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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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müssen. Ich nehme an, da wird sie mir ihren Rat nicht vorenthalten.«
    »Ich bezweifle, dass Sie sie davon werden abhalten können! Aber das wird Ihnen gefallen - nicht, wenn Sie Ihnen sagt, was Sie tun sollen, meine ich, sondern … White Ladies auf Vordermann zu bringen.« Dabei gestikulierte er vage. »Um es zu einem prächtigen Ort zu machen, wie in Ihrer Vorstellung.«
    »Nicht prächtig«, korrigierte sie ihn, »eher um sich dort wohlzufühlen . Da ich mich aber selbst schon so lange nicht wohlfühle, muss ich gestehen, dass ich vielleicht ein wenig extravagant sein könnte, wenn sich mir die Gelegenheit dazu bietet.« In Anbetracht dieser Aussicht funkelten ihre Augen. »Aber bestimmt werde ich das alles schon bald ziemlich langweilig und unspektakulär finden. Ich meine, es wird alles nicht annähernd so interessant sein wie das, was Sie tun.«
    »Nein?«
    »Natürlich nicht. Sie werden wieder arbeiten, und Sir William sagt, er geht davon aus, dass Sie ein Kommando erhalten. Ist das der richtige Ausdruck? Ich bin mir sicher, das haben Sie verdient.«
    »Nun ja, vielleicht«, stimmte Holland ihr zu. Das war seine Art, sich selbst die Daumen zu drücken.
    »Und was geschehen ist, wird darauf keinen negativen Einfluss haben?«, wollte Mary noch besorgt wissen. »Sie gegen Sie voreingenommen machen? Eigentlich sollte Ihnen das zugute gehalten werden, aber manchmal genügt schon … ein Verdacht, um Unschuldige mit einem Makel zu behaften.«
    Holland grinste. Ihre Besorgnis gefiel ihm sogar noch besser als die Neckerei. »Es war nicht annähernd so schwer, sie von meiner Unschuld zu überzeugen, wie von Déprez’ Schuld. So ein dämlicher Heini von der Admiralität wollte ihm sogar eine Empfehlung ausstellen wegen seines Engagements in Westindien.«
    »Hat er unseren Streitkräften dort denn wirklich geholfen?«
    »Schon möglich, aber ich wette, bei genauerer Betrachtung, hat er uns ein bisschen geholfen und den Franzosen wesentlich mehr. Manchmal macht ein Spion das, müssen Sie wissen, er muss dem Feind etwas preisgeben, damit er so dessen Vertrauen erlangt.«
    »Wie die Spionage in Waltham Abbey.«
    »Stimmt. Wahrscheinlich hatten die Franzosen bereits beschlossen, ihre Mission dort einzustellen, deshalb haben sie keinen großen Schaden genommen, und Déprez kam so an echte Informationen, an einen echten Spion und eine echte Verschlüsselung. Und er hat sich das alles verdammt gut zunutze gemacht.« Holland wurde mit einem Mal nachdenklich. »So, wie die Dinge standen … da haben Sie sich bestimmt gewundert, nicht wahr, als Sie meinen Namen in dem Dokument sahen, das Hicks sich ausgedacht hatte?«
    Jetzt saß sie in der Zwickmühle. Zwar hatte sie vorgehabt, ihre Zweifel einzugestehen, aber das war gar nicht so einfach, wenn er sie direkt darauf ansprach. Ihr Zögern verschlimmerte alles nur noch, denn nun verfluchte Holland sich, weil er sie in eine so unangenehme Lage manövriert hatte. Sein Versuch, sie zu beruhigen, war jedoch noch weniger von Erfolg gekrönt, da sie sich selbst nicht verzeihen konnte, ihn falsch eingeschätzt zu haben.
    Die Folge dieser Fauxpas war eine unbehagliche Stille, aber glücklicherweise hatte Hollands ehrliches Eingeständnis den gegenteiligen Effekt. »Ich habe schon gedacht, Sie wären etwas spinnert mit Ihren ganzen Verschwörungstheorien und Verdächtigungen.«
    »Spinnert?«
    »Natürlich nur am Anfang«, sagte er und lachte.
    »Ich glaube, das haben Sie eine ganze Weile gedacht!«, entgegnete sie. »Aber dürfte ich Ihnen noch eine andere Frage stellen?«
    »Nur noch eine Frage?«
    »Nun … ich würde das alles gerne verstehen, und einiges erscheint mir immer noch so konfus.«
    »Na, dann schießen Sie mal los.«
    »So, wie ich das verstehe, hat Mr. Tracey im Great White Horse auf Sie gewartet und wollte Sie nach White Ladies bringen, damit die Schmuggler Sie nach Frankreich schaffen. Aber warum hätten Sie überhaupt mit Mr. Tracey gehen sollen? Wollte er Sie dazu zwingen?«
    »Vermutlich hatte er vor, mir etwas über die Spione und die Verschlüsselung zu sagen. Der Gedanke dabei war wohl, dass ich es dann als meine Pflicht angesehen hätte, Nachforschungen anzustellen, was höchstwahrscheinlich auch geschehen wäre.« »Aber wenn er gewartet hat... Woher wusste er dann, dass Sie nach Ipswich kommen würden?«
    Holland zuckte mit den Achseln. »Das war nicht so schwierig herauszubekommen. Man hatte mich schon seit einiger Zeit unter die Lupe genommen, und meine
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