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Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Titel: Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum
Autoren: Christoph von Marschall
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Entscheidung. Es bedeutete die Unterbrechung und womöglich das Ende ihrer bisherigen Karriere.
    Diese praktischen Konsequenzen einer Bewerbung um das Weiße Haus waren lange vor der Entscheidung absehbar und wollten alle mitbedacht sein. Es führt aber in die Irre, wenn man aus solchen Überlegungen ableiten wollte, Michelle sei gegen Baracks Kandidatur gewesen. Im Sommer 2007 durfte man ihr solche Andeutungen schon gar nicht mehr abnehmen. Bereits Wochen zuvor hatte die Kampagne der Darstellung widersprochen, es habe da einen Zwist zwischen Michelle und Barack gegeben. Sie verlangte eine Korrektur, als die «New York Times» am 18. Mai 2007 berichtete, die beiden hätten «lange gestritten», ob er antreten sollte. Dem lag ein simpler Hörfehler zugrunde. Tatsächlich hatte Valerie Jarrett der Zeitung gesagt, die beiden hätten «lange nachgedacht». Im Englischen liegen nur zwei Buchstaben oder ein Zungenschlag zwischen «fought long» und «thought long». Enge Verwandte und Freunde der Obamas hatten da längst bestätigt, dass Michelle an Bord war und im Bilde, worauf sie sich einließ. «Das wusste sie ganz genau», sagte ihr Bruder Craig 2007 mehrfach. Barack habe von Anfang an gesagt, dass er eine politische Karriere bis ins Weiße Haus anstrebe. Auch Michelle selbst hat das in anderen Interviews bestätigt und den Entscheidungsprozess in der «Vanity Fair» so beschrieben: «Bevor ich zusagte, musste ich in meinem Kopf und in meinem Herzen herausfinden, wie es für mich funktionieren würde … Er hätte es nicht getan, wenn er nicht gewusst hätte, dass ich ein gutes Gefühl dabei habe.»
Er nennt sie «Boss»
    Michelles Spitzname in Baracks Wahlkampfteams spricht ebenfalls für ihre zentrale Rolle. Er müsse erst «den Boss fragen», wurde zur Redewendung, wenn Barack seinen Terminkalender mit seiner Frau abzustimmen hatte. Nachdem sie ihren Segen gegeben hatte, stellte sie sich mit voller Kraft in den Dienst des übergeordneten Ziels, Barack zum Präsidenten wählen zu lassen. Das ist typisch für sie. Sie macht keine halben Sachen. Im Februar 2007 reduzierte sie in der Uniklinik erst auf Teilzeit und zog sich bald ganz aus dem Job zurück, um sich voll dem Wahlkampf zu widmen. Nur eines wirkt bei diesem Wechsel von Skepsis zu Feuer und Flamme für seine Bewerbung ein wenig irritierend: Ihre Rhetorik klingt abermals überzogen – als nötige ihre Übertreibung bei der Formulierung der Bedenken sie dazu, in der anderen Richtung überzukompensieren. Sie würde sich «schuldig» fühlen gegen über der Nation und «selbstsüchtig», wenn sie ihrem Be ruf nachginge, statt «für das höhere Ziel» zu kämpfen, «einen guten Präsidenten zu bekommen», sagte sie nun. Für sie sei das eine «Gewissensfrage». Das sind Tonlagen, bei denen beispielsweise der typische Berliner geneigt wäre, zu fragen: «Hätten Se’s nich ’ne Nummer kleener?» In Amerika hören viele Menschen solches Pathos dagegen gern. Wie es ihr im Wahlkampf erging, wissen wir bereits. Die Ereignisse zwangen es ihr auf, verschiedene Rollen zu spielen. Nun lebt sie bereits einige Zeit im Weißen Haus. Darf sie dort wieder sie selbst sein?
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

FLOTUS’ Alltag
    «Das Leben im Weißen Haus ist die größte Wohltat für uns als Familie seit langem. Wir sehen uns jeden Tag, morgens und abends. Unser Leben ist viel normaler als lange Zeit zuvor.»
    Michelle im Juni 2009 im «Time»-Magazin
    Michelle hat zwar kein offizielles Amt. Aber sie hat einen Titel: «First Lady of the United States». Da der zu lang ist, um ihn ständig zu gebrauchen, hat sich ein Kürzel eingebürgert, gebildet aus den Anfangsbuchstaben. Michelle ist jetzt «FLOTUS». Sie hat auch Mitarbeiterinnen und ein Büro. Die FLOTUS-Abteilung ist freilich nicht im West Wing des Weißen Hauses untergebracht, dem Regierungsflügel mit dem Oval Office des Präsidenten, sondern auf der anderen Seite, im East Wing.
    Seit Michelle als First Lady an Amerikas vornehmster Adresse residiert, wirkt sie nicht mehr so widersprüchlich wie noch im Wahlkampf. Das liegt nur zum Teil an ihr selbst. Sie zeigt nach wie vor die verschiedenen Seiten ihrer Persönlichkeit, die zu dem Vorwurf führten, es gebe nicht nur eine, sondern gleich mehrere Michelles parallel – sie führe sozusagen ein politisches Doppelleben. Doch die Nation blickt jetzt mit verständnisvolleren Augen auf sie als noch im Wahlkampf. Die Amerikaner
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