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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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vorbeibringen«, sagte er. »Ich dachte, so beschäftigt, wie du bist, würdest du dich freuen, wenn dich beim Nachhausekommen etwas Hübsches erwartet.«
    Er kannte den Sicherheitscode des Hauses, ebenso wie sie den seinen. Sie hatten die Codes vor drei Monaten ausgetauscht, in derselben Nacht, in der sie sich auch verlobt hatten. Ekaterina konnte sich noch immer daran erinnern, was sie in dieser Nacht empfunden hatte. Die Hoffnung, die Möglichkeiten. Das Gefühl, sie hätte tatsächlich eine Zukunft.
    »Sie sind wunderschön«, sagte sie.
    Simon wartete, bis sie am Fuß der Treppe angekommen war, und überreichte ihr dort den Strauß. Unter dem grünen Laub entdeckten ihre Hände eine kühle Vase, in deren Glas ein Sprudelchip eingelassen war, der die Temperatur des Wassers konstant hielt.
    Ekaterina vergrub ihr Gesicht in den Blüten, froh über die kurze Möglichkeit zur Tarnung. Sie hatte keine Ahnung, wann sie das nächste Mal Blumen sehen würde.
    »Danke«, sagte sie mit bebender Stimme. Sie wandte sich ab und zwang sich, die Blumen auf dem Tisch unter dem goldgerahmten Spiegel in ihrem Eingangsbereich abzustellen.
    Simon legte ihr die Hände an die Taille. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Sie wollte sich bei ihm anlehnen, ihm die Wahrheit sagen, all das mit ihm teilen: die Furcht, die Ungewissheit … Aber sie wagte es nicht. Er durfte nichts von alledem wissen.
    »Ich bin müde«, sagte sie, und das war keine Lüge. Sie hatte in den vergangenen acht Tagen nicht geschlafen.
    »Großer Fall?«
    Ekaterina nickte. »Schwieriger Fall.«
    »Sag mir Bescheid, wenn du bereit bist, darüber zu sprechen.«
    Sie konnte sein vertrautes Gesicht im Spiegel neben ihrem eigenen, abgezehrten Antlitz sehen. Selbst wenn sie sich bemühte, normal auszusehen, gelang es ihr nicht. Die Tränensäcke unter ihren Augen waren vor einem Monat noch nicht dort gewesen, ebensowenig wie die Sorgenfalten um ihre Mundwinkel.
    Simon schaute zu, wie sie sich betrachtete, und sie konnte an seinem leicht vorgeschobenen Kiefer und den kaum wahrnehmbaren Falten auf seiner Stirn erkennen, dass er mehr sah, als er hätte sehen sollen.
    »Dieser Fall zerreißt dich«, bemerkte er in sanftem Tonfall.
    »Manche Fälle tun das.«
    »Das gefällt mir nicht.«
    Ekaterina nickte und drehte sich in seinen Armen, versuchte, das Gefühl seiner Nähe in ihrem Gedächtnis abzuspeichern, die Behaglichkeit seiner Umarmung, Gefühle, die bald vergangen sein würden. »Ich muss mich mit einem Klienten treffen«, sagte sie.
    »Ich werde dich hinbringen.«
    »Nein.« Wieder rang Ekaterina sich ein Lächeln ab und fragte sich, ob es so falsch aussah, wie es sich anfühlte. »Ich möchte vorher noch ein bisschen allein sein, um mich zu sammeln.«
    Simon liebkoste ihre Wange mit dem Handrücken und küsste sie, und Ekaterina verharrte einen Augenblick zu lang, gefangen zwischen der Sehnsucht, sich an ihn zu klammern, und der Notwendigkeit, ihn fortzustoßen.
    »Ich liebe dich«, sagte sie, als sie den Kuss beendete.
    »Ich liebe dich auch.« Er lächelte. »Weißt du, unten in L.A. gibt es ein Wellness-Center, dass unschlagbar gut sein soll. Wenn das alles vorbei ist, lade ich dich dorthin ein.«
    »Klingt gut«, erwiderte sie und vermied es, ihm etwas zu versprechen. Noch ein falsches Versprechen hätte sie nicht ertragen können.
    »Kat«, sagte er, »du brauchst eine Auszeit. Vielleicht können wir uns treffen, nachdem du mit deinem Klienten gesprochen hast …«
    »Nein«, antwortete sie. »Früher Gerichtstermin.«
    Simon löste sich von ihr, und Ekaterina erkannte, dass sie schroff geklungen hatte. Aber er musste gehen. Sie musste ihn hier rausschaffen. Schnell.
    »Es tut mir Leid, Simon«, sagte sie. »Ich brauche wirklich ein bisschen Zeit für mich.«
    »Ich weiß.« Sein Lächeln war nun verhalten. Sie hatte ihm wehgetan, und das hatte sie nicht gewollt. »Rufst du mich an?«
    »Sobald ich kann.«
    Er nickte und ging zur Tür. »Schalt das System wieder ein.«
    »Mach ich«, erwiderte sie, als er die Tür öffnete. Von der Bucht war Nebel über das Land gezogen und hatte kalte Luft zurückgelassen. »Danke für die Blumen.«
    »Sie sollten dir den Tag ein bisschen aufhellen«, sagte er und deutete mit der Hand nach draußen ins Grau.
    »Das haben sie.« Ekaterina schaute ihm hinterher, während er über den Gehweg zu seinem Luftwagen ging, der vorschriftsmäßig fünfzehn Zentimeter über dem Straßenbelag schwebte. Nob Hill war für den Flugverkehr gesperrt,
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