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Meuterei auf der Elsinore

Meuterei auf der Elsinore

Titel: Meuterei auf der Elsinore
Autoren: Jack London
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Bandit.
    Der Seerechtsverdreher guckte den anderen verblüfft an, ehe er antwortete.
    »Fällt mir gar nicht ein.«
    Murphy gab Sundry Buyers ein Zeichen, daß er einspringen sollte, reckte sich, trat dicht an Charles Davis heran und wiederholte dann ganz ruhig.
    »Na wird’s bald?«
    Das war alles. Keiner von ihnen sagte sonst etwas. Es schien, als ob Charles Davis sich die Sache einen Augenblick vom rein juristischen Standpunkt aus überlegte. Die anderen sahen keuchend zu… alle mit Ausnahme Bombinis, der sich über das Deck schlich, bis er dicht neben Murphy stand.
    Unter diesen Umständen war der Entschluß, den Davis faßte, der einzig richtige.
    »Also schön«, sagte er.
    »Du kannst Erlaubnis kriegen, mit einem Spaaken herumzugondeln«, sagte Murphy.
    Der Seerechtsverdreher war zu schlau, um eine Dummheit zu machen. Er wußte genau, daß es Leben und Tod galt, er humpelte zum Kaapstand hinüber und nahm seinen Platz ein. Unsere Leute traten an die Kampanjebrüstung, um das herrliche Schauspiel, Davis arbeiten zu sehen, zu genießen.
    All das schien Nasen-Murphy Spaß gemacht zu haben, denn während er die Klinken ausdrehte, faßte er Davis kritisch ins Auge.
    »Mehr Knochenfett!« herrschte er ihn an.
    Davis nahm sich sichtlich zusammen.
    Das war indessen zuviel für unsere Leute, und alle, selbst die Asiaten, begannen zu lachen und Beifall zu klatschen. Was konnte ich dagegen tun? Es war eben ein Festtag für uns, und unsere Getreuen hatten sich das bißchen Unterhaltung wahrlich verdient. Ich tat deshalb, als ob ich diesen Bruch der Disziplin gar nicht bemerkt hätte, und schlenderte mit Margaret achteraus. Am Steuer stand eine unserer Sturmwaisen. Ich ließ ihn den Kurs auf Valparaiso nehmen und schickte dann den Steward in die Kajüte, um Proviant für eine ordentliche Mahlzeit für die Meuterer zu holen.
    »Wann kriegen wir wieder was zu essen, Herr?« fragte Nasen-Murphy, als der Steward ihm den Proviant von der Kampanje herab übergab.
    »Zu Mittag«, antwortete ich. »Solange ihr, du und deine Bande, eure Arbeit tut, kriegt ihr dreimal täglich was. Aber die Schiffsarbeit muß gemacht werden, und willig! Verstanden? Und jetzt macht, daß ihr voraus kommt.«
    »Noch eins, Herr«, sagte er schnell. »Es geht Bert Rhine verflucht dreckig. Er kann nicht sehn, Herr. Sein Gesicht wird ganz aufgefressen von der Säure. Er winselt immerfort.«
    Ich wählte verschiedene Medikamente aus der Schiffsapotheke. Als ich hörte, daß Murphy mit einer Morphiumspritze umzugehen verstand, überließ ich ihm eine.
    Dann arbeitete ich mit dem Sextanten, und ich glaube, es gelang mir ganz gut, gegen Mittag die Sonne zu nehmen und die Observation auszuarbeiten. Den ganzen Nachmittag schob eine leichte nördliche Brise die Elsinore mit einer Fahrt von fünf Knoten durch die See. Wir hielten östlichen Kurs, um Land anzusegeln, wo Gesetz und Ordnung herrschten. Hatten wir erst den Hafen von Valparaiso erreicht, so nahmen sich die Behörden an Land schon der Meuterer an.
    Gestern habe ich die drei Topasäugigen auf eine schwere Probe gestellt. Margaret und ich hatten die Sache eingehend besprochen. Sie ist fest überzeugt, daß die Leute vor dem Mast gar nicht daran denken, sich ohne weiteres an die Gefängnisse in Valparaiso ausliefern zu lassen. Wir nehmen an, daß sie die Absicht haben, die Elsinore, sobald Land in Sicht ist, in den Booten zu verlassen. Und wenn man bedenkt, welche verrückten und verbitterten Leute wir vor dem Mast haben, ist es durchaus nicht undenkbar, daß sie, bevor sie das tun, die stählernen Seiten der Elsinore unter der Wasserlinie anbohren. Um ein Uhr morgens purrte ich deshalb unsere Sturmwaisen heraus. Zwei von ihnen nahm ich zu einem kleinen Angriff auf die Boote mit, den dritten ließ ich zur Überwachung der Kamp an je bei Margaret zurück. Neben ihm stand der Steward mit seinem großen Hackmesser. Ich gab ihm und seinen beiden Kameraden, die mit mir gehen sollten, durch Zeichen zu verstehen, daß sie bei dem ersten Zeichen eines Verrates niedergemacht würden.
    Ferner ließ ich Tom Spink und Buckwheat bei Margaret, während Wada, die japanischen Segelmacher, Louis und die beiden andern Topasäugigen mich begleiten sollten. Außer den Schießprügeln hatten wir auch Äxte. Wir kamen, ohne bemerkt zu werden, über das Deck, erreichten die Brücke am Mittschiffshaus, zur Decke des Vorderkastells. Hier lagen die Boote, die wir zuerst in Angriff nehmen wollten. Bevor wir begannen, rief ich den
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