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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Isaac hatte sich nicht gerührt.
    Sara stand auf und schob die Abdeckung der nächsten Sichtluke hoch. Die Erde verhöhnte sie, blau und grün, verhangen von einem weißen Dunst. Als sie ihre ehemalige Heimat anstarrte, glitt ein kleines, ovales Schiff vorüber, so nah, dass es die Jacht beinahe gestreift hätte. Durch die winzige Luke am seitlichen Rumpf erhaschte Sara einen Blick auf ein menschliches Gesicht. Ein weißer Kreis prangte unter der Luke, ein Symbol, das sie schon früher gesehen hatte: Es war in zarter Ausprägung in die Wand des luxuriösen Waschraums der Hauptkabine geätzt worden.
    Ihr Atem stockte. Sie drückte auf den Knopf der Intercom-Anlage in der Nähe des Fensters. »Hey«, sagte sie zum Cockpit. »Was ist los?«
    Niemand antwortete ihr. Als sie den Finger von dem Knopf löste, hörte sie nicht einmal ein statisches Rauschen.
    Sie rüttelte Isaac an der Schulter, worauf jener sie finster musterte.
    »Ich glaube, wir haben ein Problem«, erklärte sie.
    »Im Ernst«, murrte er gelangweilt.
    »Ich meine es ernst.«
    Sara stand auf und ging durch den schmalen Gang, der zum Quartier des Captains und zum Cockpit führte. Die Tür, die den Hauptfluggastbereich von den Mannschaftsquartieren trennte, war groß und dick und mit einem Schild ausgestattet, auf dem Für Unbefugte kein Zutritt aufleuchtete.
    Dieses Mal drückte sie den Notfallknopf, was einen Mannschaftsangehörigen hätte nach hinten rufen sollen. Aber die Intercom schaltete sich nicht ein, und auch sonst rührte sich nichts.
    Sara versuchte, die Tür zu öffnen, aber sie war von der anderen Seite verschlossen.
    Die Jacht ruckelte, kippte. Sara glitt an die Wand, schlug dagegen und sank zu Boden. Überall in der Kabine flackerten die Leuchten auf, die zum Anlegen der Sicherheitsgurte aufforderten.
    Ruth war ebenfalls gefallen. Sie saß auf dem Boden und rieb sich die Augen. Isaac war der einzige, der auf seinem Platz geblieben war.
    Die Jacht befand sich wieder im Gleichgewicht.
    »Was ist hier los?«, fragte Ruth.
    »Das würde ich auch gern wissen«, entgegnete Sara.
    Sie hielt sich an einer der Metallstreben fest, die für Flüge bei Null-G angebracht worden waren, und versuchte erneut, die Tür zu öffnen. Sie reagierte nicht.
    »Isaac«, sagte sie, »kannst du das Ding überbrücken?«
    »Keine Namen«, mahnte er.
    Sara stieß ein abfälliges Schnauben aus. »Als würde das etwas ausmachen.«
    »Es macht etwas aus. Sie haben uns gesagt, dass es von dem Moment an etwas ausmacht, in dem wir die Erde verlassen haben …«
    Die Jacht erbebte, und Sara roch etwas Scharfes, beinahe wie Rauch, aber pfeffriger.
    »Isaac«, sagte sie erneut.
    Er ergriff die Streben und ging zu ihr. Seine Füße rutschten über den geneigten Boden. Ruth zog sich auf ihren Sessel zurück, das Gesicht blass, die Augen riesig. Sara hatte sie nur einmal zuvor in so einem Zustand gesehen: als sie Ilanas Leiche in dem Nachrichtenvideo gesehen hatten, ausgestreckt auf dem Boden in ihrem gemieteten Apartment im French Quarter.
    Isaac hatte Sara erreicht und fummelte an der Kontrolltafel neben der Tür herum. »Billiges Mistzeug«, fluchte er. »Man sollte glauben, die Sicherheitseinrichtungen auf einem Luxuskreuzer wären etwas moderner.«
    Es klickte in der Tür, und Isaac drückte sie auf.
    Schweiß rann Sara über den Rücken, obwohl sich die Temperatur auf der Jacht nicht verändert hatte. Der Geruch war schlimmer geworden, und sie hörte ein Hämmern, das von dem Notausstieg gleich hinter der Tür kam.
    Isaac biss sich auf die Unterlippe.
    »Hallo?«, rief Sara. Ihre Stimme erzeugte kein Echo; dennoch konnte sie die Leere um sich herum spüren. In der Bordküche befand sich niemand, und der Sicherheitsbedienstete, der in der Nähe des Cockpits sitzen sollte, war nicht dort.
    Isaac blieb beim Notausstieg und studierte die Steuertafel. Ruth war über ihre Liege gekrabbelt und starrte die Tafel auf ihrer Seite des Schiffs an. Ihre Hände zitterten.
    Sara kehrte beiden den Rücken zu, ging ins Cockpit – und erstarrte.
    Es war leer. Rote Lämpchen blinkten auf der Steuerkonsole. Das Schiff war auf Autopilot geschaltet, und beide Fluchtkapseln waren ausgesetzt worden. Eine rote Linie überlagerte ein Diagramm des Schiffes, und die Linie deckte exakt den Notausstieg ab, von dem die Geräusche gekommen waren. Weitere rote Signale akzentuierten das Heck des Schiffs.
    Sara drückte den Knopf für die Stimmsteuerung. Sie war abgeschaltet worden – was auch das Schweigen
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