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Mika, Bascha

Mika, Bascha

Titel: Mika, Bascha
Autoren: Die Feigheit der Frauen
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konnten wählen: Entweder bekamen sie eine
Prämie für jede gelöste Aufgabe. Oder sie entschieden sich für einen
Leistungswettbewerb, bei dem nur der Beste einer Vierergruppe alles einstrich.
    Das
Ergebnis:
    Die
Mädchen der gemischten Schulen gingen dem Leistungsvergleich aus dem Wege. Die
Schülerinnen der reinen Mädchenschulen entschieden sich genauso oft für den
Wettbewerb wie die Jungs.
     
    Daraus
zogen die Forscher den Schluss: Mut liegt nicht in den Genen. Erziehung und der
soziale Umgang mit Gleichaltrigen verstärkt sogenannte typisch weibliche
Eigenschaften. Mädchen werden in ihrer geschlechtlichen Identität verunsichert,
wenn sie mit Jungs konfrontiert werden. Das bringt sie dazu, ihre Weiblichkeit
zu betonen, indem sie versuchen, dem männlichen Bild von Frauen zu entsprechen.
Sind sie nur unter Geschlechtsgenossinnen, werden diese Verhaltensweisen nicht
provoziert. Die gesellschaftliche Prägung trägt entscheidend dazu bei, so die
Wissenschaftler aus Essex, dass Mädchen Risiken und Wettbewerb eher scheuen als
Jungs. 27
    Wir können
uns also nicht damit herausreden, dass wir von Natur aus feige sind. Wir
scheitern nicht an der biologischen Prägung. Denn Feigheit wird uns
antrainiert. Heißt das nicht, wir können auch anders?
    Was
Mädchen nicht lernen, fehlt den erwachsenen Frauen. Sie trauen sich selten, ein
Wagnis einzugehen, sie fürchten die Konsequenzen. Mut gehört nicht zum
Standardrepertoire in der weiblichen Welt. Feigheit durchaus.
    Zugegeben:
Feigheit ist ein altmodisches Wort. Es scheint wenig in unsere
ausdifferenzierte Welt zu passen, eher zu den holzschnittartigen Moralbegriffen
eines Abenteuerromans. Und doch erfasst es durchaus treffend, was sich im Gemüt
von Frauen abspielt. Im Brockhaus von 1894 wird mit Feigheit ein Zustand
beschrieben, in dem sich Menschen vor Gefahren oder Schmerzen scheuen. Das
lähmt ihre Freiheit und Tatkraft und stumpft ihr Gefühl für Ehre und Schande
ab. Ist es wirklich etwas großartig anderes, wenn Frauen sich freiwillig
unterwerfen?
    Es ist
ihre Geiselmentalität, die Frauen daran hindert, sich selbst zu behaupten und
aufzubegehren. Verbunden mit dem Glauben, dass sie vom Stillhalten in der
Beziehung mehr profitieren. Wer nicht zubeißt, kriegt auch nichts aufs Maul.
    Denn
Konflikte sind gefährlich. Die Angst, etwas zu verlieren, macht Frauen zu
Weichlingen. Denn zu verlieren gibt es viel: vom Selbstbild des sanften,
friedfertigen Wesens über das gewohnte Leben bis hin zur Liebe eines Mannes.
Wer den Mut hat, hoch zu klettern, kann auch tief fallen. Frauen schützen sich
davor durch ihre Höhenangst.
     
    Und
unterstützt werden sie dabei von ihrer Bequemlichkeit: Wir haben es uns doch
eingerichtet - und nach außen ist alles so schön — und eigentlich bin ich ja
nur mal reingestolpert - jetzt finde ich nicht mehr heraus — ich will ja auch
gar nicht richtig — es soll einfach alles von allein besser werden — verzichten
will ich ja auch nicht — keinesfalls auf die guten Seiten - nicht auf das Geld,
den attraktiven Mann, die schöne heile Welt - nach außen hab' ich doch
wenigstens was - und wenn ich was unternehme, hab' ich vielleicht gar nichts
mehr.
    Bequemlichkeit
ist nicht nur ein Übel, sie ist eine Falle.
    So ziehen
Frauen es vor, sich in der wohltemperierten Komfortzone aufzuhalten. Wo sie
nichts herausfordert und nichts gefährdet. Aus dem Kampf zwischen
Selbstbehauptung und Trennungsangst geht die Angst meist als Sieger hervor. Den
Spaß am Kämpfen und Gewinnen, die Zuversicht, dass man verliert und doch wieder
aufsteht, die Lust am Wagnis und Risiko können Frauen selten empfinden. Sie
sind zwar ganz scharf darauf, einen Helden zu lieben, aber wollen selbst keine
Heldin sein. Ist das nicht Feigheit?
     
    Obwohl sie
in der Analyse zustimmt, lässt Lore Maria Peschel-Gutzeit den Begriff Feigheit
nicht gelten. »Das sind Unzulänglichkeiten, die Frauen daran hindern,
selbstbestimmt zu handeln. Das hat mit Feigheit nichts zu tun. Denn Feigheit
bedeutet ja: Ich kneife vor einer Entscheidung, weil mir der Mut fehlt. Ich
erlebe die Frauen in solchen Situationen eher so, dass sie nicht rechtzeitig
aus einem Traum aufwachen. Aber wenn ich Furcht davor habe, aufzuwachen, bin
ich ja noch nicht feige, sondern hoffe nur, weiterträumen zu dürfen.« 28
    Unzulänglichkeit?
Feigheit? An einem Streit um Begriffe soll es nicht hängen. Hauptsache, wir
ändern dieses Verhalten. Denn ohne Wagnis wird das nichts mit der Selbstbestimmung.
Wir
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