ins Krankenhaus gebracht werden. Die sich ansammelnden Passanten mußten zurückgehalten werden. Für später merkte sich Delphick, daß der Portier, der mit dem Taschentuch gewunken hatte, ins Kasino zurückgekehrt war und sich an den Vorgängen draußen nicht weiter beteiligt hatte. Dann wandte er sich wieder Miss Seeton und Bob Ranger zu, die die letzten verstreuten Scheine aufhoben.
    »Nun?« fragte er sie.
    »Ich glaube, es war ein Mißverständnis«, antwortete sie.
    Das war die größte Untertreibung, die er seit Wochen gehört hatte. Er verbiß ein Lachen. »Ich möchte mich Ihrer Ansicht anschließen; aber von wessen Seite und über was?«
    »Es war der größere Mann – der, den Sie mit dem Polizisten weggeschickt haben. Er bat mich – nun, in Wirklichkeit befahl er mir, in den Wagen einzusteigen. Ich sagte, ich glaube, er müsse sich irren. Aber ehe er Zeit hatte zu antworten, fielen Mr. Haley und der andere – ich sah natürlich nicht, was vor sich ging, weil sie hinter mir waren – neben uns auf die Erde, und er – der Große meine ich – wollte Mr. Haley schlagen. Da er nicht innehielt, als ich es ihm befahl, schlug ich zu. Auf den Kopf. Und sie platzte. Die Handtasche, meine ich.«
    »Hat er, außer daß Sie einsteigen sollten, noch etwas anderes gesagt? Hat er irgendeinen Grund angegeben?«
    »Nein. Deshalb bin ich sicher, daß es ein Irrtum war.
    Verstehen Sie, es gab doch
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