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Milchstraße - Geschichten von der großen Liebe (German Edition)

Milchstraße - Geschichten von der großen Liebe (German Edition)

Titel: Milchstraße - Geschichten von der großen Liebe (German Edition)
Autoren: Andrea Ludwig
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Gesicht trocken.
    Amanda

Pat Silverstone
    „Was für eine Veränderung! Ist das Pat Silverstone?“ Gestern sah unsere dreizehnjährige Mitschülerin doch noch aus wie wir. Sie hat sich über Nacht in eine Frau verwandelt: Sie trägt einen Bob-Haarschnitt, flache Ballerina-Schuhe, einen kurzen Rock mit schwarzen Strümpfen. Sehr sexy! Ich verliebe mich sofort in sie. „Dieses Mädchen werde ich eines Tages heiraten“, sage ich mir.
    Mit siebzehn verlassen wir die Schule und unsere Wege trennen sich. Sie hat einen Job, trifft auch gleich ihren Ehemann und bekommt Kinder.
    An meinem ersten Tag in der Bank werde ich durch das Gebäude geführt. Im Computerraum sitzt ein junges Mädchen, das mich auf den ersten Blick fasziniert. Wir kommen ins Gespräch und gehen am nächsten Tag miteinander aus. Ihr Name ist Pat Silverstone. Sie heißt genauso wie meine erste Liebe! Wir heiraten, bekommen drei Kinder und bleiben 21 Jahre zusammen.
    Unsere Ehe ist nicht besonders gut. Bei der Scheidung gesteht mir Pat, dass sie mich nur geheiratet hat, um aus ihrer Familie herauszukommen. Die Original-Pat treffe ich einmal im Jahr zu einer Tasse Kaffee. Wir schwelgen dann in alten Erinnerungen.
    Wenn ich zurück blicke, bedauere ich, dass ich mich damals nicht getraut habe, der ersten Pat meine Liebe zu gestehen. Ich habe die Liebe meines Lebens verpasst.
    William

Mittwoch 19 Uhr
    Es ist Dezember. Meine Mutter hat Leukämie und hat noch drei Monate zu leben.
    Nach der Diagnose stellt sie sofort klar, dass sie keine Behandlung will. Für sie ist der Befund das Zeichen, dass ihr Leben zu Ende ist. Meine Geschwister und ich wollen sie auf ihrem letzten Weg begleiten. Sie kann daheim bleiben und muss nicht ins Krankenhaus.
    Wir reden viel miteinander, regeln gemeinsam mit ihr die Dinge. Auch ihren Tod. In Holland ist passive Sterbehilfe erlaubt und die möchte sie in Anspruch nehmen, wenn es soweit ist.
    Ich lebe in Süddeutschland und fahre alle paar Tage zu meiner Familie nach Holland. Gerade in Bayern angekommen, ruft mich mein Bruder an „Es geht ihr schlecht, wir haben den Arzt informiert“. Also fahre ich wieder zurück.
    Der Arzt bespricht mit uns und vor allem unserer Mutter genau, wie freiwilliges Ausscheiden aus dem Leben vor sich geht. Wir vereinbaren einen Termin. Mittwoch 19 Uhr wird der Doktor kommen. Es fühlt sich eigenartig an, dass wir einen konkreten Zeitpunkt zum Sterben unserer Mutter haben.
    Montag gehen wir shoppen, um uns die Kleider für ihre Beerdigung zu kaufen. Mein Bruder zeigt Mama stolz die Schuhe, die er erstanden hat. Sie untersucht sie fachmännisch und meint: „Die sind von guter Qualität. Die kannst du anziehen.“
    „Kannst du mir die Hosen umnähen Mama? Die sind zu lang.“
    „Da musst du wohl eine deiner Schwestern fragen.“ Wir lachen alle herzlich und präsentieren Mama unsere kleine Modenschau.
    Am Mittwoch kommt der Arzt. Er ist pünktlich. „Es kann bis zu 24 Stunden dauern, bis sie tot ist.“ Er legt ihr die Tablette hin, die eine Überdosis Schlafmittel enthält. Sie schluckt sie herunter. Wir Geschwister sitzen eng umschlungen auf ihrem Bett. Ich halte ihre Hand. Gleich nach der Einnahme verändern sich ihre Gesichtszüge. Wie entspannt sie aussieht! Nach fünfzehn Minuten fühle ich keinen Puls mehr. In diesen Moment war ich so eins mit meinen Geschwistern und Mama, ich werde das nie vergessen. Es war friedvoll und magisch.
    Eleonore

Die Schnitzeljagd
    Er wusste, dass ich mir sein Profil bei der Internet-Partnervermittlung angesehen hatte und schickte er mir eine nette E-Mail. Darin wunderte er sich, dass ich ihn nicht kontaktiert hatte. Aus Höflichkeit erläuterte ich ihm, weshalb er nicht für mich in Frage kam. Innerhalb der nächsten vier Tage schrieben wir ein paar Mal hin und her. Das war lustig.
    „Wir müssen auf jeden Fall mal miteinander telefonieren.“ Er schickte mir seine Telefonnummer in Form eines mathematischen Rätsels. Das wollte ich am selben Abend noch lösen und sofort zurückrufen. Obwohl es nicht einfach war, das Rätsel zu lösen, weil er einen Fehler darin hatte, bekam ich es hin. Ab da telefonierten wir regelmäßig. Das erste Gespräch dauerte gleich siebeneinhalb Stunden. Das zweite Gespräch am nächsten Tag begann abends um acht Uhr und ging dann über elf Stunden. So lief das fast drei Wochen lang täglich weiter. Wir hatten eine unglaubliche Spannung am Telefon.
    „Ich bin für ein Treffen, aber nicht irgendein profanes, wie man das
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