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Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Titel: Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum
Autoren: Christoph von Marschall
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aus der Politik. Von Michelle erbat er sich eine letzte Chance. Im Landtag und in der Partei zog er die Lehren aus der Niederlage. Er bemühte sich stärker um die Gunst seiner Kollegen und um mehr mannschaftsdienliches Vorgehen. Ohne einen stärkeren Rückhalt in den Parteistrukturen, das wusste er nun, konnte er sich nicht erfolgreich um höhere Ämter bewerben. Ihm musste freilich auch klar sein, dass Michelle sein Beharren als eine gewisse Zumutung empfand. Sie begriff umgekehrt, wie wichtig ihm die Politik war und dass er ohne Erfolg und Anerkennung dort nicht glücklich würde. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, klingen jene Äußerungen, die ihr als Arroganz ausgelegt wurden, etwas anders. Seine politische Karriere bedeutete eine Einschränkung ihrer Lebensqualität als Ehefrau und Mutter. Wenn sie dieses Opfer schon brachte, dann sollte etwas mehr Ehre, Ansehen und Einfluss dabei herausspringen, als es ein Landtagsmandat in Illinois hergibt. Diese Gefühlslage hat Valerie Jarrett bestätigt. Sie erzählte der «Vogue» für deren Septemberausgabe 2007: «Michelle hat keine große Toleranz für unproduktive Bemühungen … Dass er (im Land tag) in Springfield war statt an ihrer Seite, ohne dass ihn das voranbrachte – das war frustrierend. Wenn Barack dagegen das Land führt und etwas zustande bringt, dann gerät ihr Blut in Wallung.»
    Bald bot sich die nächste Chance, auf die nationale Bühne zu springen. 2004 stand einer der beiden Sitze des Staates im US-Senat zur Wahl an: der kleineren und feineren zweiten Kammer des Kongresses, in der jeder der 50 Bundesstaaten mit je zwei Senatoren vertreten ist. Im Laufe des Jahres 2002 sondierte Barack seine Aussichten. Diesmal legte er größeren Wert auf Michelles ausdrückliche Unterstützung. Kurz vor Beginn der Präsidentschaftsbewerbung, im Dezember 2006, erzählte sie rückblickend dem «Chicago-Tribune»-Reporter David Mendell: Die zentrale Frage bei der Senatskandidatur «war für mich: Wie können wir uns das leisten? Darüber rede ich ungern. Die Leute haben vergessen, dass er damals seine Kreditkarte überzogen hatte. Wovon würden wir leben? Wir würden zwei Wohnungen finanzieren müssen, eine hier in Chicago und eine in Washington. Wir hatten noch Studienschulden, mussten die Betreuung der Kinder bezahlen und für deren Ausbildung sparen … Meine Frage war: Ist das nicht nur ein neues Glücksspiel?» Barack habe ihr daraufhin versprochen, er werde «ein Buch schreiben. Ein gutes Buch.» Und sie habe skeptisch geantwortet: «Ja, ja, und das wird ein goldenes Ei?»
    Von nun an waren sie ein politisches Paar. Sie war die Aufpasserin, die darauf achtete, dass die Risiken überschaubar blieben. Sie ging mit zu den Sondierungsgesprächen mit potenziellen Unterstützern, zum Beispiel den Unternehmerfamilien Pritzker, Crown oder Bryan. Und zu einem der wichtigsten Wahlkampfstrategen in Chicago, David Axelrod. Michelle gab nicht nur ihr Okay. Sie erwies sich mehrfach als Baracks entscheidendes Erfolgsargument. In der Vorwahl hatte er zwei weiße Hauptfavoriten gegen sich: den Geschäftsmann und Millionär Blair Hull sowie den etablierten Landespolitiker Dan Hynes, der als «State Comptroller» der oberste Wächter der Finanzen des Staates Illinois war. Die Konstellation war ein Glück für Obama. Sie bedeutete «split of the white vote»: Im besten Fall würden sie sich das Stimmpotenzial der weißen Bürger ziemlich genau teilen, sodass jeder von ihnen nur etwa die Hälfte der weißen Wähler auf sich zog. Dann könnte Barack sich mit der relativen Mehrheit an die Spitze setzen, falls er den überwältigenden Teil der schwarzen Wähler für sich einnahm und dazu noch einige weiße Stimmen aus dem erweiterten Bekanntenkreis seiner einflussreichen Unterstützer in der wirtschaftlichen Elite Chicagos bekam. Bei dieser Strategie half ihm Michelle.
    Mitarbeiter in seinem Wahlkampfbüro berichten, eine der häufigsten Erkundigungen schwarzer Wähler sei gewesen, ob Barack mit einer Weißen oder einer Afroamerikanerin verheiratet sei. Michelles Hautfarbe wurde in solchen Gesprächen zur entscheidenden Rückversicherung gegen den Vorwurf, Obama sei nur zur Hälfte schwarz und im Übrigen ein abgehobener Intellektueller, der sich wohl kaum für die Interessen armer Afroamerikaner einsetze.
Die Ehe als Trumpf
    Darüber hinaus wurde die Ehe mit Michelle im Wahlkampf zu einem Wert an sich, weit über den Kreis der schwarzen Bürger hinaus. Sowohl im Vorwahlkampf um die
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