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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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weiß«, erwiderte Scott-Olson. »Aber wir brauchen all diese Informationen, bevor wir uns auf die Suche nach dem Mörder machen können.«
    Costard hatte noch nie zuvor erlebt, dass ein Gerichtsmediziner derart unrealistisch seine Möglichkeiten bei der Aufklärung eines Verbrechens einstufte. »Sie werden ihren Mörder vielleicht niemals finden. Das wissen Sie doch, oder?«
    »Wir müssen den Mörder finden«, entgegnete Scott-Olson. »Oder die Disty erledigen das für uns.«
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, die können den Tod nicht ertragen. Und dann ermitteln sie in einem Todesfall?«
    »Nicht auf unsere Weise. Und ihre Vorstellungen von Gerechtigkeit stimmen auch nicht mit der unseren überein.«
    Costard schauderte. »Wollen Sie damit sagen, dass die einfach jemanden nach dem Zufallsprinzip herauspicken werden?«
    »Nein, auch wenn das vielleicht besser wäre.«
    »Was werden sie dann tun?«, fragte Costard.
    »Sie geben uns die Schuld.«
    »Den Menschen?«, hakte Costard nach.
    Scott-Olson schüttelte den Kopf. »Ihnen, mir und jedem anderen, der etwas mit diesem Fall zu tun hat.«
    »Das dürfen sie nicht. Dafür gibt es keinerlei rechtliche Handhabe!«, begehrte Costard auf.
    »Rein rechtlich gesehen dürfen sie hier alles«, widersprach Scott-Olson. »Der Mars ist Disty-Territorium. Ich dachte, Sie wussten das.«
    »Aber Sie hier haben Ihre eigenen Behörden, Ihre eigene Polizei!«, sagte Costard, die nicht sicher war, ob sie das alles korrekt verstanden hatte.
    »Das ist nur ein Zugeständnis«, erklärte Scott-Olson.
    »Und die werden Sie umbringen?«, fragte Costard.
    »Das Risiko besteht«, sagte Scott-Olson. »Wir haben die Leiche berührt. Wir wurden durch sie kontaminiert. In den Augen der Disty haben wir jeglichen Nutzen verloren.«
    Costard fühlte, wie sich Wut in ihr regte. Jemand hätte sie darüber informieren müssen. »Ich glaube, ich werde einfach das nächste Shuttle zur Erde nehmen. Dabei mache ich nicht mit!«
    »Zu spät«, meinte Scott-Olson, »Sie stecken schon mittendrin.«

 
3
     
    M iles Flint war ins Hauptquartier der Polizei von Armstrong gekommen, um genau zu sein: in deren Presseraum, wo er sich einen Platz im hinteren Teil gesucht hatte. Er achtete immer darauf, in der Nähe der Tür zu bleiben, sodass er sich jederzeit schnell hinausschleichen könnte, sollte es notwendig sein. Schon ein Jahr nachdem er seinen Dienst bei der Polizei quittiert hatte, hatte er sich nicht mehr als dazugehörig empfunden. Nun fühlte er sich als absoluter Außenseiter.
    Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und den Rücken an die Wand gelehnt. Mehrere andere Leute standen neben ihm. Viele von ihnen konzentrierten sich ganz auf ihre Multimedia-Ausrüstung. Ein paar sprachen leise, schilderten die Vorgänge jenen Zuschauern, die nicht persönlich dabei sein konnten.
    Vor ihm füllte ein Meer aus blauen Armstrong-Polizeiuniformen den Raum. Die Polizisten waren hier, weil dies nicht nur eine Pressekonferenz war, es war auch eine feierliche Zeremonie – eine Zeremonie, die Flint ebenso in Erstaunen versetzt hatte wie ihr geplantes Opfer, Noelle DeRicci.
    DeRicci saß am Rand der Bühne, die Beine übereinandergeschlagen, die Hände bequem in den Schoß gelegt. Sie trug eine Kombination aus Rock und Blazer, akzentuiert mit Chiffoneinsätzen; das Kostüm verlieh seiner Trägerin einen höchst modischen Anstrich. Ihr dunkles Haar, das bereits zu ergrauen begonnen hatte, hatte einen professionellen Schnitt bekommen und schwarze Strähnchen. DeRicci trug heute sogar etwas Make-up, etwas, das die alte DeRicci niemals getan hätte – nichtdie Frau, die einmal Flints Partnerin gewesen war, als er selbst noch als Detective gearbeitet hatte.
    Und dennoch war DeRicci offenkundig immer noch dieselbe Frau, schnoddrig, brillant und unsicher zugleich. Als sie auf die Bühne geklettert war, hatte sie Ausschau nach ihm gehalten und gelächelt, als sie ihn entdeckt hatte.
    Er hatte ihr Lächeln erwidert. Er mochte sie und war gekommen, um sie bei dieser Pressekonferenz, einer der wichtigeren in ihrer Laufbahn, moralisch zu unterstützen.
    Es war allerdings nicht ganz fair gewesen, sie bei dieser Sache als Opfer zu betrachten. DeRicci fiel nämlich allenfalls sich selbst zum Opfer. Nun stand sie kurz davor, die höchste Auszeichnung zu erhalten, die Armstrong zu vergeben hatte, den Silbermond, eine Anerkennung für Beschäftigte im Dienste der Öffentlichkeit, die eine Tapferkeit bewiesen hatten, welche
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