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Mika, Bascha

Mika, Bascha

Titel: Mika, Bascha
Autoren: Die Feigheit der Frauen
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Deutschland lebt und arbeitet. 5 Wach und lebhaft,
wie sie ist, merkt man ihr kaum an, dass sie die Siebzig bereits überschritten
hat.
    Seit
Jahrzehnten setzt sie sich in ihrer wissenschaftlichen Arbeit und
therapeutischen Praxis mit Liebesdingen und Partnerschaftsfragen auseinander. 6 Viel Erfahrung hat sie dabei gesammelt, und noch immer ist sie begeistert von
diesem Stoff. Wenn sie über weibliches Verhalten spricht, klingt sie so gar
nicht altersweise und abgeklärt, sondern eher erstaunt und fasziniert, was ihr
da begegnet. »Frauen machen sich in der Regel mehr Gedanken um einen Mann als
über sich selbst. Wie finde ich den richtigen Partner? Liebt er mich wirklich?
Ist er mir treu? Das beschäftigt Frauen enorm, das ist typisch weiblich.« 7
     
    Es ist wie
aus dem Musterbuch für weibliches Rollenverhalten, was sich da immer wieder in
Frauenbiographien abspielt. Eine eigenständige Frau sehnt sich nach einer
Beziehung, und kaum hat sie eine, läuft es häufig ab wie nach Plan. Was durchaus
selbstbewusst beginnen kann, endet allzu oft in der Selbstaufgabe.
    Der
Soziologe Klaus Hurrelmann, der sich seit vielen Jahren in verschiedenen
Studien mit den Wünschen und Vorstellungen junger Frauen beschäftigt, versucht
dieses Verhalten nachzuvollziehen. »Es gibt so viele junge Frauen, die wollen
ein aktives und aufgeschlossenes Leben führen. Doch dann kriegen sie Angst vor
der eigenen Courage — vor allem, wenn es um eine enge, intensive Beziehung zu
einem männlichen Partner geht. Dann kommen Tradition und überkommene gesellschaftliche
Muster ins Spiel, die der Frau eine passivere Rolle zuschreiben. Und viele
Frauen trauen sich nicht mehr, etwas zu tun, was die traditionellen Wege nicht
vorsehen. Zumal, wenn der Mann darunter leidet und sie die Beziehung nicht aufs
Spiel setzen wollen.« 8
     
    Auf der
schiefen Bahn in die Rollenfalle wird vom ersten Schritt an der Paarbeziehung
der höchste Wert zugemessen.
    Die Liebe 9 und auch das Liebesobjekt werden sentimental aufgebläht. Denn die idealisierte
Liebe grassiert unter Frauen wie eh und je. Sie überfrachten eine Beziehung mit
tausend romantischen Bildern, wickeln sie in Goldfolie und tun, als sei das
Glück darin vorprogrammiert. Nur nichts Halbes - bloß keine Abstriche vom
Ideal! 10
    Sie sehnen
sich nach starken Gefühlen und merken nicht, dass sie weder Liebe noch
Leidenschaft retten. Eine leidenschaftliche Liebe muss weder überhöht werden,
noch verlangt sie nach Selbstaufgabe. Hier geht es um ein Liebeskonstrukt, das
als echtes Gefühl herhalten muss.
    Und als
lebten sie noch in den fünfziger Jahren, gipfelt für viele Frauen die Seligkeit
in einem weißen Kleid und in den kleinen Streu-Engelchen, die ihnen einen
Blumenteppich zu Füßen legen.
    Keine
Vorstellung ist zu kitschig, als dass sie nicht von einem schwärmerischen
Gemüt in die Tat umgesetzt würde. Zwar ist die Liebesheirat mal gerade hundert
Jahre alt und eine wackelige Angelegenheit, wenn man sich die Scheidungsraten
ansieht. 11 Und trotzdem ist sie für viele Frauen der Mount Everest
der Gefühle und jeden Aufwand wert 12 - als würden sie nur auf dieses
eine Ziel hin leben.
     
    Nehmen wir
Nicole. Nicole ist zweiundzwanzig und will Hochzeit machen. Sie ist noch in der
Ausbildung bei einer Versicherung, aber seit sie verliebt ist, interessiert
ihre berufliche Zukunft sie nur noch begrenzt. Und damit alles ganz richtig
ist, hat sie sich erst mal verlobt. Braut sein ist wunderbar! Ihren Freund
kennt sie seit eineinhalb Jahren, er ist der Erste, mit dem sie geschlafen hat.
Ein halbes Jahr waren sie zusammen, da ist sie zu ihm in die Wohnung gezogen.
Das kleine Nest hat ihr so gut gefallen, dass sie bald beschloss zu heiraten.
Damit hätte sie einen Vorsprung vor all ihren Freundinnen, mit denen sie sich
schon seit Jahren in die Hochzeitsbegeisterung hinein fantasiert. Seit sie
fünfzehn ist, stöbert sie immer wieder in Internet-Shops, die
Brautausstattungen anbieten. Inzwischen ist sie ein richtiger Hochzeitsprofi.
Warum sich also noch Zeit nehmen, wenn sie den Richtigen gefunden hat? Er ist
doch super, so stark und süß, und er wird ihr immer treu sein. Seitdem sie ihn
kennt, denkt sie an nichts anderes mehr, als ihn glücklich zu machen.
Selbstverständlich wird sie auch seinen Namen annehmen, damit jeder merkt, dass
sie zu ihm gehört.
    Die Heirat
plant Nicole nun schon seit einem Dreivierteljahr. Bei Traumhochzeit.com - Dein schönster Tag im Netz - hat sie vor einem halben Jahr
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