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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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fassen. Aber sie durfte diese letzte Gelegenheit nicht einfach vorüberziehen lassen. »Ich wollte noch sagen … Ich wollte Ihnen noch erzählen …«, aber noch bevor sie ihm mehr sagen konnte, verschlug es ihr vollends die Sprache.
    Holland hustete und fluchte kaum hörbar.
    »Oh!«, rief sie. »Ihre Wunde. Sie schmerzt sicher!«
    »Nein, alles in Ordnung«, entgegnete er, »ist nur noch ein bisschen entzündet.«
    »Da müssen Sie vorsichtig sein«, drängte Mary ihn. Er war ganz rot im Gesicht und sah aus, als ob ihm unwohl wäre. Würde er gleich ohnmächtig werden? Sie ging zu ihm hin. »Vielleicht sollten Sie sich besser setzen.«
    »Nein, nein«, beteuerte er, zog sie aber stattdessen näher zu sich heran. Mary spürte, wie er sie eindringlich ansah, aber sie wagte nicht, noch einmal aufzuschauen. Dann fuhr er mit leiser Stimme fort: »Ich habe mich gefragt, meinten Sie wirklich, was Sie vorhin sagten? Dass Sie es in Suffolk langweilig finden könnten? Ich dachte, mit dem Haus und allem … Junge Damen mögen so etwas doch eigentlich.«
    Unwillkürlich musste Mary lächeln. »Nicht alle jungen Damen, glaube ich. Oder jedenfalls nicht unentwegt.«
    »Also … würde es Ihnen dann gefallen, von Zeit zu Zeit nach London zu kommen? Natürlich nicht allein, sondern mit einem … ähm oder sogar mit Mrs. Tipton, wenn Sie ihr Geplapper ertragen können, um sich die Sehenswürdigkeiten anzuschauen … oder während der Saison.« Er zuckte mit den Achseln, weil er sich eingestehen musste, dass er nicht in der Lage war, eine vernünftige Erläuterung dieses alljährlich stattfindenden gesellschaftlichen Trubels zu geben. »Es geht dort immer sehr … vornehm zu, und es gibt alle möglichen … Dinge, die mit Kunst zu tun haben. Das würde Ihnen bestimmt gefallen, glaube ich.«
    »Schon möglich, dass ich käme, wenn ich Freunde hätte in London … oder in der näheren Umgebung«, murmelte sie.
    »Woolwich ist doch ganz in der Nähe.Würden Sie mich besuchen kommen?«
    Das war eine wunderbare und zugleich erschreckende Frage und reizte Mary, zu lachen oder eine witzige Bemerkung zu machen. »Hier? Wäre das nicht skandalös? Bestimmt hätte Drake da seine Zweifel und Mrs. Tipton erst …«
    Holland legte seine Hände auf ihre Schultern, woraufhin sie ihren Satz nicht zu Ende brachte. »Mrs. Tipton kann mir gestohlen bleiben und alle anderen auch. Mir ist egal, was die denken, wichtig ist nur, was Sie denken.«
    Wieder hörten sie das Klopfen an der Tür, dieses Mal war es noch eindringlicher, doch Holland rührte sich nicht von der Stelle. Zwar wollte er Mary nicht noch näher an sich ziehen, aber sie auch nicht freigeben. »Nun sagen Sie schon.«
    Sie hob den Kopf, und ihre Blicke trafen sich. Bevor sie noch etwas erwidern konnte, war auf der Treppe ein Schnauben zu hören.
    »Das ist Sir William«, flüsterte Holland. »Erröten Sie jetzt bitte nicht.«
    Dann lächelte sie. »Ich glaube«, hob sie an, »oh, vorsichtig. Sie sollen sich doch nicht bücken.«
    Als Holland sich wieder ganz aufgerichtet hatte, war ihr Gesicht puterrot angelaufen.
    »Kein unnötiges Bücken«, korrigierte er sie und strahlte Mary an.

Anmerkungen der Autorin
    Obwohl ein fiktives Werk, basiert Miss Mary und das geheime Dokument auf historischen Fakten. Im letzten Viertel des achtzehnten Jahrhunderts leisteten britische und französische Wissenschaftler einen bedeutenden Beitrag zur Weiterentwicklung der Waffenindustrie in ihren jeweiligen Ländern. Die Berufung Antoine Lavoisiers an die Königliche Pulver- und Salpeterverwaltung im Jahre 1775 führte zu einem dramatischen Anstieg in der französischen Schießpulverproduktion und zu Experimenten mit dem Ziel, ein chemisches Substitut für Salpeter zu finden, da Frankreich Salpeter weder selbst produzieren noch in der für militärische Zwecke erforderlichen Menge importieren konnte. Aufgrund des Monopols der East India Company auf bengalischen Salpeter stellte sich die Situation für Großbritannien besser dar. Während der 1780-er Jahre konzentrierten sich Männer wie Richard Watson, seines Zeichens Chemieprofessor an der Universität Cambridge, auf die Verbesserung der Sprengkraft von Schwarzpulver. Unter der Leitung von Colonel William Congreve unternahm das königliche Laboratorium in Woolwich Experimente zur Steigerung der Effektivität bei der Herstellung und Erprobung von Schwarzpulver, welche 1787 zur Entscheidung der Regierung führten, die eigene Produktion von Schießpulver
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