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Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Autoren: Günter Krieger
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eisernen Klammer: Man hatte den Hirten an einen schweren Steinklotz gekettet.
Der Dorfherr suchte den Blick des Gefangenen, doch der starrte abwesend auf die feuchten Mauern seines trostlosen Quartiers.
„Jakob?“
Der Schweinehirt reagierte nicht. Erst als Mathäus ihn ein zweites Mal ansprach, schien er ihn wahrzunehmen. Dennoch blieb sein Blick seltsam verklärt. In seinem blatternarbigen Gesicht regte sich kein Muskel.
„Du weißt, warum man dich festgenommen hat, Jakob?“
Jakob deutete ein Nicken an. Mathäus musterte ihn streng.
„Ein Kind hast du erwürgt. Im Wald, an der Quelle des heiligen Born.“
Jakob starrte wieder die Wände an.
„Jakob! Sieh mir gefälligst in die Augen.“
Der Schweinehirt gehorchte, wenn auch zögerlich.
„In drei Teufels Namen, hast du mir denn nichts zu sagen?“ Die Stimme des Dorfherrn hallte gefährlich von den steinernen Wänden wider. „Hast du es getan?“
Jakob schluckte mehrmals, bevor er antwortete. „Nein, Herr.“
„So? Leider bist du aber bei deiner ruchlosen Mordtat beobachtet worden.“
„Ich war’s nicht“, beharrte Jakob mit tonloser Stimme.
Mathäus seufzte niedergeschlagen. „Vor etwa einem Jahr, Jakob, saß hier ein Mann, der mit flammender Rede seine Unschuld beteuerte. Ich war geneigt, seinen Worten Glauben zu schenken. Ein Fehler, denn der Mann war ein Mörder.“
„Ich aber bin kein Mörder, Herr.“
„Was machtest du im Wald?“
„Schweine hüten.“
„Du treibst die Schweine in den Wald? Im Sommer? Die Eichelmast beginnt meines Wissens erst im Herbst.“
„Schweine hüten“, wiederholte der Gefangene mit wirrem Blick.
„Mir scheint, du bist dir deiner Lage nicht bewusst, Jakob. Auf dich wartet der Henker.“
„Aber ich hab’s nicht getan.“ Er kreuzte die Hände vor seiner Brust und schüttelte müde den Kopf. „Ich hab’s nicht getan, Herr Mathäus.“
Der Dorfherr betrachtete das Häuflein Elend zu seinen Füßen. Da durchfuhr es ihn siedend heiß. Er ließ das Licht der Fackel über den Körper des Schweinehirten gleiten, um Gewissheit zu erlangen. „Es ist wahr“, stammelte er dann fassungslos. „Du hast es nicht getan, Jakob.“

5. Kapitel
    „Martin! Ich möchte, dass du ganz genau überlegst. Bist du sicher, dass es der Schweinehirt war, der deinen Freund Heiner umbrachte?“
Der Junge starrte auf die scharrenden Hühner und schwieg. Mathäus und Dietrich wechselten einen vielsagenden Blick.
„Martin!“, setzte der Dorfherr erneut an. „Bitte beantworte meine Frage.“
„Ich habe gesehen“, erwiderte der Kleine gehorsam, aber mechanisch, „wie der Jakob den Heiner erwürgt hat. Ich saß auf der Eiche und konnte alles beobachten.“
„Woran hast du den Schweinehirten erkannt?“
„An seinem braunen Rock, Herr.“
„Und sein Gesicht?“
„Sein Gesicht?“
„Ja. Hast du auch sein Gesicht sehen können?“
Der Junge bückte sich nach einem Steinchen und zielte auf ein Huhn, das gackernd das Weite suchte. „An seinem Rock habe ich ihn erkannt. Wir waren ihm schon vorher im Wald begegnet ...“
„... und ihr habt ihn verspottet, ich weiß. Doch das war nicht meine Frage, Martin. Ich wollte von dir wissen, ob du das Gesicht des Schweinehirten erkennen konntest.“
„Ich ... nein, Herr“, gab der Junge schließlich zu. „Aber er war’s. Jakob trug einen braunen Leibrock.“ Beinahe trotzig schaute er zu dem Dorfherrn empor.
Mathäus lächelte ihm zu. „Danke, Martin. Du kannst jetzt gehen.“ Nachdenklich sah er dem Jungen hinterher.
„Worauf wollt Ihr eigentlich hinaus, Herr?“, holte Dietrich ihn ins Jetzt zurück. „Glaubt Ihr, dass Jakob unschuldig ist?“
Statt einer Antwort erhielt der Burgdiener einen zackigen Befehl. „Didi! Reite voran zur Burg. Die hohen Herrschaften sollen sich zu einer Lagebesprechung einfinden. Ich werde gleich dort sein.“
Dietrich deutete ein verwirrtes Nicken an. „Und wo soll diese Lagebesprechung stattfinden, Herr? Im Ost- oder Westflügel der Burg?“
„Das“, erwiderte Mathäus fahrig abwinkend, „ist mir ebenso egal, als wenn in Rom ein Sack Hafer umfällt.“

    Die Herrschaften hatten sich auf den Saal der Scheiffarts im westlichen Flügel der Burg geeinigt. Als der Dorfherr ihn betrat, richteten sich drei fragende Augenpaare auf ihn.
Konrad, der Herr der westlichen Burghälfte, verbarg seine Neugier unter einer Maske demonstrativer Langeweile, wie es seine Art war. Sein Blick fixierte mal den steinbesetzten Ring an seinem Finger, mal den Dorfherrn von Merode, der
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