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Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
Autoren: Raymond Feist
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das Richtige für Nicholas seien. Sie selbst hatte das letzte Jahr des Spaltkrieges bei Arutha in Crydee verbracht und dachte gern an die bescheidene Stadt an der Fernen Küste zurück. Auch wenn es dort im Gegensatz zu Krondor etwas rauher zuging, war es der Ort, an dem sie ihren geliebten Arutha richtig kennengelernt hatte, seine düsteren Stimmungen und Sorgen genauso wie die freundlicheren Seiten seines Charakters. Sie verstand den Kummer, den Nicholas ihm bereitete. Deshalb gab sie nach – wiewohl sie ihr jüngstes Kind vermissen würde, doch sie wußte, das gleiche galt für Arutha. Aus Achtung vor ihr hatte Arutha Nicholas vor der rauhen Wirklichkeit beschützt. Aber Nicholas stand hinter seinen Brüdern an dritter Stelle in der Erbfolge der Krone, und nichts in seinem Leben hatte ihn bisher darauf vorbereitet, wenn er die Krone wegen unerwarteter Schicksalsschläge erben würde, so wie es seinem Onkel Lyam widerfahren war.
    Anita hatte noch etwas hinter Aruthas Worten gespürt, etwas, das über die einfache Besorgnis darüber, daß der junge Mann zum ersten Mal sein Zuhause verließ, hinausging, nur hätte sie nicht sagen können, was es war. Anita verstand, wie sehr ihr Gemahl darauf brannte, seine Hand solange wie möglich über ihren Sohn zu halten, ihm einen guten Führer zu verschaffen, Schutz und Unterstützung; vielleicht war es sogar für Arutha selbst am schwierigsten, Nicholas gehen zu lassen.
    Innerhalb einer Stunde hatte Arutha Nicholas und Harry mitgeteilt, daß sie mit Amos nach Crydee fahren würden, und die unzähligen Einzelheiten der Reisevorbereitungen brachten den fürstlichen Haushalt in den Zustand eines aufgescheuchten Hühnerhaufens. Doch der Haushofmeister und seine Junker, Pagen und Diener hatten von den vielen Staatsakten her ausreichend Erfahrung, und Arutha war sicher, wenn das Schiff am folgenden Tag auslaufen würde, wäre alles an Bord, was der Prinz und sein Begleiter brauchten.
    Die Königlicher Adler lag bereit, um Waffen und Vorräte zu der neuen Garnison zu befördern, die Herzog Martin aufbaute. Amos hatte den Befehl übernommen, und sie würden mit der Morgenflut nach Crydee auslaufen. Die Entscheidung zum Aufbruch war aus zwei Gründen so unvermittelt gefällt worden. Zum einen wollte Arutha nicht Zeit haben, sich die Sache doch noch anders zu überlegen, und zum anderen mußte man das hervorragende Wetter ausnutzen. In den nächsten Monaten konnte man die berüchtigte Straße der Finsternis noch ohne Gefahr durchsegeln, doch wenn Amos zur Rückreise aufbrechen würde, wäre es schon Herbst. Und wenn das schlechte Wetter erst einmal eingesetzt hatte, konnte man die Durchfahrt zwischen Bitterem Meer und Endloser See nur im äußersten Notfall riskieren.
    Amos ging den langen Flur entlang, der von den Gästezimmern herkam. In den Jahren, in denen er in Krondor gelebt hatte, war er nicht auf die Idee gekommen, sich um eine Wohnung außerhalb des Palastes zu kümmern. Er war der einzige unter den Beratern und Befehlshabern, der nicht verheiratet war, und aus diesem Grund hatte er keinen Platz für eine Familie gebraucht. Da er zudem noch drei Viertel seiner Zeit auf See verbrachte, waren es immer nur wenige Tage, die er im Palast verbrachte.
    Doch jetzt dachte er darüber nach, wie sich sein Leben nach dieser Reise verändern mochte. Er stand einen Moment lang da, zögerte, dann klopfte er an die Tür. Eine Dienerin öffnete die Tür, und als sie den Admiral erkannte, ließ sie ihn herein. Alicia saß auf einem Diwan vor einer breiten Glastür, die auf ihren Balkon führte und offen war, um die Morgenbrise hereinzulassen. Die Witwe des früheren Prinzen von Krondor erhob sich und lächelte, während Amos auf sie zuging.
    Er nahm ihre Hand und gab ihr einen Kuß auf die Wange.
    Wiewohl die Dienerin wußte, daß sie die Nacht in dieser Wohnung verbracht hatten, gab sie vor, nichts zu ahnen, wie es sich eben am Hof gehörte. Amos hatte sich erst kurz vor der Dämmerung zurück in seine eigenen Gemächer geschlichen. Dort hatte er sich umgezogen, war hinunter zum Hafen gegangen und hatte sich die Königlicher Adler angesehen.
    »Amos«, sagte Alicia. »Ich habe dich nicht vor heute abend erwartet.«
    Amos fehlten die Worte, was Alicia überraschte. Seit gestern abend ging ihm etwas durch den Kopf, denn trotz aller Leidenschaft war er seltsam abwesend gewesen. Gelegentlich hatte es geschienen, als wolle er etwas sagen, doch er hatte schließlich immer nur eine beiläufige Frage
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