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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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weit über den Ruf der Pflicht hinausging.
    DeRicci hatte sich diese Auszeichnung schon vor ein paar Jahren verdient, als sie ein hochinfektiöses Virus an der Ausbreitung gehindert hatte. Die ganze Kuppel hätte sonst kontaminiert und der größte Teil der Einwohnerschaft dahingerafft werden können. Damals war niemand auf die Idee gekommen, sie dafür auszuzeichnen, einerseits, weil sie zu jener Zeit keinerlei politischen Einfluss gehabt hatte, andererseits aufgrund der Tatsache, dass auch Flint in den Fall verwickelt gewesen war – ein Umstand, den die Stadt hatte lieber geheim halten wollen.
    Aber Flint hatte nichts mit DeRiccis jüngstem Erfolg zu tun. Unterstützt von einem recht imposanten Team, hatte sie die Ermittlungen im Fall des Bombenanschlags auf die Armstrongkuppel im letzten Jahr geleitet. Im Zuge ihrer Ermittlungen hatte DeRicci einige strukturelle Schäden in der Kuppel entdeckt, die plötzlich und ohne Vorwarnung zur Zerstörung der Kuppel hätten führen können.
    Wieder einmal hatte DeRicci also die größte Stadt des Mondes gerettet, und dieses Mal erhielt sie dafür die nötige Anerkennung.
    Arek Soseki, der Bürgermeister von Armstrong, ließ sich schon seit annähernd zehn Minuten über den Bombenanschlag, die kostspieligen Folgen und DeRiccis Ermittlungserfolg aus. Die Leute auf der Bühne, die überwiegend im Bilde waren, bemühten sich, ihm ihre Aufmerksamkeit zu schenken.
    Zu diesen Leuten gehörte ein ganzes Rudel politischer Würdenträger, zu denen auch die Generalgouverneurin zählte. Die einzigen Polizeibeamten außer DeRicci waren ihre direkte Vorgesetzte, Andrea Gumiela, und die Polizeipräsidentin.
    »Der kann reden, was?« Ki Bowles stand neben Flint an die Wand gelehnt. Bowles arbeitete für InterDome Media. Sie hatte sich einen Ruf als Enthüllungsjournalistin erarbeitet, hatte aber während der letzten paar Monate den größten Teil ihrer Zeit hinter dem Schreibtisch zugebracht und die Storys anderer Reporter für die konstanten Live-Übertragungen im Netz zusammengestellt. Flint hatte keine Ahnung, ob das die Folge einer Degradierung war oder nicht.
    »Reden ist doch wohl sein Job, oder nicht?«, gab Flint zurück.
    Sie lächelte, und ihre mandelförmigen Augen blitzten. Ihr Haar, das bei ihrer letzten Begegnung vor über einem Jahr noch lockig und kunterbunt gefärbt gewesen war, war nun rotblond, wodurch ihre dunkle Haut noch ein wenig dunkler wirkte. Der Limonengeruch ihres Parfüms war leicht genug, um als geschmackvoll gelten zu dürfen, und stark genug, um von ihrer Anwesenheit zu künden.
    »Reden ist mein Job«,erwiderte sie. »Regieren ist seiner.«
    »Und das glaube ich genauso, wie ich glaube, dass Sie wieder Ihre natürliche Haarfarbe tragen.«
    »Sagt einer der wenigen verbliebenen echten Blondschöpfe im Universum.«
    Flint fühlte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. Er war von jeher etwas befangen wegen seines Aussehens. Sein Haar war blond und lockig, seine Haut so blass, dass die Blutgefäße auf der Innenseite seiner Unterarme erkennbar waren. Sein Aussehen unterstrich die Begrenztheit seines Genpools und offenbarte seine Familiengeschichte vor jedermanns Augen.
    »Ich hatte nicht damit gerechnet, Sie hier zu sehen«, sagte er. »Ich dachte, zu Pressekonferenzen würde man Volontäre schicken, keine Spitzenrechercheure.«
    Sie zupfte an dem Seidenschal, den sie sich um den Hals gelegt hatte. Ihre Frisur mochte zahmer sein, ihre Kleidung war es nicht. Sie trug lebhafte Gold- und Rottöne, die Haut und Haar betonten. »Haben Sie den Bericht gelesen?«
    »Nein«, gab Flint zu.
    »Es ist erstaunlich, wie viel nicht darin steht.«
    Flint deutete mit einem Nicken auf das Podium. »Alle Redner, die bisher da oben gestanden haben, haben behauptet, er sei umfassend.«
    »Das ist er«, entgegnete Bowles, »abgesehen von einem klitzekleinen Detail.«
    Flint wartete. Bowles wollte, dass er sie nach diesem Detail fragte, und er hatte nicht die Absicht, das zu tun. Stattdessen lauschte er dem Murmeln der Stimmen, das sich in die abgelesene Eloquenz Bürgermeister Sosekis drängte.
    »Dabei handelt es sich ausgerechnet um das Detail«, fuhr Bowles nun fort und ließ zu, dass sich ein wenig Ärger in ihrer Stimme bemerkbar machte, »das wir alle gerne kennen möchten. Wer hat die Bombe gelegt? Dem Bericht zufolge weiß das tatsächlich niemand. Denn wenn der Bombenleger wirklich ein Selbstmordattentäter war, dann sind seine Überreste ja wohl in der Explosion spurlos
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