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Milchrahmstrudel

Milchrahmstrudel

Titel: Milchrahmstrudel
Autoren: Mehler Jutta
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Rot nahm sich das Fleischstück von ihrem Teller und drehte sich wieder seiner anderen Tischnachbarin zu.
    Man sollte sich ausgiebig mit der blonden Heide unterhalten, dachte Fanni, als sie die halbe Erdbeere, die den Sahnepudding krönte, in den Mund steckte. Das Schälchen mit dem Rest ihres Nachtisches tauschte sie gegen das bereits leere ihres Mannes aus.
    Heide und Annabel haben an den Wochenenden in der Falkenstein-Hütte Seite an Seite gearbeitet – samstags bestimmt bis in die Nacht hinein. Heide müsste eine Menge über Annabel zu erzählen haben.
    Richtig, Miss Marple vom Bayerwald! Und Heide wird sicher alles, was sie weiß, zum Besten geben – vor der Polizei nämlich, falls die sich dafür interessiert. Halt du dich raus, Fanni Rot! Du hast dir zu Hause in Erlenweiler schon genug Feinde gemacht; vergangenes Jahr, als du mit Sprudel zusammen im Fall Mirza ermittelt hast. Willst du jetzt im gesamten Nationalpark in Misskredit geraten, indem du wieder alle möglichen Leute ausfragst, in ihren Privatangelegenheiten rumstocherst und sie sogar verdächtigst – unbegründet verdächtigst?
    Der Vorstand der Eisensteiner Schützen klopfte an sein Glas. »Zum Abschluss unserer Jubiläumsfeier habe ich die Ehre, den diesjährigen Schützenpokal unseren Kameraden aus Erlenweiler überreichen zu dürfen. Und es ist mir eine besondere Freude, bekannt geben zu können, dass der Pokal von einem der aufstrebendsten Glaskünstler aus unserem Landkreis entworfen worden ist: Severin Ruckerbauer.«
    »Severin Ruckerbauer«, wiederholte Fanni verwirrt.
    Der Name war heute schon einmal gefallen – oben, auf dem Falkenstein. Severin, erinnerte sich Fanni, hatte Annabel an diesem Morgen in seinem Wagen zur Schutzhütte gebracht.
    Fanni spitzte die Ohren, als sie ihr Tischgegenüber raunen hörte: »Die Freundin vom Severin soll tödlich verunglückt sein – heut Mittag. Ein Grünzeug-Gendarm hat es dem Vorstand erzählt.«
    »Ist sie eine Eisensteinerin?«, fragte sein Nachbar.
    Der Angesprochene schüttelte den Kopf. »Nein, die Annabel wohnt mit ihren Eltern in Zwiesel.«
    »Annabel und Severin gehen zusammen auf die Glasfachschule«, mischte sich eine Schützenfrau zwei Plätze weiter links ein.
    »Wie ist denn das Unglück passiert?«, fragte jemand von rechts.
    »Das Mädel könnte erschlagen worden sein, meint der Grünzeug-Gendarm.«
    Am Tisch breitete sich entsetztes Schweigen aus.
    »Wer?« Die Frage lag eine Zeit lang in der Luft, bevor sie gestellt wurde.
    Schulterzucken:
    »Ich will ja nichts ausgestreut haben«, sagte die Schützenfrau, »aber zwischen der Annabel und dem Severin soll es ziemlich gewittert haben in der letzten Zeit.«
    »Und deshalb soll er das Mädel erschlagen haben?«, riefen aufgebrachte Stimmen ringsum. »Einfach so? Mir nichts, dir nichts?«
    Fanni bekam einen Stoß in die Rippen.
    »Wir fahren nach Hause«, sagte Hans Rot. »Ich muss morgen früh raus. Ich kann mich nicht den halben Vormittag aufs Ohr legen so wie meine Frau.«
    Manchmal könnte man schon einfach so, mir nichts, dir nichts jemanden erschlagen, dachte Fanni.
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