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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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waren, hatte sie versucht, ihn einzuschüchtern. Aus irgendeinem Grund schien sie zu denken, Einschüchterung wäre hilfreich.
    Vermutlich lag es an seinem Gesicht. Er sah jünger aus als er war. Seine Ex-Frau hatte stets gern behauptet, manchmal glaube sie, sie habe ein übergroßes Baby geheiratet. In den ersten Jahren ihrer Ehe hatte sie das zärtlich gesagt, so, als würde sie sein Aussehen lieben. In dem furchtbaren letzten Jahr hatte sie die Worte förmlich ausgespuckt, wütend darüber, dass die Trauer, die sie beide verzehrte und ihre Ehe zerstörte, keine Spuren in seinem Gesicht hinterlassen hatte.
    »Also?«, fragte er wohl wissend, dass DeRicci ihm nicht antworten würde, sollte er sie nicht dazu drängen.
    »Bevor HazMat fertig ist, werden wir das nicht erfahren«, antwortete sie und klappte den Handheld zu.
    Flint wusste bereits, warum sie hergekommen waren. Ein Schiff mit Leichen an Bord war irgendwann am Nachmittag im Hafen eingetroffen. Aber er wusste auch, dass es darüber hinaus noch mehr Informationen geben musste. Als Verkehrspolizist hatte es zu seinen Pflichten gehört, manövrierunfähige Schiffe reinzuschleppen. Ehe die Schiffe jedoch abgeschleppt wurden, gingen Verkehrspolizisten an Bord, und deren Berichte wurden, so weit notwendig, an das Ermittlerteam weitergeleitet.
    Flint würde noch früh genug herausfinden, was passiert war. Sie gingen zu Terminal 4, wo ausgemusterte und verlassene Schiffe üblicherweise festgemacht wurden. Gab es auf dem jeweiligen Schiff noch lebende Mannschaftsmitglieder oder eine erkennbare Registrierung, so wurde es zu Terminal 16 gebracht. Schiffe, deren Eigentümer krimineller Machenschaften verdächtigt wurden, lagen an Terminal 5; solche, die eine illegale Fracht an Bord hatten, an Terminal 6.
    Der Tunnel endete im Verwaltungsring. Quadratische Büros, abgetrennt durch durchsichtige Kunststoffwände, drängelten sich an der Wand. Dieser Abschnitt sah auf jedem Terminal gleich aus: winzige Schreibtische in winzigen Räumen, übersät mit Notizen, Hinweistafeln und elektronischen Warnsignalen. Ein paar der Tische verfügten über ein eigenes, eingebautes System – auch hier auf Basis der Theorie, dass direkte Verbindungen nicht vertrauenswürdig seien –; aber der größte Teil des Kommando- und Kontrollzentrums befand sich in den oberen Etagen.
    Schilder deuteten in die diversen Richtungen, die die Mannschaften einschlagen konnten, viele, um einzuchecken, andere, um ihre Uniformen anzulegen, ehe die Schicht begann. Auf diesen Korridoren befanden sich außerdem die Verhörräume, die Arrestzellen sowie die unverzichtbare Verbindungsstelle zum Zoll. Flint hatte etliche Illegale in diese Verbindungsstelle geschickt und niemals wieder gesehen.
    Der Hauptkorridor führte zum eigentlichen Terminal, und jedes Terminal verfügte über eine eigene Kuppel, die sich öffnete, wann immer ein Schiff andocken wollte. Andere Tunnels verliefen zu den Docks, aber die waren offen, erbaut aus durchsichtigem Kunststoff, ebenso wie die Büroräume. Sie waren mit unabhängigen Umweltkontrollsystemen ausgestattet, die zu jedem Zeitpunkt verzögerungsfrei abgeschaltet werden konnten. Die Tunneltüren konnten ebenfalls durch einen einzigen Steuerbefehl aus dem Tower von Terminal 4 geschlossen werden – eine Vorsichtsmaßnahme, die Flint während seiner achtjährigen Dienstzeit als Verkehrspolizist nur einmal hatte anwenden müssen.
    Zwei uniformierte Raumbullen warteten am Ende des Docks. DeRicci berührte den Chip, der die Marke an ihrem Kragen aufleuchten ließ.
    »Wohin?«, fragte sie die beiden, aber Flint wartete ihre Antwort nicht ab. Er sah bereits, an welchem Dock das Schiff lag. Die orangefarbenen Warnleuchten der HazMat-Mannschaft füllten den Tunnel aus und ermahnten die Flugüberwachung, keine anderen Schiff in einem nahe gelegenen Dock unterzubringen, bis HazMat das Gebiet freigegeben hatte.
    Als Flint durch den betroffenen Tunnel marschierte, richtete er seinen Blick auf der Suche nach dem Schiff bis ans andere Ende. Er musste die Augen zusammenkneifen, um es zu sehen; durch die Tunnelöffnung hindurch wirkte es winzigklein.
    Eine Raumjacht. Dem Design nach – schmal und spitz – war sie auf der Erde erbaut worden. Es war ein ziemlich neues Schiff, ausgelegt für hohe Geschwindigkeiten, nicht für Luxus, ganz gewiss nicht die Art Fahrzeug, die man üblicherweise im Orbit des Mondes aufgab oder dem Verfall überließ.
    Tatsächlich konnte Flint sich nicht daran
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