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Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz
Autoren: DEB MARLOWE
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sich sogleich bei Dr. Arnott dafür und erklärte: „Das ist wirklich keine gute Nachricht.“
    Tatsächlich hätte die Botschaft ihn zu keinem schlechteren Zeitpunkt erreichen können. Wenn Crump recht hat, ist Batiste nach London gekommen, gerade als ich mich entschlossen habe, die Stadt zu verlassen, dachte Jack. Er hatte Lily schon viel zu lange warten lassen. Aber durfte er sich die Chance entgehen lassen, den Sklavenhändler doch noch zu erwischen? Nein, natürlich nicht! Der skrupellose Mann war eine ständige Bedrohung für Trey, Chione, Latimer, Matthew, Anele und viele andere.
    Ich muss ihn stoppen!
    Sein klarer Verstand, der so lange unter wilden Gefühlen verschüttet gewesen war, meldete sich.
    Als Erstes muss ich Trey benachrichtigen. Und Charles um Hilfe bitten. Die Admiralität muss erfahren, dass Batiste sich in London aufhält. Und dann …
    „Verdammt, Port, ich glaub, dieser Kerl hat uns unsere Überraschung versaut!“, ertönte eine Stimme von unten. Gleich darauf tauchte der kleinere der beiden Männer auf, die Jack bei seinem Besuch in der Kneipe mit dem seltsamen Namen Water Horse beobachtet und ihn später überfallen hatten.
    „Mr. Alden!“ Der Arzt schaute nach oben.
    Und da stand tatsächlich der andere. Jack hatte ihn als großen, kräftigen Mann in Erinnerung behalten. Bei Jupiter, Port war ein wahrer Riese!
    „Kein Angst, Doktor“, fuhr der kleinere fort und fuchtelte mit einer Pistole herum, „von Ihn’n woll’n wir nix. Sie könn’ gehen. Für Ihr’n Freund hab’n wir ’ne Nachricht.“ Er lachte. „Batiste hat Ihr Mädchen, Bücherwurm.“
    Wut flammte ihn Jack auf, und alle Vernunft verflog. Batiste hatte Lily in seiner Gewalt? Hölle und Teufel, ich hätte sie beschützen müssen! Nun, es war noch nicht zu spät, alles in Ordnung zu bringen. Es durfte nicht zu spät sein!
    „Mr. Alden?“, fragte der Arzt leise. Dabei warf er einen kurzen Blick auf Port, der jetzt in aller Eile die Treppe hinunter kam.
    Seltsamerweise verspürte Jack keine Angst. Er würde Lily zu Hilfe kommen. Deshalb musste er die beiden Schurken, die sich ihm jetzt von oben und unten näherten, unschädlich machen. Plötzlich erinnerte er sich an all die Schlachtenbeschreibungen, die er im Laufe seines Lebens gelesen hatte. Die Römer zum Beispiel hatten darauf geschworen, dass es von Vorteil war, sich oberhalb des Gegners zum Kampf zu formieren. Leider hatte der riesige Port diese Position inne. Wie gut, dass ich – zumindest in der Theorie – auch andere Kampftechniken studiert habe, dachte Jack.
    Ihm fiel ein, dass man sich in Asien gern die Bewegungsenergie des Gegners zunutze machte. Also griff er nach Ports Arm und zog mit aller Kraft daran.
    Sogleich wurde der Riese durch seinen eigenen Schwung und durch sein beachtliches Gewicht nach vorn gerissen. Er stolperte, verlor das Gleichgewicht, streckte die Hände nach dem Geländer aus.
    In diesem Moment hob Dr. Arnott seinen Spazierstock und stieß zu.
    Port stieß einen seltsam heiseren Laut aus.
    Die Zeit schien stehen zu bleiben, während Jack beobachtete, wie der Riese mit den Armen ruderte, nach vorn über das Geländer fiel und noch immer laut brüllend auf dem Fußboden im Erdgeschoss landete. Dort blieb er bewegungslos liegen.
    „Port?“, schrie sein Komplize. „Port!“
    Aus der Wohnung der Vermieterin waren aufgeregte Stimmen zu hören.
    Jack wusste, dass er rasch handeln musste, wenn er nicht Unschuldige in Gefahr bringen wollte. Zufrieden stellte er fest, dass er jetzt die von den Römern bevorzugte Kampfposition innehatte. Ohne nachzudenken, griff er nach dem Stock des Arztes, rannte die Treppe hinunter und warf sich mit seinem ganzen Gewicht auf den kleineren der Schurken.
    Dieser hatte den Angriff nicht kommen sehen. Zu sehr war er damit beschäftigt gewesen, seinen starken, aber im Moment hilflos am Boden liegenden Komplizen anzustarren. Er stürzte, ließ dabei die Pistole fallen und fühlte, wie sich die Kante der Treppenstufe in seine Rippen bohrte und wie etwas Schweres auf ihm landete.
    Gleich darauf drückte Jack ihm mit dem Spazierstock die Kehle zu. „Der Bücherwurm“, stieß er hervor, „hat all das aus seinen Büchern gelernt. Erstaunlich, nicht wahr?“
    Sein Gegner antwortete mit einem Röcheln.
    „Mr. Alden“, rief Dr. Arnott von oben, „ist alles in Ordnung?“
    „Ja. Aber beeilen Sie sich, und nehmen Sie die Pistole an sich, ehe einer der Schurken sie erneut auf uns richtet.“ Dann wandte er sich
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