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Miles Flint 05 - Paloma

Miles Flint 05 - Paloma

Titel: Miles Flint 05 - Paloma
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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von Hafen zu Hafen übermittelt wurden, ehe die Jachten am jeweiligen Zielort eintrafen.
    Niemand stellte Fragen, niemand wurde misstrauisch, niemand auch nur aufmerksam.
    Denn dafür wurden die Leute bezahlt.
    Sie stand so nahe an der Jacht wie möglich. Damit war sie immer noch fünfzehn Meter von ihr entfernt, aber die Jacht hatte ein eigenes Sicherheitssystem, eines, das alle möglichen Alarmsignale erklingen ließ, sollte ihr eine unautorisierte Person zu nahe kommen.
    Ki Bowles war so unautorisiert, wie es nur möglich war.
    Sie strich eine Strähne ihres rotblonden Haars hinter das Ohr, seufzte und starrte die Jacht an. Sie war schwarz und schlank und erinnerte eher an einen Vogel als an ein Schiff. Bisher hatte sie nur Bilder von derartigen Dingern gesehen – sie hatte noch nie eine Reise in solch einer Jacht unternommen, geschweige denn selbst eine geflogen.
    Man ließ den darbenden Pöbel – und dazu zählte jeder mit einem vernünftigen Einkommen – nicht einmal in die Ausstellungsräume, in denen diese Dinger verkauft wurden. Ein Umstand, der geeignet schien, sich ein paar Gedanken darüber zu machen. Obwohl man ihr erklärt hatte, als sie sich nach der Besichtigung derartiger Jachten erkundigt hatte, die Einkommensüberprüfung, die durchgeführt wurde, ehe irgendjemand in den Ausstellungsraum vorgelassen wurde, diene lediglich der Verhinderung von Diebstählen.
    Nicht, dass sich irgendjemand einfach so mit einem dieser Dinger hätte davonmachen können. Nein, wenn die Jachthersteller von Diebstahl sprachen, meinten sie zweierlei: Zunächst ging es um die Belange der Kunden – die Hersteller wollten nicht, dass irgendjemand sehen konnte, wo die Standardschiffsicherheitssysteme untergebracht waren; und zweitens ging es um die Unternehmen selbst – sie wollten verhindern, dass ein weniger renommierter Hersteller ihre Innenausstattung kopierte, sie mit geringwertigeren Materialien nachbaute und an Leute verhökerte, die ein Luxusleben wünschten, sich aber nur die Hälfte davon leisten konnten.
    Und ganz sicher wollten sie keine Reporter in ihren Ausstellungsräumen haben, wie ihr diverse Mitarbeiter erklärt hatten, und sollten sie doch einmal einem Reporter den Zutritt gestatten, dann nur einem mit einem untadeligen Ruf.
    Womit, natürlich, angedeutet wurde, dass ihr eigener Ruf nicht einmal annähernd untadelig war.
    Vor einem Jahr hätte sie sich über eine derartige Charakterisierung noch furchtbar geärgert. Inzwischen akzeptierte sie sie. Bei InterDome Media war sie auf Bewährung. Ihre Storys wurden wieder auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft, und sie musste mit einem Team zusammenarbeiten, wie sie es schon als junges, frisches »Gesicht« getan hatte, das seine journalistischen Fähigkeiten erst noch unter Beweis stellen musste.
    Sie war gegen die neue Sicherheitschefin des Mondes, Noelle DeRicci, angetreten und hatte spektakulär verloren. Das Interview, von dem Bowles gedacht hatte, es würde ihre Karriere vorantreiben, hatte selbige beinahe endgültig vernichtet.
    Ihr Boss, Thaddeus Ling, hatte sie vor die Wahl gestellt: Sie konnte zu Gossip Wing wechseln, der Klatschsparte von InterDome (und das doppelte Gehalt kassieren), oder sie konnte sich als investigative Journalistin rehabilitieren, indem sie im Grunde von vorn anfing.
    Sie hatte sich für einen Neuanfang entschieden, obwohl das bedeutete, dass sie ihre beiden Sprecherposten und die besten Live-Übertragungszeiten aufgeben musste. Sie hasste es, mit Faktenprüfern zusammenarbeiten zu müssen – sie brauchte sie nicht. Auch wenn die Generalgouverneurin des Mondes ihr Gossenjournalismus vorgeworfen hatte, war doch alles, was Bowles über Noelle DeRicci berichtet hatte, wahr und durch entsprechende Quellen ordentlich belegt.
    Das Problem lag in den Implikationen: Bowles hatte eine bestimmte Motivation angedeutet, die DeRiccis Handlungsweise während der ersten Krisensituation in ihrer Amtszeit zugrunde läge – eine Mutmaßung, basierend auf Fakten um Fakten um Fakten. Auf dem Höhepunkt der Krise hatte es ausgesehen, als würde DeRicci von Vorurteilen geleitet handeln, nicht aufgrund der realen Sachlage, aber am Ende wurde deutlich, dass DeRicci, wie ihre Motive auch aussehen mochten, die richtigen Entscheidungen getroffen hatte.
    Womit Bowles mit einer soliden Story, einer verzerrten Darstellung und einer ruinierten Karriere dagestanden hatte.
    Jeder, den sie kannte, hatte ihr geraten, zur Klatschsparte zu wechseln. Ein paar
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