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Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz
Autoren: DEB MARLOWE
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wieder seinem hilflosen Feind zu. „Wo ist Miss Beecham?“
    Der Schurke, dem jeder Atemzug Schmerzen bereitete, verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
    „Also?“
    Anscheinend fürchtete sich der Halunke vor Batiste noch mehr als vor mir, dachte Jack. Jedenfalls gab er durch nichts zu verstehen, dass er bereit war zu reden.
    Er drückte den Stock noch immer fest nach unten. „Mein Bruder ist ein Viscount, was für mich sehr gut ist“, informierte er seinen Gegner. „Wenn ich dich jetzt noch ein bisschen quäle oder dich gar töte, dann werde ich nämlich nicht wirklich dafür bestraft. Ich bleibe auf jeden Fall ein freier Mann, selbst wenn ich dich jetzt zu Bruder Ollys Freudenhaus bringe. Seine Gäste haben merkwürdige Vorlieben. Es heißt, nicht jeder überlebt das, was dort mit ihm gemacht wird.“
    Die Augen des Schurken weiteten sich vor Schreck.
    „Zum letzten Mal, wo ist sie?“
    Nichts.
    „Also gut.“ Jack drückte noch ein bisschen fester. „Auf zu Olly!“
    Ein gurgelndes Geräusch entrang sich der Kehle des Besiegten.
    Jack hob den Stock.
    „Little Bure Street.“
    Er durfte keine Zeit verlieren! „Dr. Arnott, klopfen Sie bei meiner Vermieterin, und lassen Sie sich von ihrem Sohn helfen, diese beiden Schurken zu verschnüren. Und geben Sie, um Himmels willen, die Pistole nicht aus der Hand, ehe nicht die Polizei hier ist, um die zwei abzuholen.“
    „Und Sie?“, wollte der Arzt wissen.
    „Ich muss fort. Zum Glück habe ich bereits einen Jungen losgeschickt, um meine Kutsche zu holen. Wenn hier alles erledigt ist, fahren Sie mit dem Knaben – er kennt den Weg – zu meinem Bruder Lord Charles Dayle. Sagen Sie ihm, dass ich ihn dringend in der Little Bure Street brauche.“
    „Aber …“, wandte der Doktor ein.
    Doch da war Jack schon zur Haustür hinaus. Draußen hielt er die erstbeste Mietdroschke an. „Zur Little Bure Street“, befahl er, „und zwar so schnell wie möglich!“
    Als Lily zu sich kam, schien jeder Muskel, jeder Knochen in ihrem Leib zu schmerzen. Ihr Kopf dröhnte, ihre Lider waren unsagbar schwer. Am liebsten wäre sie wieder in die Bewusstlosigkeit zurückgesunken. Doch der Schmerz hielt sie wach.
    Um sie her war es still. Irgendwann wurde ihr bewusst, dass sie in einer denkbar unbequemen Position auf einem unebenen Untergrund lag. Vielleicht würde es ihr besser gehen, wenn sie ihre Lage etwas veränderte. Mühsam schlug sie die Augen auf – und erschrak bis ins Innerste. Sie sah nichts!
    Entsetzt schrie sie auf. Dann wurde ihr klar, dass man sie einfach in einen dunklen Raum geworfen hatte. Diese Schurken! Ihr Kampfgeist erwachte. Mühsam kniete sie sich hin, tastete mit den Händen ihre Umgebung ab, strengte ihre Augen an und entdeckte schließlich einen schwachen Lichtschein. Sie richtete sich auf und machte vorsichtig Schritt für Schritt in Richtung des hellen Schimmers.
    Eine Tür! Aber natürlich war sie abgeschlossen.
    Lily fühlte sich der Verzweiflung nahe. Doch dann atmete sie ein paar Mal tief durch und begann, ihr Gefängnis, so gut es ging, zu untersuchen. Sie fand nichts außer einem Stuhl und hölzernen Wänden.
    Erschöpft setzte sie sich und versuchte, sich über ihre Lage klar zu werden. Sie konnte sich nur verschwommen an die beiden Männer erinnern, von denen sie überwältigt worden war. Aber sie wusste noch genau, dass einer der beiden Batiste erwähnt hatte.
    Himmel, sie befand sich doch nicht etwa auf einem Schiff?
    Nein, ihr Gefängnis musste sich auf festem Boden befinden, sonst hätte sie sicher das Schwanken auf den Wellen gespürt.
    Sie unterdrückte ihre Angst und begann erneut nach einer Erklärung für ihre Entführung zu suchen. Wollte Batiste ihren Cousin erpressen? Wohl kaum. Wenn der Sklavenhändler einigermaßen gut informiert war, dann wusste er, dass Matthew seine Aussage längst gemacht hatte. Oder sollte sie gegen Anele ausgetauscht werden? Womöglich hatte Batiste von ihrer Beziehung zu Jack Alden erfahren und wollte sich auf diesem Wege an einem seiner hartnäckigsten Verfolger rächen?
    Wird man mich umbringen, fragte sie sich.
    In diesem Moment wurde die Tür geöffnet. Vor Schreck setzte Lilys Herz ein paar Schläge lang aus.
    „Sie is’ wach“, rief der Mann, der einen Tisch trug, über die Schulter zurück. Er setzte das Möbelstück ab. Ein anderer brachte einen Stuhl und eine brennende Kerze.
    Dann tauchte ein dritter auf. Mit einer knappen Geste schickte er die beiden fort. Er strahlte ein solches
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