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Meuterei auf der Elsinore

Meuterei auf der Elsinore

Titel: Meuterei auf der Elsinore
Autoren: Jack London
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Laute, die sie hören ließen, ganz wie das Schnurren der Katzen. Es war aber ganz deutlich, daß diese Laute eine freundliche Absicht kundtun sollten. Dann nahmen sie die Mützen ab und legten der Reihe nach meine Hand auf ihre Köpfe. Unzweifelhaft sollte das bedeuten, daß sie mir Gehorsam und Treue schworen und mich als ihren Herrn und Meister anerkannten. Ich nickte mit dem Kopfe. Was konnte ich mit Männern tun, die wie Katzen spannen! Tom Spink knurrte einen leisen Protest, als ich Louis Bescheid gab, sie nach unten zu führen und ihnen die nötigen Bultsäcke zu geben.
    Ich bedeutete ihnen durch Zeichen, daß sie schlafen gehen sollten. Sie nickten dankbar, zeigten jedoch zuerst auf ihren Mund und hielten dann die Hand mit vielsagender Miene vor den Leib.
    »Ertrunkene Seemänner essen nicht«, sagte ich lachend zu Tom Spink. »Geh mit ihnen hinunter und überwache sie. Und du, Louis, gib ihnen so viel zu essen, wie sie haben wollen. Ihr Hunger ist der beste Beweis, wie es vorn steht.«
    Nach einer halben Stunde kam Tom Spink wieder.
    »Nun, haben sie gegessen?« neckte ich ihn.
    Er ließ sich aber nicht überzeugen. Selbst die ungeheuren Mengen, die sie verzehrt hatten, erschienen ihm verdächtig.
    Das dritte Ereignis gab es heute morgen gegen sieben Uhr. Die Meuterer wünschten zu verhandeln. Als Nasen-Murphy, der Malteser-Londoner und der unvermeidliche Charles Davis auf dem Großdeck unter mir standen, sah ich, wie fahl ihre Gesichter waren. Der Hunger war mein bester Verbündeter.
    »Nun, was wollt ihr?« fragte ich. »Ich habe nicht viel Zeit für euch, das Frühstück wartet schon.«
    Charles Davis wollte sprechen, aber ich unterbrach ihn.
    »Mit dir habe ich nichts zu tun, Davis. Vielleicht später, vor dem Gericht, von dem du immer geredet hast.«
    Er wollte wieder sprechen, wurde aber von Nasen-Murphy unterbrochen.
    »Halt die Fresse, Davis«, knurrte der Bandit, »oder ich stopfe sie dir gründlich.« Er sah zu mir empor. »Wir wollen wieder arbeiten, das ist es, was wir wollen.«
    »So bittet man nicht darum«, antwortete ich.
    »Herr«, fügte er schnell hinzu.
    »Das klingt schon besser«, meinte ich.
    »Um Gottes willen, Herr, lassen Sie die Meuterer nicht achteraus kommen«, flüsterte Tom Spink mir schnell ins Ohr. »Dann ist es aus mit uns.«
    Ich tat, als hörte ich nichts und wandte mich wieder zu den Banditen.
    »Nichts ist so gut wie Arbeit, wenn ihr es ebenso eifrig wünscht, wie ihr schlecht ausseht. Ich denke, ihr werdet alle Segel setzen, um mir zu zeigen, daß ihr es ehrlich meint.«
    »Wir möchten gern zuerst was zu essen haben, Herr«, wandte er ein.
    »Und ich möchte euch zuerst mal die Segel setzen sehen«, lautete meine Antwort. »Außerdem ist es gut, wenn ihr gleich einseht, daß ihr hier auf dem Schiff immer tun müßt, was ich wünsche.«
    Nasen-Murphy zögerte und sah den Malteser-Londoner an, um einen Rat von ihm zu erhalten. Der überlegte, indem er prüfend nach oben sah und die Arbeit abschätzte. Schließlich nickte er.
    »Jawoll, Herr«, erklärte der Bandit. »Dann werden wir das tun… aber könnten Sie nicht unterdessen kochen lassen?«
    »Ich denke nicht daran. Wenn alle Segel gesetzt und alle Rahen gebraßt und der ganze Dreck ordentlich getrimmt ist, sollt ihr euer Futter kriegen. Den Besan und die Kreuzmastbrassen könnt ihr lassen… das ist immerhin eine Erleichterung.«
    Als sie aufenterten, sah man, wie entkräftet sie waren. Der arme Sundry Buyers hielt sich immerfort den Bauch, während er um den Achterkaapstand herumlief. Nie hatte das Gesicht Nancys so verzweifelt und hoffnungslos ausgesehen wie jetzt, als er auf Befehl des Malteser-Londoners aufenterte, um das Mittelobermarssegel loszumachen.
    Da ich gerade dabei bin, muß ich von einem herrlichen Wunder berichten, das sich vor unseren Augen abspielte. Sie waren im Begriff, mit dem einen Patentspill die Mitteloberbramrahe aufzuholen. Obgleich es ein Doppelspill war, so daß die Kraft, die sie benötigten, um die Hälfte herabgesetzt wurde, schien es doch eine schwere Arbeit für sie zu sein. Lars Jacobsen humpelte mit seinem gebrochenen Bein herum, und Sundry Buyers, der Griechen-Tony, Bombini und Mulligan Jacobs halfen ihm. Murphy nahm den Törn. Als sie vor Überanstrengung eine Pause machen mußten, fiel Murphys Blick zufällig auf Davis… den einzigen, der seit den ersten Tagen der Reise keine Hand zur Arbeit gerührt hatte und es auch jetzt nicht tat.
    »Faß mit an, Davis«, rief der
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