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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao
Autoren: Ralf Isau
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Bett für die Nacht« angeboten hatte. Aber seitdem war so vieles anders geworden, auch mancher Mensch lebte ein neues Leben, und das gefiel Ergil. Er wünschte Dormund und seiner neuen Liebe ein langes Glück und versprach, ihnen ein rauschendes Hochzeitsfest auszurichten.
    Die Feiern anlässlich der Vermählung des Königs und der Königin von Soodland sollten sieben Tage dauern. Der Bräutigam überraschte die Braut jedoch schon wenige Stunden nach der Trauung mit einer seltsamen Ungeduld. Inzwischen war es draußen dunkel geworden, das Bankett in der großen Rotunde beendet. Fröhlichkeit sprengte den steifen Rahmen des Protokolls. Die Menschen tanzten über den vielfarbigen spiegelnden Steinfußboden und sogar Fürst Halbart Bookson von Grotsund begann in weinseliger Laune zu singen. Nur wenige bemerkten, wie sich Ergil und Nishigo heimlich aus dem Festsaal stahlen.
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, sagte die frischgebackene Königin von Soodland kurz darauf.
    Ergil lachte. »Du bist mit der Argo quer durchs Herzland geflogen. Das hier ist ein Klacks dagegen.«
    »Und wenn mich der Wind von der Treppe weht?« Der Hinweis war nicht ganz unbegründet, weil das lange, weite, elfenbeinfarbene Kleid ziemlich viel Angriffsfläche bot. Aber Ergil blieb unerbittlich.
    »Dann ändere ich die Zeit für dich und hole dich in meine Arme zurück.«
    Von da an erhob Nishigo keine Einwände mehr. Er nahm sie bei der Hand und führte sie über die Freitreppe zur Spitze des Knochenturms hinauf. Dort stellte er sich mit ihr an den Fahnenmast. Über ihnen knatterte das Ginkgobanner. Sanft umschlang er sie von hinten mit den Armen. Sie schmiegte sich an ihn.
    Er spürte wie sie zitterte. »Hab keine Angst«, flüsterte er zärtlich in ihr Ohr.
    »Nicht wenn ich bei dir bin. Es ist nur ein bisschen frisch hier oben.«
    »Soll ich dir einen Stern vom Himmel holen, der dich wärmt?«
    »Nicht nötig. Es ist viel schöner, wenn du das tust.«
    Das machte er dann auch. Nachdem sie eine Weile auf das Schollenmeer hinausgeblickt hatten, küsste Ergil ihr Ohr und flüsterte: »Jetzt kannst du dich umdrehen.«
    Sie wandte den Blick nach Westen, schnappte nach Luft und seufzte: »Oh, wie wunderschön!«
    »Eine kleine Hochzeitsüberraschung. Ich habe Nisrah und Schekira gebeten, sie vorzubereiten. Für dich ganz allein.« Ergil sprach von der Argo. Sie schwebte über einer Weide am Stadtrand von Soodland und leuchtete auf Wolkenquallenweise nicht nur schöner als jedes Feuerwerk, sondern auch stiller.
    Nishigo drehte sich zu Ergil um und wiederholte leise: »Für mich ganz allein?«
    Er nickte. »Nur ein kleines Dankeschön. Du hast mich nach den furchtbaren Erlebnissen des Krieges wieder zum Licht zurückgeführt. Ich dachte, mit diesem Geschenk könnte ich dir ein wenig davon zurückgeben.«
    Sie legte ihre Arme um seinen Hals, zog sich an ihm hoch und drückte ihre warmen Lippen lange auf seinen Mund. Die Zeit schien stillzustehen. Als der Kuss schließlich endete, fühlte Ergil sich wie ein anderer Mensch. Und in gewisser Hinsicht war er das nun wohl auch.
    Nishigo stemmte sich nochmals auf die Zehenspitzen hoch und flüsterte: »Jetzt möchte ich gerne mit dir ins Gartenhaus gehen, in unseren Hochzeitspavillon.«
    »Und das Fest?«, fragte er.
    »Das Fest ist schon Vergangenheit«, wisperte ihr warmer Atem. »Willst du nicht wissen, was uns die Zukunft bringt?«
     
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