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Milchrahmstrudel

Milchrahmstrudel

Titel: Milchrahmstrudel
Autoren: Mehler Jutta
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weiß«, wandte Sprudel ein, »ob er nicht noch jahrzehntelang hätte weitermachen können. Vielleicht hätte er ja bald eine zweite Frau Nagel aufgetan, eine Seniorin mit Hausbesitz, die nie mehr in ihr Eigenheim zurückkehren würde. Als ihr Betreuer hätte er – wie bei Frau Nagel – wieder schalten und walten können, wie er wollte, hätte die Instandhaltungsgelder für sich verbuchen und den Besitz verkommen lassen können.«
    Fanni nickte versonnen. »Der Beamte bei Gericht prüft ja nur, was er auf den Schreibtisch bekommt. Er rennt ja nicht in der Stadt herum und sieht sich die Immobilien betreuter Personen an. Die Einzigen, die Benat auf den Dreh kommen könnten, sind Verwandte seiner Klientin, künftige Erben mit einem gewissen Interesse an ihren Besitztümern. Aber zufällig«, fuhr sie lebhaft fort, »ist Benat nicht nur Berufsbetreuer, sondern auch Anwalt, ein Anwalt, der gerne Nachforschungen anstellt, und er weiß: Die Seniorin pflegt keinen Kontakt mit Verwandten, falls es überhaupt welche gibt. Erben, die sich erst nach dem Tod der Dame finden lassen, muss er nicht fürchten. Sie haben ja keine Ahnung, dass das Haus durch unrechtmäßige Benutzung heruntergewirtschaftet wurde.«
    »Er müsste gar nicht groß nach Verwandten forschen«, warf Sprudel ein. »Wenn es welche gäbe, die sich um die Seniorin kümmern, wäre wohl kein Berufsbetreuer bestellt worden. Ich frage mich allerdings, was genau hat Benat davon, das Haus seiner Klientin herunterzuwirtschaften?«
    Fanni dachte kurz nach, bevor sie antwortete: »Zum einen kann er, wie schon erwähnt, die Instandhaltungsgelder unterschlagen. Zum anderen kann er das Objekt, jedenfalls solange es dazu geeignet ist, vermieten und die Einnahmen ebenfalls unterschlagen.«
    »Unterschlagen, hm, ich weiß nicht recht«, murmelte Sprudel. »Wenn Gelder aus dem Vermögen einer betreuten Person fließen, dann prüft das Gericht bestimmt ganz genau, wohin.«
    »Natürlich tut es das«, antwortete Fanni geradezu selbstsicher, denn ihr war auf einmal klar, wie Benats Betrug funktionieren konnte. »Das Gericht lässt sich für alle Ausgaben Rechnungen vorlegen, aber Benat hatte keinerlei Schwierigkeiten, fingierte Rechnungen noch und noch zu präsentieren.«
    »Und das Gericht merkt nichts?«, fragte Sprudel.
    »Nein«, entgegnete Fanni. »Weil die Rechnungen ganz offiziell von einem renommierten Betrieb ausgestellt sind. Einer angesehenen Firma, die sich ›Welt des Bauens‹ nennt und die zufällig Benat gehört, was aber das Gericht nicht weiß.«
    Sprudel pfiff durch die Zähne. »Angestellte dieser Firma können sogar, statt Schäden auszubessern, Verwertbares wegschaffen. Die Feldsteine einer Gartenmauer zum Beispiel.«
    Es wurde still im Zimmer, jeder hing seinen Gedanken nach.
    »Unglaublich«, sagte Fanni nach einer Weile. Die beiden anderen horchten auf. »Wirklich unglaublich, dass ich durch mein unsinniges Herumfingern an Rolands Handy die richtige PIN -Nummer eingegeben habe.«
    »Das hast du gar nicht«, erwiderte Leni. »Marco hat gesagt, dass Rolands Handy nicht durch eine PIN gesichert war. Man musste es nur einschalten, und das hast du offenbar geschafft. Ach übrigens, Marco sagt, unter der Nummer, von der der Anruf kam, meldete sich eine junge Frau, die eine interessante, aber sprachlich schwer verständliche Geschichte zu erzählen wusste.«
    Fanni musste nicht lange nachdenken. »Verena? Wo steckt sie denn nun?« Plötzlich kam ihr ein entsetzlicher Gedanke. »Benat hat Verena gar nicht in einer Schule untergebracht, sondern bei einem Halunken, wie er einer ist. In der Mappe, die Verena beim Vorstellungsgespräch abgeben musste, befand sich die gefälschte Post, die der Kumpel dann für Benat aufgegeben hat.« Sie atmete heftig. »Was hat der Kerl mit dem Mädchen vor? Betreibt er ein Bordell?«
    Das kann nicht sein! Du hast dich vergaloppiert, Fanni! Verena hat doch gesagt, dass sie Texte vortragen musste! Sie ist sprachlich getestet worden! Es war ihr so unangenehm, dass sie beim Davonerzählen noch geschnieft hat!
    Falsch, dachte Fanni. Luise hatte sie gefragt, ob sie was vorlesen musste, und da hat Verena geschnieft. Wollte sie uns nicht wissen lassen, was sie wirklich tun musste? Hat sie sich geschämt?
    Sie packte Leni am Arm. »Wir müssen Verena schleunigst ausfindig machen. Wer weiß, wo Benat sie hingesteckt hat. Marco muss sie sowieso als Zeugin vernehmen, ich glaube nämlich, dass Roland sie bei ihren ›Dates‹ über Benat
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