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Milchrahmstrudel

Milchrahmstrudel

Titel: Milchrahmstrudel
Autoren: Mehler Jutta
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ausgefragt hat.«
    Leni wedelte lässig mit der Hand. »Das ist doch längst geregelt, Mama.«
    »Kaffee?«, fragte Sprudel.
    »Gern.« Leni stand auf, um ihm zur Hand zu gehen. Er nötigte sie jedoch wieder auf ihren Platz zurück.
    Während Sprudel in der Küche hantierte, kamen Fanni und Leni noch einmal auf Erwin Hanno zu sprechen.
    »Marco hat erzählt, dass Hanno gestern, nachdem du alles berichtet hattest, wie ein Kugelblitz durch die Katherinenresidenz geschossen ist«, sagte Leni. »Er hat den Hausmeister im Heizungskeller aufgestöbert – wo der angeblich in einer Ecke saß und sich an einer Flasche Obstbrand festhielt. Hanno soll ihn am Kragen gepackt und in sein Büro gezerrt haben.«
    Fanni verdrehte die Augen. »In der Katherinenresidenz muss gestern Nachmittag wirklich das blanke Chaos geherrscht haben.«
    »Und niemand vom Personal hat mit Nachrichten darüber hinterm Berg gehalten«, feixte Leni.
    »Die sich bestimmt recht hurtig zum Erlenweiler Ring durchgesprochen haben«, sagte Sprudel, der gerade die Kaffeekanne hereinbrachte und auf dem Couchtisch abstellte.
    Fanni und Leni erhoben sich und gingen zum Sofa.
    »Wer wohl Hans Rot ins Bild gesetzt hat?«, sinnierte Fanni dabei laut. »Er konnte ja noch nicht wissen, worum es eigentlich ging, als er mittags im Aussegnungsraum aufgetaucht ist.« Sie setzte sich auf die Couch.
    »Luise, nehme ich an«, erwiderte Leni. »Er wird sie später noch angerufen haben. Vielleicht ist er sogar noch mal zu ihr gefahren.« Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und sah Fanni an. »Hast du wirklich die ganze Zeit den Pflegedienstleiter für den Täter gehalten, Mama? Warum bist du nicht früher auf Benat gekommen?«
    Fanni sah geradezu zerknirscht aus, als sie antwortete: »Weil ich genauso auf ihn hereingefallen bin wie alle anderen. Dumm und vertrauensselig auf den Leim bin ich ihm gegangen, dem honorigen, noblen, seriösen, stets freundlichen, immer mitfühlenden, gut aussehenden Dr. Benat, dem niemand auch nur das kleinste Laster zutraute.«
    Sie musste verschnaufen, bevor sie weitersprach. »Hanno dagegen hat ständig angeeckt.« Fanni begann, an den Fingern aufzuzählen: »Er hatte Zoff mit Becker, Misshelligkeiten mit den Schwestern. Sein Lebensstandard lag offensichtlich weit über den Verhältnissen, die sein Gehalt zuließ, was natürlich sehr verdächtig wirkte. Und auf den ersten Blick hatte er die optimale Position dafür, in der Katherinenresidenz Betrügereien zu begehen. Außerdem wurde mein Verdacht gegen ihn noch durch ein paar dumme Zufälle genährt. Beispielsweise den, dass er mich unter einem, wie mir schien, albernen Vorwand in seinem Büro festgenagelt hat, während Luise Rolands Notizblock abgenommen wurde.«
    Leni trank ihren Kaffee aus. »Alles hat also auf Hanno hingedeutet und deine Aufmerksamkeit von Benat abgelenkt.«
    Fanni nickte und wirkte recht nachdenklich dabei.
    »Was geht dir durch den Kopf?«, wollte Leni wissen.
    »Gestern«, begann Fanni stockend, »nein, vorgestern kamen mir Zweifel an der Theorie, dass Hanno hinter all dem stecken sollte. Aber selbst da hat sich mein Verdacht mehr auf den Heimleiter Müller gerichtet als auf Benat.« Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Sogar Verwaltungschef Lex habe ich ihm als Verdächtigen vorgezogen. Benat versteht sich einfach zu gut darauf, seine Mitmenschen einzuwickeln. Offensichtlich hielten ihn alle, denen er begegnete, für ein Prachtexemplar von Samariter.«
    »Sogar Luise«, warf Leni ein.
    »Sämtliche Schwestern«, fuhr Fanni fort, »und die arme Verena …« Sie verstummte und krampfte die Hände ineinander. Während von Benat die Rede gewesen war, hatte sie leicht zu zittern begonnen, und nun wollte sie dem Übel Herr werden, bevor Leni und Sprudel darauf aufmerksam wurden.
    Doch Sprudel erwies sich als sehr genauer Beobachter. Er stand von seinem Sessel auf, setzte sich neben Fanni auf die Couch, legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie fest in seine wohltuende Nähe.
    Gleich darauf zeigte sich, dass ihm Leni in puncto Beobachtung in nichts nachstand. »Du bist noch längst nicht übern Berg, Mama«, sagte sie. »Trotzdem muss ich jetzt nach Nürnberg zu meinen Versuchsreihen zurückfahren. Die brauchen mich – dringend.« Sie stand auf. »Ihr beide dagegen kommt ohne mich ganz gut zurecht.«
    »Das tun wir«, sagte Sprudel. »Aber ich finde es trotzdem schade, dass du schon fahren willst.«
    Leni beugte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen
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