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Miles Flint 05 - Paloma

Miles Flint 05 - Paloma

Titel: Miles Flint 05 - Paloma
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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vor den Emotionen ab, die ihn noch vor einem Augenblick zu überwältigen gedroht hatten. Er musste die Ruhe bewahren, musste logisch denken, musste so kalt agieren, wie viele Leute glaubten, dass er innerlich sei.
    Er zwang sich, den Tatort zu studieren. Wenn sie im Korridor gestorben war, dann hatte der Kampf im Wohnzimmer angefangen. Paloma hatte nicht mit so etwas gerechnet. Sie hatte ihren Angreifer – Mensch? Außerirdischer? Etwas, das trinken und menschliche Nahrung zu sich nehmen konnte? – behandelt wie einen willkommenen Gast. Diese Tabletts hatte sie auch Flint zu Ehren einmal hervorgeholt, hatte sie zu ihm gleiten, ihm Konfekt und ihren Lieblingstee servieren lassen und …
    Er riss sich zusammen, prügelte seine Aufmerksamkeit zurück zum Tatort. Er musste diesen Tatort studieren.
    Die Person war ein Gast gewesen. Und dann hatte sie – was? Angegriffen? In ihrer eigenen Wohnung wäre Paloma mit jedem fertig geworden. Sie wusste, wo alles war. Sie besaß versteckte Waffen, Betäubungswaffen, Geräte, die sie ihm nie gezeigt hatte.
    Selbst diese Tabletts ließen sich als Waffen nutzen. Kleine, wirbelnde Derwische der Art, die einem Mann den Kopf vom Rumpf schlagen konnte, wenn er nicht aufpasste.
    Flint faltete die Hände, um sicherzustellen, dass er nichts anfasste, aber er sah sich genau um. Der Schutt in der Nähe der Wand – die beschädigten Tabletts, das ruinierte Essen, der verschüttete Tee – das war wann passiert? Zuerst?
    Das ergab keinen Sinn. Paloma hätte sich hier verteidigt, umso mehr im Fall eines so offenkundigen Angriffs.
    Sie war im Korridor gestorben, aber ihre Leiche war hierher getragen worden. Um den Tatort zu inszenieren.
    War die umgestürzte Couch ein Teil der Inszenierung? Die schadhaften Tabletts? Das Essen?
    Flint nagte an seiner Unterlippe. Nyquist starrte ihn an, beobachtete Flints Gesicht, als befähige ihn das, seine Gedanken zu lesen.
    Das Einzige, was Flint mit Sicherheit wusste, war, dass Paloma im Korridor gestorben war. Nicht nur, weil Nyquist es ihm erzählt hatte, sondern weil die Beweise es ihm verrieten. So viel Blut fand man nur an einem Ort, an dem jemand gestorben war.
    Alles andere war verwirrend.
    »Kann ich näher herangehen?«, fragte Flint.
    »Das wollen Sie sicher nicht.« Es war eine freundliche Warnung, die besagte, dass Flint Dinge zu sehen bekäme, die er gewiss nicht sehen wollte.
    Aber er wollte Paloma nicht genauer betrachten. Das überließ er seinen Kameras, wie er es seinen eigenen internen Links überließ, die Bilder zu speichern, damit er sie später studieren konnte, an einem Ort, der nicht nach Blut und Tod roch.
    »Kann ich näher heran?«, wiederholte Flint in einem Ton, so kalt, wie er ihn nur herausbekommen konnte. Er wollte Nyquist wissen lassen, dass er die Beherrschung nicht verlieren würde. Nicht mehr. Und er wollte Nyquist spüren lassen, dass er Flint vertrauen konnte.
    »Aber nur ein paar Schritte«, sagte Nyquist. »Dieser Abschnitt ist freigegeben. Die Leiche nicht.«
    Die Techniker waren noch nicht ganz fertig. Das war gut und schlecht zugleich. Sie hätten in der direkten Umgebung der Leiche nichts verändert, aber die Tatsache, dass sie sie bis zum Schluss aufsparten, verriet, dass sie eine Menge zu tun hatten.
    »Was haben die Nachbarn gesagt?«, erkundigte sich Flint.
    »Auf dieser Etage war niemand zu Hause«, sagte Nyquist.
    Es gab nur ein weiteres Appartement auf diesem Stockwerk, ein billigeres ohne Kuppelblick. Flint würde es auskundschaften, würde herausfinden, wem es gehörte.
    Er trat an die Ecke der Couch, ging in die Knie und studierte den Teppich. Nicht einmal Fußabdrücke, was sonderbar war, bedachte man die Menge an Blut außerhalb der Wohnung. Etwas hätte durch die Sauerei spazieren und eigene Abdrücke hinterlassen müssen.
    Ein Mensch hätte hinterher saubermachen müssen. Einige der Außerirdischen, die Paloma verachtet hatten, hätten vom Schauplatz ihres Todes hierherfliegen können.
    Flint blickte auf, sah keine erkennbaren Spuren an der Wand und zwang sich, Paloma noch einmal anzusehen.
    Der Tatort war inszeniert, die Leiche jedoch nicht absichtsvoll platziert. Bedachte man Haltung und Lage der Leiche, so schien es durchaus möglich, dass man sie hier einfach hatte fallen lassen.
    Ihre Zähne machten ihm zu schaffen. Er wünschte, erkönnte einen vom Boden pflücken und nachsehen, obdie Wurzel noch dran war oder ob er abgebrochen war.
    Er erteilte seinen internen Links ein stummes Kommando,
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