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Miles Flint 05 - Paloma

Miles Flint 05 - Paloma

Titel: Miles Flint 05 - Paloma
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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funktionierte er immer noch nicht normal, auch wenn er es selbst nicht so empfand.
    Er sah sich über die Schulter zu Paloma um. Er hatte keine Wahl. Er musste diese Sache untersuchen. Sie hätte gewollt, dass er es tat.
    Doch genau dieser Gedanke ließ ihn innehalten. Vielleicht hätte sie gerade das nicht gewollt. Sie hatte ihm gesagt, er solle keine Beziehungen eingehen, keine engeren Kontakte zu anderen Menschen, und dafür hatte sie ihre Gründe gehabt.
    Sie hatte gewollt, dass er unangreifbar blieb.
    Würde ihn das angreifbar machen?
    Vermutlich. Und es kümmerte ihn nicht. Niemand konnte ihr so etwas antun und sich einfach davonschleichen. Niemand.
    Die Techniker vor der Tür schickten Schwebebots zu dem großen nassen Fleck in der Mitte des Gangs.
    »Sie haben mir nicht erzählt, wer das gemeldet hat«, sagte Flint.
    »Das ganze Gebäude ist abgeriegelt worden«, sagte Nyquist. »Wir wurden informiert, als die Sicherheitssysteme aktiviert wurden.«
    »Abgeriegelt?«, fragte Flint.
    »Etwas hat die automatischen Sensoren ausgelöst.« Nyquist sprach wieder in diesem ganz besonderen Ton. Etwas war keine unbekannte Größe. Er wusste, was Etwas war; er hatte sich lediglich entschlossen, Flint nichts davon zu sagen. »Wir sind sofort ausgerückt.«
    »Ein Ermittlerteam mit einer kompletten Truppe Tatortspezialisten?«, fragte Flint.
    »Das entspricht nicht dem Protokoll«, sagte Nyquist.
    »Ich weiß«, sagte Flint. »Aber Paloma hat mich über ihre Notfalllinks kontaktiert. Ich bin so schnell ich konnte hergekommen, und da waren die Ermittlungen schon in vollem Gange.«
    »Das sagten Sie schon«, sagte Nyquist. »Aber mir war nicht klar, dass der Kontakt erst so kurze Zeit zurücklag.«
    Flint legte die Stirn in Falten und drehte sich ein wenig zur Seite, ohne jedoch die Füße zu bewegen. »Was hatten Sie erwartet? Ich kam so schnell wie möglich; ich habe das Wort Notruf benutzt. Da warte ich doch nicht erst ab, ob sie wirklich in Schwierigkeiten steckt.«
    »Sie kann Sie nicht kontaktiert haben«, sagte Nyquist. »Sie ist schon mehrere Stunden tot.«
    Flint musterte erneut die Leiche. Er hatte bereits mehrfach den Kopf geschüttelt, ehe er überhaupt merkte, was er tat. Und als er es merkte, gebot er sich Einhalt.
    »Sie hat mir eine Botschaft geschickt«, sagte er. »Ich habe sie kurz vor meinem Eintreffen hier erhalten.«
    Dann vertieften sich die Falten auf seiner Stirn. Er hatte die Botschaft in seinem Büro erhalten. Einem Ort, an dem seine Links nicht hätten funktionieren dürfen. Er hatte sie doch deaktiviert, ehe er hineingegangen war, oder? Oder hatten ihn der Staub und das Ausmaß der Katastrophe so verwirrt, dass er sie völlig vergessen hatte?
    Beinahe hätte er wieder den Kopf geschüttelt, doch dieses Mal hatte er sich schneller im Griff. Er schaltete diese Links automatisch ab. Er brauchte keine Notfallkanäle, weil, theoretisch, niemand Kontakt zu ihm aufnehmen musste.
    Sie hatte ihn über verborgene Kanäle kontaktiert. Sie hatte gewusst, wie sie ihn erreichen konnte, sogar dann, wenn er sich im Schutz der ausgedehnten Sicherheitseinrichtungen des Büros aufhielt, denn sie selbst hatte einen großen Teil dieser Einrichtungen entworfen.
    Aber er hatte den größten Teil ihrer Bauteile entfernt. Sie waren nicht sicher gewesen.
    Hatte die Nachricht bereits auf ihn gewartet? Hatte sie sich einen Weg durch die Systeme gebahnt, bis sie ihn erreicht hatte – hatte sie Stunden anstelle eines Sekundenbruchteils gebraucht?
    Nyquist beobachtete ihn immer noch, taxierte ihn, versuchte, ihn zu verstehen. Versuchte herauszufinden, inwieweit er involviert war.
    Nyquist glaubte, sie sei bereits tot gewesen, als Flint die Nachricht erhalten hatte. Aber niemand hatte die Leiche untersucht. Die ersten Berichte waren nur vorläufiger Natur. Er konnte es also nicht wissen. Noch nicht.
    »Wann haben Sie die Botschaft aus dem Gebäude erhalten?«, fragte Flint.
    »Die habe nicht ich erhalten«, sagte Nyquist. »Sie kam im Department rein.«
    »Spielen Sie keine Spielchen mit mir.« Plötzlich fühlte sich Flint furchtbar müde. »Wenn Sie mir schon nichts erzählen wollen, dann sagen Sie es offen, aber lassen Sie die Spitzfindigkeiten.«
    Nyquists Miene wurde nichtssagend. Er war ein guter Bulle. Welche Emotion Flint auch provoziert haben mochte, sie würde sich nicht in seinem Gesicht widerspiegeln.
    »Also gut«, sagte Nyquist. »Ich werde Ihnen keine Informationen liefern, die die Presse nicht auch bekäme.
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