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Mind Control

Mind Control

Titel: Mind Control
Autoren: Thomas Flinn
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Melodie auf.
    Seltsam. Er kannte sie von irgendwoher. Richtig, das war Cosmic Whispers. Diese Chinesin hatte sie erfunden. Er kicherte, und sein Verstand klammerte sich an die Musik, als sei sie eine Rettungsboje in einem sturmgepeitschten Meer. Nikolaj hätte sich gern übergeben, doch er fühlte sich leer und ausgebrannt. Zugleich spürte er die Gegenwart von etwas Fremden. Etwas, das ihn ausfüllte, das dort nicht hingehörte. Er versuchte es zu ignorieren, doch das Ding war noch immer da. Es lauerte am Rande seines Bewusstseins. Es war störend. Es war … gefährlich.
    Beiläufig packte er es, zerquetschte es und fühlte, dass da noch andere Bewusstseinsblitze waren. Wie lästige Ameisen. Waren sie es, die das Kribbeln auf seinem Körper verursachten? Nikolaj lachte böse. Getragen von der Musik zerquetschte er auch sie. So lange, bis da nichts mehr war, was ihn störte. Seine Euphorie war so groß, dass er gern gesungen hätte. Er tat es und würgte die Worte im Takt der seltsamen Melodie hervor. Er sang und würgte, bis er begriff, dass der Text keinen Sinn ergab. Auch dafür würde er sich rächen. Er würde es ihnen heimzahlen.
    Allen. Den Schmerz, der ihn auf Höhe des Nackens durchzuckte, spürte er kaum. Doch sein Blick klärte sich. Vor ihm stieg ein gewaltiger Adler auf, der ihn mit seinem Raubvogelblick ansah. Lauernd. Hatte er ihm das angetan?
    Er würde ihn spüren lassen, dass auch er nicht viel mehr als eine Ameise war. Nikolaj packte ihn und wirbelte den Vogel an den Himmel.
    »Chrrr«, keuchte sein Gegner erstickt.
    »Chrrr«, ahmte Nikolaj ihn nach und lachte gehässig. Das allgegenwärtige Rauschen in seinen Ohren schwand.
    Der Adler sah ihn gepeinigt an und krächzte abermals. «Nicht, Sir…«
    Sir? Aus dem Adler wurde ein Vogelmensch. Die Schwärze wich und machte der Ausstattung eines Laborraums Platz. Nikolaj sah, dass er auf einem gyroskopischen Tisch lag, der leicht gekippt war, so dass er eine halbaufrechte Position einnahm. Den Vogelmann kannte er irgendwoher. Er hielt einen Pen in der Hand. Seinen Pen. Doch das Geschöpf hatte andere Probleme. Es röchelte. »Bitte, Sir…«, ächzte der Vogelmann.
    Nikolaj traute ihm noch immer nicht. Dabei flüsterte ihm eine leise Stimme zu, dass er ihn kannte. Nur woher? Er schleuderte ihn herum und überprüfte, ob der Vogelmann eine Waffe trug. Ja, er trug ein Halfter an der Seite.
    Nikolaj zwang den Vogel-Beta dazu, sich wieder zu ihm umzudrehen. Merkwürdig. Wie machte er das?
    Nikolaj wurde jetzt des Umstands gewahr, dass seine Arme und Beine an die Liege gefesselt waren. Er lockerte den geistigen Griff an Cherokees Kehle. Das Geschöpf röchelte. Richtig, Cherokee. Das war der Name.
    »Bitte, Sir, lassen Sie mich …«, krächzte der Beta. In den Raubvogelaugen stand die gleiche Überraschung, die auch Nikolaj fühlte.
    »Cherokee?« Nikolajs Rachen brannte, als habe er sich nach tagelangen Saufexzessen die Seele aus dem Leib gekotzt. Säuerliche Fleischfetzen hingen ihm zwischen den Zähnen. Er spuckte sie aus. Sie waren weiß. Der Wurm?
    Zunehmend wurde er wieder Herr seiner Selbst.
    Nikolajs Geist klärte sich, und er zog sich endgültig aus dem Körper des Betas zurück. Der Vogelmann sackte neben der Tür zusammen. Nach und nach dämmerte ihm, was geschehen war und wo er sich befand. Der AdlerBeta kam wieder auf die Beine und stolperte an seine Seite. Die Vogelaugen waren gerötet. Stöhnend drehte Nikolaj den Kopf und sah neben sich auf dem Kunststoffpolster weitere blutige Fleischfetzen liegen. Der Schwall Erbrochenes hatte seinen ganzen Körper besudelt.
    »Hat es funktioniert?«, keuchte er.
    »Mehr als das. Chrrr.« Cherokee griff zu den Lederriemen und zögerte. »Sir, tun Sie das bitte nie wieder.«
    Nikolaj sah den Beta geschwächt an und begriff. Cherokee löste nun endlich die Gurte. In seinem Adlerblick schimmerte ein letzter Rest Misstrauen. Was auch immer die vielen Interim-Sprünge mit ihm angestellt hatten, sie hatten seinen Geist offenbar weit mehr geöffnet, als Nikolaj im Moment einzuschätzen vermochte. Auch der Wurm war tot. Seine Überreste lagen überall um ihn herum. Mühsam erhob er sich. »Ich brauche Wasser«, ächzte er mit rauer Stimme.
    Cherokee füllte einen Becher und reichte ihm das Gewünschte.
    Gierig trank Nikolaj, und sein Magen beruhigte sich langsam wieder. Noch immer ähnelte das Gefühl in seiner Leibesmitte den Nachwirkungen eines Boxhiebs, der ihn ungeschützt getroffen hatte. Doch alles, was im
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