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Milchrahmstrudel

Milchrahmstrudel

Titel: Milchrahmstrudel
Autoren: Mehler Jutta
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mich mit dem alten Klein, mit Bene und Mirza, mit Olga und Ivo immer besser verstanden habe als mit sämtlichen anderen Nachbarn.«
    Lenis Miene hellte sich auf. »Gar nicht seltsam, denn die Kleins versuchen weder sich selbst noch sonst jemandem was vorzuspielen. Sie sind einfach, wie sie sind – ganz nach dem Motto ›Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert‹.«
    Fanni lachte laut auf. »Und du denkst, weil auch mein Ruf in Erlenweiler noch nie der beste war, kam ich mit den Kleins so gut zurecht?«
    »Essen ist fertig.« Sprudels Stimme klang von der anderen Seite des Raumes herüber. Während Fannis Unterhaltung mit ihrer Tochter hatte er einen Salat gemacht und Brot und Käse dazu angerichtet.
    »Aber wir haben doch erst vor zwei Stunden gefrühstückt«, wandte Fanni ein.
    Sprudel sah auf die Uhr. »Vor drei Stunden«, widersprach er. »Jetzt ist es halb eins, genau die richtige Zeit für einen Mittagsimbiss.«
    Leni hatte sich bereits erhoben und war zum Esstisch geschlendert. »Das sieht aber gut aus«, sagte sie. »Und ich hab einen Bärenhunger.«
     
    Leni fischte gerade das letzte Tomatenstückchen aus der Schüssel, als Fanni fragte: »Marco muss dich ja heute schon sehr früh angerufen haben. Wann bist du denn in Nürnberg losgefahren? Um sechs?«
    »Um sieben«, antwortete Leni. »Um halb zehn war ich in Erlenweiler, hab den Koffer für dich gepackt und bin dann hierhergekommen.«
    »Woher wusstest du eigentlich, dass ich bei Sprudel bin?«, fragte Fanni.
    Leni lachte. »Ich könnte jetzt sagen, der Erlenweiler Ring hat die Information geradezu ausgeschwitzt. Aber um bei der Wahrheit zu bleiben: Ich hatte sie von Marco, und der hatte sie von Sprudel.«
    »Ich habe Marco gestern noch kurz unterrichtet, wo er uns findet, falls er dringende Fragen an dich hat«, warf Sprudel ein. »Gleichzeitig habe ich ihn gebeten, deine offizielle Vernehmung auf heute Nachmittag oder morgen früh zu verschieben.«
    »Marco und ich«, erzählte Leni weiter, »haben gestern spät abends lang miteinander telefoniert. Da hatte der Hausmeister der Katherinenresidenz bereits alles gestanden und Marco hatte schon diesen Rechtsanwalt verhaftet – gerade noch rechtzeitig. Der war drauf und dran, sich aus dem Staub zu machen.«
    »Woher wusste Benat denn, dass es aus war mit seinen Schandtaten?«, fragte Fanni verdutzt. »War er etwa noch in der Nähe, als man mich aus dem Kühlkatafalk gezogen hat?«
    Leni schüttelte den Kopf. »Nein, das war er nicht. Aber ein ganzer Haufen Gerüchte über haarsträubende Vorgänge in der Katherinenresidenz muss sich wie ein Lauffeuer in der gesamten Stadt verbreitet haben.« Sie lächelte amüsiert. »Gestern ist wohl Luise Rots großer Tag gewesen. So wichtig genommen wurde sie wahrscheinlich noch nie. Bestimmt hat sie sämtliche Schwestern genauestens ins Bild gesetzt und konnte mit Antworten auf alle Fragen aufwarten.«
    »Ja«, bestätigte Fanni Lenis letztere Vermutung, »das konnte sie. Luise wusste ganz genau über unsere Ermittlungen Bescheid, war sogar daran beteiligt. Und was sie noch nicht wusste, hat sie erfahren, als ich es Marco in ihrem Zimmer berichtet habe.«
    Sprudel räusperte sich. »Eigentlich erstaunt es mich, dass Benat es gewagt hat, Beckers Leiche auf diese Weise verschwinden zu lassen. Die Bestatter hätten doch irgendwann gemerkt, dass der Sarg für eine Person viel zu schwer war.«
    »Wenn sie ihn hätten tragen müssen, vielleicht schon«, stimmte ihm Fanni zu. »Aber als letzte Woche Herr Bonner abgeholt wurde, habe ich gesehen, wie die Bestatter mit einer Rollbahre so nah an das Podest mit dem Sarg heranfuhren, dass sie ihn nur hinüberzuschieben brauchten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Särge heutzutage meist auf Schienen gleiten und außer vielleicht über Treppen kaum noch getragen werden. Warum auch sollten Bestatter nicht jede Art von Technik nutzen, um ihre Bandscheiben zu schonen?«
    Ungeachtet das morbiden Themas stibitzte sich Leni das letzte Stück Käse und kaute genüsslich, während Fanni nachdenklich sagte: »Letztendlich musste Benat viel zu viel riskieren, um eine Untat mit einer anderen zu decken. Er musste schachern und intrigieren, musste Augen und Ohren überall haben. Er musste die Totenscheine von Herrn Bonner und Frau Nagel an sich bringen, damit die Bestatter gezwungen waren, unverrichteter Dinge abzuziehen und ein zweites Mal zu kommen. Irgendwann wäre sein Lügengebäude so oder so zusammengebrochen.
    »Wer
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