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Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz
Autoren: DEB MARLOWE
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ein paar Münzen.
    Die ältere der beiden lächelte ihn an. „Wir könnt’n uns ein Zimmer such’n, Süßer.“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein, dafür habe ich keine Zeit. Aber wenn ihr mit helft, werde ich euch großzügig belohnen.“
    Die beiden tauschten einen Blick. „Was soll’n wir tun?“, fragte die jüngere.
    Er erklärte es ihnen.
    „Lass mich in Ruh’, du Hexe!“, schrie die Blonde.
    „Diebin! Ich will mein Tuch zurück!“
    „Um dein’ Hühnerhals passt es ja gar nich’!“
    „Gib’s her!“, kreischte die Dunkelhaarige. „Die Kerle werd’n dich auch mit dem Tuch nich’ anschau’n. Du bis’ alt un hässlich!“
    „Miststück!“
    Die Tür von Batistes Büro wurde geöffnet, Joss und sein Komplize traten auf den oberen Absatz der Holztreppe und beugten sich über das Geländer. Zwei streitende Frauen – das war ein Schauspiel, das sie sich nicht entgehen lassen wollten.
    „He, die Dunkle würd’ ich gern mal flachleg’n“, sagte Joss.
    Jack, der sich eng an die Wand gepresst bis zur Treppe geschlichen hatte, war zufrieden mit dem Erfolg seiner List. Lautlos eilte er die Stufen hinauf. Die Kerle drehten ihm den Rücken zu. Gut. Er hob den Stock, schlug dem einen Schurken hart auf den Kopf und gab ihm einen Stoß, der ihn über das Geländer beförderte. Er hörte, wie die Huren sich kreischend auf ihn stürzten.
    Joss hatte verwirrt beobachtet, wie sein Komplize an ihm vorbeisegelte und unsanft in der Nähe der Frauen landete. Jack hob den Stock, um auch ihm einen harten Schlag zu verpassen. Doch der Schurke hatte seinen Schock rasch überwunden und fuhr herum. So traf der Stock nicht seinen Kopf, sondern nur seine Schulter. Einen Wut- und Schmerzensschrei ausstoßend warf der Kerl sich auf seinen Angreifer. Doch Jack sprang zur Seite und holte erneut aus.
    In diesem Moment waren aus dem Inneren des Hauses Geräusche zu hören.
    Lily! Ich muss ihr helfen! O Gott, sie bedeutet mir mehr als mein Leben …
    Die Faust seines Gegners traf Jack so schmerzhaft in den Magen, dass er sich zusammenkrümmte und den Stock losließ. Er stöhnte auf. Aber gleichzeitig wuchs seine Wut ins Unermessliche. Plötzlich fiel ihm alles wieder ein, was seine älteren Brüder ihm jemals über unfaire Kampftechniken beigebracht hatten. Er warf sich nach vorn. Sein Schädel krachte mit solcher Wucht gegen die Rippen des Schurken, dass diese knirschten. Noch immer halb wahnsinnig vor Zorn, richtete Jack sich auf, ballte die Hand zur Faust, schlug zu. Und diesmal war das Glück auf seiner Seite. Am Kinn getroffen, brach sein Gegner zusammen. Mit einem Tritt beförderte Jack ihn die Treppe hinunter.
    „Kümmert euch um ihn!“, stieß er hervor.
    „Na klar“, gab die blonde Dirne zurück. „Ich bin gut mit Knoten.“
    Batistes Finger gruben sich in Lilys Oberarm. Ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass er ihr Schmerzen zufügte, zog er sie sich hinter her. Zuerst einen langen finsteren Flur entlang, dann um eine Ecke und wieder an mehreren geschlossenen Türen vorbei, bis sie schließlich einen Raum erreichten, in dem es etwas heller war. Lily entdeckte ein zerbrochenes Schreibpult, zwei Stühle und eine halb geöffnete Tür, die nach draußen führte.
    Diese zog ihre besondere Aufmerksamkeit auf sich. Denn von draußen drangen die Geräusche eines Kampfes an ihr Ohr. Von Angst und Hoffnung gleichermaßen erfüllt, versuchte sie durch den Türspalt etwas zu erkennen. Ja, da war jemand auf der Außentreppe.
    „Keinen Ton!“, zischte Batiste und schaute sie drohend an. Ohne sie loszulassen, griff er mit der anderen Hand unter seine Weste – und zog eine Pistole hervor.
    Lily musste einen Schrei unterdrücken, als sie das kalte Metall der Mündung an ihrer Schläfe spürte.
    Etwas – oder jemand – polterte die Treppe hinab. Und dann stürzte Jack Alden, einen Spazierstock wie eine Waffe in den Händen haltend, in den Raum.
    „Guten Tag, Sir“, grüßte Batiste höflich. „Sie haben schneller hergefunden, als ich erwartet hatte. Und offenbar ist es Ihnen sogar gelungen, zwei meiner Männer zu überwältigen. Meinen Glückwunsch! Schade nur, dass das alles Ihnen nichts nützen wird.“
    Abrupt war Jack stehen geblieben. Er starrte den Kapitän so entsetzt an, als sähe er einen Geist vor sich. Ein paar Sekunden lang war er unfähig, etwas zu sagen oder sich zu rühren. Dann stammelte er: „Sie? O mein Gott … Ich habe Sie an der Poststation getroffen. Sie haben mit mir über … über die
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