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Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Autoren: Günter Krieger
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Jülicher, und Ihr alle sterbt unter einem Bolzenhagel.“
„Ein Wink von mir, Aachener“, mit einer nahezu ansatzlosen Bewegung riss Winrich sein Schwert aus der Scheide, „und der Teufel holt Euch!“
Zwei Bolzen zischten heran und bohrten sich in den Hals des Stolbergers. Ein kurzes, ungläubiges Röcheln. Mit gebrochenen Augen sank er aus dem Sattel.
Entsetzt starrten die Reiter auf ihren am Boden liegenden toten Führer. Endlose Augenblicke verstrichen. Die Armbrustschützen auf den Wehrgängen warteten angespannt auf Befehle des Kommandanten. Der wandte sich an die ihres Anführers beraubten Reiter.
„Steigt herab und gebt uns Eure Waffen“, befahl er mit einer nahezu milden Stimme.
Unschlüssig sahen die Männer sich an.
„Seid vernünftig“, fügte der Kommandant hinzu. „Keiner von Euch wird die Stadt lebend verlassen, wenn Ihr Widerstand leistet.“
„Hört nicht auf ihn!“, schrie der junge Botenreiter. „Sterben werden wir vor allem, wenn wir uns ihnen ergeben. Unsere Vernichtung wurde längst beschlossen.“
Er schwang sich vom Pferd und zog sein Schwert. Abermals schwirrten Bolzen. Blitzschnell hob der Wagemutige seinen Schild. Die Geschosse trafen den Jülicher Löwen, der darauf prangte.
„Erstürmt die Wehrgänge! Es geht um unser aller Leben, Männer!“
Die meisten Reiter gehorchten und stiegen – einen instinktiven Kampfschrei auf ihren Lippen, mit dem sie sich Mut machten – von den Pferden. Ein regelrechtes Bolzengewitter von den Mauern brachte vielen von ihnen Verwundung und Tod. Die wenigen Unversehrten folgten ihrem neuen Führer, der mutig voranpreschte und etwas wie „Schlacht um das Ponttor“ in die Nacht hinaus brüllte.
Bolzen über Bolzen.
Die Schlacht um das Ponttor war keine echte Schlacht, vielmehr ein grausiges Gemetzel. Nach wenigen Minuten schon war es vorüber.

1. Kapitel
    August 1350
    Ein halber Mond erleuchtete das Firmament über der Stadt. Am frühen Abend hatte es einen Gewitterregen gegeben, doch längst war es wieder schwül und drückend. Die Wasserpfützen, die noch vor Stunden die Gassen übersät hatten, waren verdunstet. Im verkrusteten Unrat wühlten Ratten.
Der Zecher, der aus der Wirtsstube ins Freie trat, spürte nichts von der Hitze der Nacht. Er war ein kräftig gebauter Mann im mittleren Alter mit Oberarmen wie Baumstämme. Es war offensichtlich, dass er zu viel getrunken hatte; mühsam nur hielt er sein Gleichgewicht. Leise fluchend tastete er sich an den Fassaden entlang und blieb dann stehen, um sich zu orientieren. Vor ihm lag das Kloster der Weißen Frauen. Ginge er nach links, Richtung Marktplatz, würde er zum Haus der Schmiede gelangen, deren Zunft er angehörte. Doch da hatte er zu dieser nächtlichen Stunde nichts verloren. Sein Heimweg führte ihn am Kloster vorbei zum Radermarkt. Allerdings verspürte er wenig Lust, sich zu Hause einzufinden. Sein Weib würde ihn wieder gebührend empfangen, womöglich mit einem Knüttel, so wie in der vergangenen Woche. Sie würde Zeter und Mordio schreien, ihm Schimpftiraden entgegenschmettern, so dass sein ohnehin dröhnender Kopf bersten würde.
Manchmal wünschte sich der Schmied, der Schwarze Tod hätte sein Weib geholt. Doch die Seuche war vor einigen Monaten abgeklungen, war so schnell verschwunden, wie sie gekommen war. Sie hatte eine breite Schneise durch Aachen geschlagen, fast die Hälfte der Stadtbewohner war ihr erlegen. Und er, der Schmied Gumpert, gehörte zu den Auserwählten, die durch Gottes Gnade den Totentanz überlebt hatten. Tja, und sein Weib ebenfalls.
Schnell war der Alltag in die Herzen der Menschen zurückgekehrt. Der Tod war etwas Alltägliches, dazu bedurfte es keiner Seuchen. Wer konnte es sich leisten, lange um seine verstorbenen Angehörigen zu trauern? Das Leben war hart, in den Städten kaum weniger als auf dem Land. Schon morgen konnte man durch eine Krankheit oder ein Gebrechen um seinen Broterwerb gebracht werden, konnte eine Feuersbrunst oder ein Krieg Hab und Gut eines jeden zerstören. Deshalb, so fand Gumpert, war es angebracht, sich so oft wie möglich den Freuden des Lebens hinzugeben. Für ihn war ein guter Wein die Krönung dieser Freuden, und war der Wein einmal weniger gut, machte das auch nichts. Wenigstens der Alltag ließ sich im Gasthaus „Zum wehrhaften Schmied“ für ein paar Stunden vergessen. Und auch das wutverzerrte Gesicht seines daheim harrenden Weibes.
Doch nun war es vorbei, er musste nach Hause. Gänzlich wegsaufen ließ sich der graue
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