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Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1
Autoren: Marion Chesney
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Y. und Lord B. wetten
hiermit um 50 000 Pfund, die dem ausbezahlt werden sollen, dem es gelingt, die
Zuneigung von Miß A. zu erringen.«
    Daraufhin
verzog er sich an einen Tisch in der Ecke und holte sein Taschenmesser heraus.
Damit schnitt er vorsichtig die Seite mit der Eintragung aus dem Buch. Dann
spitzte er einen Federkiel zu und änderte sorgfältig das ›Lord B.‹ zu
›Lord S.‹. In großer Eile schrieb er einen kurzen Brief, faltete ihn,
zusammen mit der Seite aus dem Wettbuch, versiegelte ihn und schickte ihn durch
einen Clubdiener an Minerva.
    Minerva
ging im Grünen Salon in Lady Godolphins Haus am Hannoverplatz auf und ab,
verzweifelt auf eine Nachricht wartend. Lady Godolphin war noch im Bett und
blieb wahrscheinlich mindestens bis mittags liegen. So wußte Minerva nicht, ob
Ihre Ladyschaft herausgekriegt hatte, daß sie am St.-James-Platz gewesen war.
    Ihre hohen
Wertmaßstäbe hatte sie völlig heruntergeschraubt. Laß ihn nur leben, dachte
sie, und ich will frohen Herzens seine Mätresse werden, wenn er mich nicht
heiraten will.
    Die Sonne
stieg höher am Himmel. Er hatte sie leidenschaftlich geküßt, bevor er sie in
einem seiner Wagen heimschickte. Sie war auf der Schwelle seines Hauses
stehengeblieben, um ihn hineingehen zu sehen, bevor sie selbst abfuhr. Sie
hatte sich gefragt, ob sie ihn je wieder sehen würde.
    Mit der
frühen Morgenpost kam ein Brief vom Pfarrer an, der berichtete, wie großzügig
Lord Sylvester und der Marquis von Brabington gewesen waren. Er bat seine Tochter
dringend, nach Hause zu kommen.
    Und
plötzlich stand Mice, der Butler, im Türrahmen und meldete: »Der Marquis von
Brabington.«
    Minerva
wurde kalkweiß. Ihm mußte etwas passiert sein, sonst hätte
er nicht seinen Sekundanten geschickt. Außerdem war deutlich zu sehen, daß der
Marquis sehr betrunken war, auch wenn er sich ganz gut hielt.
    »Zu Ihren
Diensten, Miß Armitage«, sagte er mit einer tiefen Verbeugung, bei der er fast
stolperte.
    »Sylvester!«
rief Minerva. »Oh, sagen Sie mir das Schlimmste. Lassen Sie mich nicht in
dieser Todesangst warten.«
    »Es geht
ihm gut, gnädiges Fräulein, und er läßt Sie grüßen.«
    »Ist er
verwundet?«
    »Gott sei
Dank nicht. Quietschvergnügt, ich kann's Ihnen versichern. Er hat Dubois die
Waffe aus der Hand geschossen. Wunderbar, absolut wunderbar.«
    »Wo ist er
im Moment?«
    »Unempfänglich
für alles um ihn herum. Das heißt stoccbetrunken.«
    »Oh«, sagte
Minerva tonlos.
    »Da war
noch etwas, was ich Ihnen sagen sollte, aber es ist wie verwünscht, ich kann
mich nicht erinnern. Guten Tag.«
    »Warten
Sie!« schrie Minerva, als der Marquis mit schlingernden Bewegungen auf die Tür
zuwankte. »Hat er Ihnen sonst gar nichts aufgetragen?«
    »Ganz
sicher, gnädiges Fräulein«, stammelte der Marquis und schwankte wie eine
Pyramidenpappel bei plötzlich umschlagendem Wind. »Aber ich kann mich absolut
nicht erinnern, und wenn meine Seligkeit davon abhinge.«
    Und damit
torkelte er hinaus.
    Minerva
setzte sich hin und starrte auf den Fußboden. Er war in Sicherheit.
    Und das war
gut so.
    Dennoch
stieg eine unerklärliche Angst in ihr auf. Was, wenn er sie gar nicht liebte?
Was, wenn sie schwanger war? Aber sie war überzeugt, daß er sie liebte. Er
hatte es zwar nicht gesagt, aber sein Körper, seine Hände und sein Mund hatten
es gesagt. Ihr Gesicht begann zu brennen.
    Aber er
hätte selbst kommen sollen. Er hätte nicht seinen Freund schicken sollen.
    Der Butler
erschien wieder und händigte ihr einen länglichen, versiegelten Brief aus.
    Sie erbrach
das Siegel und faltete die Blätter auseinander. Zuerst begriff sie nicht, was
sie da las. Es war deutlich eine Seite aus einem Wettbuch. Sie schaute sie
verwirrt an und wandte sich dann dem Begleitbrief zu.
    »Liebe Miß
Armitage«, las sie. »Vielleicht glauben Sie, daß Lord Sylvester Comfrey in Sie
verliebt ist, aber wie Sie aus der Seite, die ich mir erlaubt habe, aus Whites
Wettbuch zu entnehmen, ersehen können, sind Sie der Gegenstand einer ganz
gemeinen Wette gewesen.
    Seien Sie
auf der Hut!
    Ihr
untertänigster & gehorsamster Diener,
    ein
Freund.«
    Minerva sah sich das Blatt aus dem Wettbuch
noch einmal in Ruhe an. Diesmal begriff sie ganz schnell, was da auf der Seite
unten stand. »Mr. F., Sir Y. und Lord S. wetten hiermit um 50 000 Pfund, die
dem ausbezahlt werden sollen, dem es gelingt, die Zuneigung von Miß A. zu
erringen.«, las sie.
    Sie ließ
die Blätter in ihren Schoß fallen. Jetzt erschien
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