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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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verkündete, der duff sei kalt und ohne Firlefanz noch besser als die üblichen heiß servierten duffs .
    Die Reste des Mahls waren gerade erst weggepackt, als die Kutsche langsamer wurde und schließlich zum Stehen kam.
    »Hoppla«, sagte Mr. Treadgill, nachdem er auf seine Uhr geschaut hatte. »Wir haben kurz vor vier. Da hat er aber ganz schön Zeit aufgeholt.«
    »Aber wir sind noch nicht in Ipswich«, meinte Mary und sah aus dem Fenster. »Wir sind noch auf dem Weg. Warum wir wohl halten?«
    »Wegelagerer«, stöhnte Mrs. Oldworthy und hielt den Picknickkorb fest umschlungen. »Oder die Gidding ist über die Ufer getreten und hat die Straße überschwemmt.«
    »Die Aufregung ist sicherlich ganz unnötig«, versicherte ihnen Mr. Treadgill. Er schob das Fenster auf und rief dem Fahrer zu: »Hallo! Was ist denn passiert?«
    »Sieht so aus, als ob es einen Unfall gegeben hat, Sir«, rief der Kutscher. »Ned is abgesprungen, um sich’s anzusehen.«
    »Ojemine«, murmelte Mrs. Oldworthy und stellte den Korb wieder unter den Sitz. »Aber diese Kutscher sind auch so waghalsig. Wir müssen dankbar sein, dass es nicht noch mehr Unfälle gibt.«
    Nach ein paar Minuten hörten sie, wie sich die Männer draußen berieten. Dann öffnete der Kondukteur die Tür und erstattete ihnen Bericht. Er war trotz seines triefnassen Paletots von imposanter Statur, mit tiefer, knurriger Stimme. »Vor uns gab’s einen schlimmen Unfall, Sir, M’ladies. Der Gentleman ist über Bord gegangen und im Graben gelandet.«
    Es war unklar, was getan werden sollte. Der Gentleman schien so schwer verletzt zu sein, dass der Kondukteur sich nicht traute, ihn zu bewegen. Aber bis nach Ipswich, wo es einen Dr. Truelove gab, waren es noch mehr als drei Meilen. Der Kutscher konnte die Nachricht vom Unfall nach Ipswich überbringen. In dem Fall musste der Verletzte jedoch allein zurückgelassen werden.
    »Vielleicht sollte jemand hier bei ihm bleiben, während die anderen nach einem Arzt Ausschau halten?«, schlug Mary vor.
    »Das haben wir uns auch gedacht, Sam und ich«, stimmte der Kondukteur ihr zu und kratzte sich dabei am Kinn. »Wird wohl das Beste sein, wenn Sam so schnell er kann nach Ipswich fährt und einen Arzt hierherschickt. Ich bleib hier und versuch den Gig zu reparieren.Wenn der Arzt dann nicht bald da is, kann ich den Gentleman ganz behutsam in Bewegung bringen.«
    »Aber wer kümmert sich denn um ihn, während Sie den Gig reparieren?«, fuhr Mary unbeirrt fort. Sie sah ihre Mitreisenden an, doch niemand rührte sich. »Aber wir müssen doch etwas unternehmen, oder?« Noch bevor sie sich dessen bewusst war, hatte Mary sich entschieden, ebenfalls dazubleiben.
    »Oh, Miss Finch!«, entfuhr es Mrs. Oldworthy.
    »Das ist sehr löblich«, sagte Mr.Treadgill, »aber sind Sie sich sicher? Vielleicht sollte doch besser ich …«
    »Bei Ihren Lungenproblemen? Sie holen sich noch den Tod bei dieser Kälte, Mr. Treadgill.«
    »Aber was wird dann aus Miss Finch?«
    »Ich komme schon zurecht«, entgegnete Mary, knöpfte sich ihren Mantel zu und zog die Handschuhe an. »Möglicherweise kann ich etwas für ihn tun, und selbst wenn nicht … dann …«
    Mrs. Oldworthy fuhr mit ihren Einwänden fort, aber Mary stieg bereits aus der Kutsche.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, bat sie sie eindringlich. »Mr. … Ned wird in der Nähe sein und den Gig reparieren. Bitte beeilen Sie sich, und schicken Sie einen Arzt, ja?«
    »Dann nehmen Sie wenigstens diese Flasche Kräuterelixier. Ohne die gehe ich nie auf Reisen.Vielleicht weckt es ja die Lebensgeister des armen Mannes. Soll ich Miss Finch die restlichen Servietten geben, Mr. Treadgill?«
    »Aber natürlich, Mrs. Oldworthy; ach ich wünschte, wir könnten noch mehr helfen. Natürlich schicken wir so schnell wie möglich Hilfe zu Ihnen.« Mr. Treadgill sah mit Unbehagen gen Himmel. »Wenn es doch nur nicht so trübe wäre. Ich wünschte … Kümmern Sie sich gut um die junge Dame«, ermahnte er Ned.
    »Klar doch, Sir. Keine Sorge.«
    Likörflasche und Servietten wurden Mary hinuntergereicht, und sie trat einen Schritt zurück, als die Kutsche wegfuhr. »Auf Wiedersehen!«, rief sie ihnen nach.
    »Auf Wiedersehen, Miss Finch. Gott segne Sie.«
    »Hier lang, Miss«, sagte Ned.
    Mary eilte ihm nach und machte dabei kleine Sprünge, um den größten Pfützen auszuweichen. Fast bereute sie schon ihren voreiligen Entschluss, die Kutsche verlassen zu haben. Ihre Erfahrungen als Krankenschwester beschränkten sich
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