Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Milchstraße - Geschichten von der großen Liebe (German Edition)

Milchstraße - Geschichten von der großen Liebe (German Edition)

Titel: Milchstraße - Geschichten von der großen Liebe (German Edition)
Autoren: Andrea Ludwig
Vom Netzwerk:
normalerweise so macht. Ich lasse mir etwas Besonderes einfallen“, erklärte er eines Tages.
    Er wusste, dass ich auf Überraschungen stehe, meine Lieblingsfarbe grün ist und meine Lieblingszahl neun. Zunächst legte er den Termin fest: 12. und 13. November. Eine Übernachtung hatte er gleich mit einkalkuliert.
    „Lass dich überraschen. Wir machen eine Art Schnitzeljagd und du weißt nicht, wo du endest.“
    Meine Freundinnen hatten Angst um mich. Sie dachten „Die fährt da jetzt irgendwo in die Pampa und dann passiert ihr etwas.“ Aber mein Gefühl sagte mir „Da lässt du dich jetzt drauf ein.“ Ich bebte vor Neugier.
    Am Freitag, dem 11. November bekam ich einen großen Umschlag mit acht kleinen Umschlägen drin. Auf jedem stand etwas anderes drauf. Es waren verschiedene Farben und Symbole. Ich konnte sie nicht entziffern. Ich hatte keine Ahnung, was jeweils drin war, denn ich durfte sie nicht öffnen.
    Er rief mich an und sagte „Pass auf: Morgen um 11:30 Uhr rufe ich dich an. Wir telefonieren 9 Minuten miteinander, und um Punkt 11:39 Uhr öffnest du den Umschlag, auf dem 11:39 steht. Darin steht, was du zu tun hast. Wenn du das erledigt hast, rufst du mich an und ich sage dir, welchen Umschlag du als nächsten öffnest. Und ziehe bitte Outdoor-Kleidung an.“
    Ich fühlte mich zu dick und außerdem hatte ich einen Hexenschuss. Ich wollte zu unserem Date etwas anziehen, das das Beste aus mir herausholt. Stattdessen hatte ich nun meine figurbetonte Jeans mit einem ebensolchen T-Shirt und einer Herren-Skijacke an, dazu feste Schuhe. Also nicht gerade das, was eine Frau zu ihrem ersten Date normalerweise anzieht.
    ***
    Samstag 11:39 Uhr
    Ich öffnete den Umschlag. Darin war eine Postkarte mit einem grünen Ampelmännchen auf der stand, was ich zu tun hatte. Dazu gab es eine Wegbeschreibung. Ich sollte zu einer bestimmten Straße fahren, das Straßenschild fotografieren, ihm eine MMS schicken mit dem Foto und ihn anrufen.
    Ich folgte seinen Instruktionen und so ging das mit den nächsten Umschlägen weiter. Bei Aufgabe vier sollte ich ihn vor einem bestimmten Haus anrufen.
    „Du stehst jetzt vor meinem Elternhaus. Ich möchte dich bitten, dass du dein Auto stehen lässt. Du fährst ab jetzt mit dem Fahrrad weiter.“ Ich dachte nur: Was will der denn jetzt? Ist der bescheuert? Mit Hexenschuss Fahrrad fahren? „Ich würde das gerne tun, aber ich habe kein Fahrrad dabei“, antwortete ich freudestrahlend.
    „Das macht nichts. Das wusste ich. Du klingelst jetzt bitte bei meinen Eltern. Die wissen Bescheid und du bekommst ein Fahrrad von ihnen und dann geht es weiter.“
    Ich dachte nur: „Ich bringe dich um!“ Aber ich tat, wie geheißen. Seine Mutter öffnete die Tür „Ah, Sie wollen das Fahrrad holen?“ Sie übergab mir ein perfekt auf meine Körpergröße eingestelltes Rad.
    Ich zog mit dem Fahrrad los und erfüllte meine nächsten Aufträge: Ich fuhr an seiner Firma vorbei. An einem Ententeich sollte ich die Bank finden, auf der er die Idee zu der Schnitzeljagd hatte. Ich war an seinem Gymnasium und an einer Arbeitsstätte, wo er früher gearbeitet hatte. Es ging zu einer alten Mühle, wo er damals geheiratet hatte. Er führte mich über mehrere Stationen in sein Leben. Und dann landete ich an einem Aussichtsturm.
    Ich hatte nur acht Umschläge. Es sollten neun sein. „An der letzten Stelle rufe ich dich an“, hatte er angekündigt.
    „Ich hab‘ gesehen, du bist da“, meinte er am Telefon.
    „Wie? Du hast gesehen, ich bin da?“
    „Ja, ich hab‘ dich Fahrrad fahren sehen, mit dem Handy am Ohr, in der anderen Hand die Wegbeschreibung.“
    Ich hätte ihn schon wieder umbringen können. Das war unfair.
    „Na gut. Du hast mich schon gesehen und du willst mich immer noch treffen. Das kann ja nur ein gutes Zeichen sein.“
    „Dir fehlt ja noch der neunte Umschlag, in dem drin steht, wo du mich findest. Du gehst zu dem Aussichtsturm. Er hat 125 Stufen zur Plattform. Ich möchte, dass du dich um Punkt 14:59 Uhr auf den Weg machst diese Stufen hinauf zu gehen. Oben findest du den neunten Umschlag.“
    Ich machte mich auf den Weg und dachte mir „Der steht bestimmt da oben.“ Ich erinnerte mich an einen amerikanischen Spielfilm, in dem sich ein Paar auf dem Dach eines Hochhauses getroffen hatte. Ich fand das romantisch und gleichzeitig hatte ich Schiss. Mir wurde schlagartig bewusst, was ich da gerade machte.
    Oben angekommen, stand er tatsächlich vor mir mit dem letzten Umschlag in der Hand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher