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Millie in der Villa Kunterbunt

Millie in der Villa Kunterbunt

Titel: Millie in der Villa Kunterbunt
Autoren: Dagmar Chidolue
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es nur das Märchen vom
Froschkönig
sein.
    Gerade da kommt der dicke Mann vom Klo zurück und versperrt Millie für kurze Zeit die Sicht. Manno! Fast stößt sie, weil sie links und rechts an ihm vorbeischauen muss und herumhampelt, gegen das Apfelsaftglas zu ihren Füßen.
    Noch mal gut gegangen!
    Auf der Bühne geht es weiter wie bei
Brüderchen und Schwesterchen
. Das wird’s sein, weil der Wald eine Rolle spielt, mit Bäumen, die sich richtig bewegen können, und dann taucht sogar ein Reh auf.
    Es spielen noch eine Menge anderer Tiere mit, ein Hund, eine Ente, die Löwen in der Grube und eine Nixe, von der Millie nicht weiß, ob sie ein Mädchen ist oder ein Fisch.
    Total abgefahren!
    Schließlich wird die Hauptperson
Swanhwita
gerettet, natürlich vom Prinzen. Genau wie bei
Schneewittchen
. Und eine Hochzeit gibt es auch. So muss es sein!
    Und gerade da, als es einen Moment lang mucksmäuschenstill ist – bevor der Applaus einsetzt –, kickt Trudel ihr Apfelsaftglas ein Stockwerk … öh … eine Stufe tiefer. Es klirrt, es scheppert in die Stille. Und eine kleine Pfütze breitet sich aus. Millie presst sich die Hand vor den Mund, um nicht rauszuprusten. Die Pfütze sieht nämlich aus, als hätte der dicke Mann unter seinen Sitz gepinkelt.
    Trudel hat sich fürchterlich erschrocken und sieht Mama entsetzt an. Die holt tief Luft, aber dann ertönt der Applaus wie ein gewaltiges Rauschen. Da nützt Schimpfe gar nichts. Außerdem hat Mama selber gesagt, dass sie die Gläser auf den Boden vor ihre Füße stellen sollen. Dass das schiefgehen würde, hätte sie sich eigentlich denken können!
    Als sie sich später durch das Gewühl der nach draußen drängenden Leute geschoben haben und schauen, was es nun Leckeres zu essen geben könnte, fragt Tante Gertrud, wie es der Familie gefallen hat.
    »Total abgefahren«, meint Millie.
    »Ach … sagt man das jetzt so?«, fragt die Tante.
    Ja, Tante Gertrud! Und nur, wenn was superklassetoll, primamima und megacool gewesen ist.
    Auch das sagt man jetzt so.

[zurück]
    Das Schlimmste kommt noch
    Während sie an den Ständen, die der Theaterverein aufgebaut hat, vorbeischlendern und hier und da kleine Köstlichkeiten schnabulieren, jammert Mama, dass sie noch nie in Schweden war.
    »Nein, wirklich?«, fragt Tante Gertrud erstaunt. »Obwohl ihr dauernd in der ganzen Welt unterwegs seid!«
    Na, dauernd nicht! Nur in den Ferien. Und außerdem ist Millie nicht in der ganzen Welt gewesen. Da fehlt noch eine Menge. Mama und Papa legen ihre Reisen, die sie wegen ihrer Berufe machen müssen, jedoch meistens in die Schulferien. Das ist praktisch. Dann können Millie und Trudel mitfahren. Wie sollte das denn sonst gehen? Vielleicht … dass Frau Morgenroth, die in ihrer Abwesenheit immer aufs Haus achtet, sich um sie kümmert? Oder sogar Tante Gertrud? Nee, nee, nee, nee, nee. Zum Aufpassen auf Millie und die kleine Schwester sind Papa und Mama die Besten.
    »Ist wirklich eigenartig«, meint Mama. »Wir waren nie in Skandinavien, nicht in Norwegen, nicht in Finnland …«
    Aber schon mal in Dänemark, Mama! Im Legoland. Das zählt wohl nicht richtig. War nur ein Abstecher bei ihrer Nordsee-Tour.
    »Liegt wahrscheinlich daran, dass ich nicht viel über Schweden gelesen habe«, grübelt Mama. »Höchstens einen Krimi …«
    »Sicherlich auch Nils Holgersson«, wirft Tante Gertrud ein.
    »Ich habe den Film gesehen!«, ruft Millie. »Ich kenne die Geschichte!« Sie knabbert an einer Salzbrezel herum, während Trudel, die auch eine bekommen hat, das Salz abpult und anschließend die Krümel mit den Schuhsohlen breit und platt tritt. Na, die ist beschäftigt.

    Tante Gertrud reagiert auf Millies Äußerung leicht empört. »Film?«, ruft sie. »Mein liebes Kind, ein Film ist stets ganz anders als die Vorlage. Du musst die Originalgeschichte lesen, unbedingt!«
    »Ich weiß aber alles, das mit den Wildgänsen und wie der Junge in ein Wichtelmännchen verwandelt wird und mit den Wildgänsen fliegt …«
    »So, so«, sagt Tante Gertrud immer noch skeptisch.
    »Ja! Und ich weiß, dass die Anführerin, die alte Akka, und der gemeine Fuchs Smirre …«
    »Na, das ist ja schon etwas«, murmelt die Tante.
    »Millie kennt natürlich die Bücher von Pippi Langstrumpf«, kommt Mama Millie zu Hilfe. »Die haben wir zusammen gelesen, als Millie in der zweiten Klasse war. Selbst Trudel hat damals gut zugehört.«
    Die hört immer gut zu. Sie trampelt zwar weiterhin auf den Salzkrümeln herum,
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