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Millie in der Villa Kunterbunt

Millie in der Villa Kunterbunt

Titel: Millie in der Villa Kunterbunt
Autoren: Dagmar Chidolue
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Haifische lauern?
    Aber Millie hat ja ihre Schwimmweste an. Und sie kann seit vier Jahren schwimmen, hat sogar ihr
Seepferdchen
.
    Papa hilft ihr beim Einsteigen und vorsichtig macht Millie ihren ersten Schritt in das Wickelwackel-Boot. Papa löst die Leinen.
    Wenn Mama das wüsste! Die würde schon die Wasserschutzpolizei rufen!
    Dann geht es hinaus auf das offene Meer . Ach so, Millie übertreibt mal wieder. Schlapp-plapp machen die Ruderblätter, die Papa ins Wasser tauchen lässt, schlapp-plapp.
    Mitten auf dem See, der hier sicherlich zwanzigtausend Meilen tief ist, zieht Papa die Ruder ein und baut die Angel zusammen.

    Millie fummelt das Toastbrot aus ihrer Hosentasche und bricht ein Stückchen ab. Papa hält ihr die Angelrute so hin, dass sie in aller Ruhe und ohne sich am Haken zu piksen das Brot aufspießen kann. Keiner redet ein Wort. Millie hat inzwischen verstanden, dass die Fische es lieber ruhig haben!
    Und Papa weiß natürlich, dass Millie nicht so viel Kraft hat, die Angelschnur im hohen Bogen auszuwerfen.
Sirrrrr
macht die Kurbel, als er weit ausholt und der Haken mit dem Brot im Wasser landet. Prima, dass Millie die ganze Angelegenheit nun vom Boot aus beobachten kann.
    Was passiert?
    Nix.
    Papa sagt ihr mit den Augen, dass sie geduldig sein muss.
    Das wird ihr bestimmt schwerfallen.
    Geduld ist eine harte Prüfung. Vielleicht trauen die Fische der Sache nicht. Von tief unten schauen sie sich den Köder an und überlegen, was das sein könnte. Brot hat ihnen bestimmt noch niemand vorgesetzt.
    Und wenn man den Fischen eine Vorspeise serviert? Ein paar mund- und maulgerechte Stücke einfach probeweise ins Wasser wirft?
    Papa ist einverstanden und Millie zerbröselt eine halbe Scheibe Toastbrot in ihren Schoß. Dann … mit Schwung … schmeißt sie die Bröckchen ins Wasser.
    Da, Papa! Da! Ein Fischlein kommt angeschwommen! Schnapp, schnapp … und schon hat es einen Krümel verschnabuliert.
    Und dann kommen alle an! Ein ganzer Fischschwarm. Einer wird es dem anderen berichtet haben, dass der Tisch gedeckt ist, und zum Glück ist kein Haifisch dabei. Schnapp, schnapp, schnappdiwapp … Näher und näher tummeln sich die Fische um den Angelhaken.

    Nun sehe sich einer das an! Die sind vielleicht schlau! Die Fische knabbern das Toastbrot, das am Haken hängt, einfach von allen Seiten ab. Den Fischhaken lassen sie wohlweislich in Ruhe. Das ist auch gut so. Millie will ja nur erleben, wie das ist, genau wie Pettersson mitten auf dem See zu angeln. Sie will keinen Fisch fangen, geschweige denn essen. Nur das Gefühl erleben … Genau wie Pettersson: einsam und allein auf dem Wasser, in das Licht der frühen, blassen Morgensonne getaucht. Der dunkle Wald, der wie gemalt am Ufer steht.
    Jetzt reicht’s aber auch. Und da Millie nicht ganz allein ist, sondern ihren Papa an der Seite hat, geht es mit viel Gefühl im Bauch zurück. Er rudert das Boot wieder über die spiegelglatte Fläche bis zum Steg.
    Papa, das war toll, nicht wahr? Das kann man den anderen zu Hause gar nicht beschreiben.
    »Wie war’s?«, will Mama wissen.
    »Cool«, sagt Millie. Es war mehr als das … nämlich ganz, ganz wunderbar.
    Trudel ist inzwischen hellwach und der Tante ist es wegen der höher stehenden Sonne auf der Veranda zu heiß geworden. »Auf meiner Hose kann man jetzt Spiegeleier braten«, sagt sie.
    Echt? Das soll sie mal zeigen! Sie interessiert sich aber gerade mehr für den Kampf einer Wespe mit einer Libelle. Wer auf dem Verandageländer den besten Platz an der Sonne ergattert! Es ist die Libelle! Wer hätte das gedacht! Und sowieso ist hier im Moment viel los. Ein Greifvogel schreit. Vom Dachfirst ertönt Hummelgebrummel, und die Wespen haben sich ein Nest im Holzstapel unter der Veranda gebaut, sssss , sssss .

    Papa macht das Elch-Geblubber nach. Oder das von dem Aua-Hahn und den Aua-Aua-Hühnern. Will er Tante Gertrud damit ärgern? Die rappelt sich bloß auf und schlägt vor, das im Umkreis liegende Glasreich abzufahren.
    Glasreich
hört sich an wie
Königsreich
. Au ja! Das wollen sie machen!
    Es sind aber nur Glasbläsereien, die man in der umliegenden Gegend besichtigen kann. Dort werden Gläser hergestellt und Schüsseln und Vasen und Glassteine für Häuser. Und sogar Kunst. Die kann man sich dann an die Wand hängen oder auf den Schreibtisch stellen.

    Da steht ein Schild:
Glashytta.
    Obwohl es in der Glasbläserei pottheiß ist, will Millie sich natürlich anschauen, wie das geht mit der Bläserei.
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