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Mika, Bascha

Mika, Bascha

Titel: Mika, Bascha
Autoren: Die Feigheit der Frauen
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peinlich genug, um nicht irgendwo
als Wundermittel gegen angefrorene Liebe und Trennungsangst aufzutauchen. Das
Rezept für den modernen Liebestrank reicht vom Kochen mit reichlich Pfeffer
über den neuen Anstrich fürs Schlafzimmer bis zu sexy Dessous. All die Zeitschriften,
die diesen Mist verbraten, ahnen, wie groß die Verzweiflung ist, sobald der
Phantomschmerz sich meldet - und nutzen ihn schamlos aus.
     
    Die hohen
Scheidungsraten sind ein ständiges Menetekel. Doch wenn sie ihren eigenen Job,
ihr eigenes Geld und keine Kinder haben, sind Frauen weniger ängstlich sich zu
trennen. »Solange Frauen ein selbstbestimmtes Leben führen«, meint Therapeutin
Rosemarie Leinemann, »sind sie viel weniger bereit, Kompromisse zu machen.
Wenn Kinder da sind, wird das natürlich viel schwieriger. Dabei geht es dann
nicht nur um das Wohl der Kleinen. Meist haben die Frauen so viel an eigenem
Leben aufgegeben, als die Kinder kamen, dass sie stark auf den Mann fixiert
sind - finanziell, aber auch emotional.« 5
     
    Nehmen wir
Karin. Karin ist Anfang fünfzig und hat zwei Kinder. Sie ist eine intelligente
Person und hatte als junge Frau reichlich Chancen, ihr Leben nach eigenen
Vorstellungen zu gestalten. Doch als sie ihren Mann traf, brach sie ihre Ausbildung
ab, hat nie mehr gearbeitet, sich nur noch auf ihn und seine Karriere
konzentriert. Die hat er dann auch gemacht, er ist erfolgreicher Steuerberater
mit großem Büro. Er war der Mittelpunkt ihres Lebens, sie umkreiste und
unterstützte ihn und zog dabei die Kinder groß.
    Inzwischen
hat ihr Mann sie verlassen. Und vielleicht wäre ihr selbst da noch nicht
aufgefallen, dass sie es war, die entschieden hat, nur für andere zu leben. Es
sind ihre Kinder, die sie jetzt mit der Nase drauf stoßen. Wie alle Kinder
haben sie die allzeit bereite Mutter zwar genossen, doch das hindert sie nicht,
ihr nun vorzuwerfen, dass sie nichts aus ihrem Leben gemacht habe. Warum hast
du dich immer nur angepasst und untergeordnet? Hättest du nicht doch noch einen
Beruf lernen können? Du warst doch auch fit genug für ein Studium.
    Karin hört
sich das an und erinnert sich nicht mehr, was sie zu Beginn ihrer Ehe gedacht
hat, als sie ihr Leben so einrichtete. Wahrscheinlich nicht viel, meint sie
heute.
     
    Es gibt
viele Gründe, warum Frauen sich in der Liebe unterordnen. Und noch immer
glauben sie, dass eine ungleiche Beziehung der Garant dafür ist, den Partner
zu halten. Als läge es nicht auch im Wesen von Herrschaftsverhältnissen, dass
der Herrscher des beherrschten Objekts irgendwann überdrüssig wird, weil es ihm
nichts mehr zu bieten hat.
    Wie viele
Männer, die eine Ehe mit klassischer Rollenverteilung führten - manchmal
jahrzehntelang -, verlassen ihre Frau, weil sie ihnen angeblich nicht mehr das
Wasser reichen kann? Er hat sich um seinen Beruf gekümmert, sie hat sich um ihn
gekümmert. Er war draußen in der Welt, hat Erfahrungen gemacht und sich
verändert. Sie war hauptsächlich drinnen, wo die Selbstbestätigung und die
Anreize, sich weiterzuentwickeln, sehr viel spärlicher sind. Heraus kommt das
hässlich banale Trennungsdrama, das sich in Mittelschichtmilieus laufend
abspielt.
    Das ist
ungerecht und gemein — ganz klar. So ein Mann hat seine Frau benutzt —
wahrscheinlich. Sie ist sein Opfer — ach, wirklich?
     
    Der Betrug
    Erst wenn
das Trugbild einer Beziehung auseinanderfällt wie ein fauler Fisch, erst dann
ahnen Frauen vielleicht, dass sie einem Selbstbetrug aufgesessen sind. Dass sie
in ihren persönlichen und individuellen Entscheidungen einem Muster gefolgt
sind, das sie in die Irre geführt hat. Dass sie ihre Eigenständigkeit geopfert
haben, weil die alte Rolle sich so verführerisch gab. Vielleicht ahnen sie es.
Doch gestehen sie es sich auch ein?
    Eher kommt
die Aggression. Häufig zu spät und oft mit dem falschen Ziel. Wenn eine Liebe
am Ende ist, entdecken plötzlich auch Frauen, wie wütend sie sein können. Weil
sie merken, dass sie eine Menge Lebenschancen verpasst haben, als sie in der
Beziehung zurücksteckten und sich unterordneten.
    Das
könnten sie durchaus als Vorwurf gegen sich selbst richten und ihren Anteil an
dem Schlamassel einräumen. Schließlich haben sie an der Grube mitgegraben, in
die sie dann fielen. Doch viel lieber münzen sie ihre eigene Geschichte um und
wenden sich rachsüchtig gegen den Mann. Sie fühlen sich nur noch als Opfer,
weil sie etwas unwiederbringlich verloren haben. Bitter - aber hat sie
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