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Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Autoren: Günter Krieger
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nicht, dass sie sich um ihn sorgte.
„Bist du zum Erntefest zurück?“
„Ich weiß es noch nicht.“
„Aber ... Wollte nicht Heinrich pünktlich zum Fest hier erscheinen?“
„Zumindest hat er mir das hoch und heilig versprochen. Ich wünschte, er käme schon morgen. Er könnte mir in Aachen behilflich sein.“
Sie setzte sich auf. „Mathäus! Was machst du wirklich in Aachen?“
„Ich sagte doch ...“
„Die Wahrheit, Liebster. Muss ich mir Sorgen um dich machen?“
Er schüttelte lächelnd den Kopf. Seine Hand verharrte sanft an ihrer Wange. „Nein. Es gibt nichts, worum du dich sorgen müsstest“, erwiderte er.

    Den Traum träumte Heinrich jede Nacht, doch noch nie war er so plastisch, so real gewesen.
Nideggen. Die schaulustige Menschenmenge. Leute, die ihre Hälse recken. Der König von England kommt mitsamt seinem Gefolge.
Die markgräflichen Soldaten halten die Menge im Zaum. Was nicht einfach ist. Die Männer bilden eine Kette, drängen die Menschen zurück, um die Gasse offen zu halten.
„Sie kommen!“, brüllt jemand.
Geharnischte Ritter. Yeomen in grüner Weidmannstracht. Die Sänfte des Königs. Jubelrufe.
Dann Kriegsgeheul: Aus der Menge schält sich urplötzlich dieser Irre, stürmt auf die Sänfte zu. In seiner Hand ein funkelnder Dolch.
Lähmendes Entsetzen. Heinrich aber reagiert blitzschnell, zieht sein Schwert. Im nächsten Augenblick steht er neben dem Attentäter, der bereits den Vorhang der Sänfte zerrissen hat.
Ein Schwerthieb. Blut spritzt aus dem Arm des Irren. Er flucht, weicht weiteren Hieben mit diabolischer Behändigkeit aus, landet in einem Pulk kreischender Menschen.
Heinrich setzt ihm nach. Das weitere Geschehen dauert nur wenige Herzschläge. Dennoch hat sich jede Einzelheit unauslöschlich in seinem Gedächtnis eingebrannt.
Ein kleines Mädchen. Der Irre hat es an sich gerissen. Ein lebender Schutzschild. Heinrich aber – beseelt von einem bösen Rausch – ist nicht mehr in der Lage, seinen Angriff abzubrechen ...

    „He, du! Mach, dass du hier wegkommst!“
Die brechenden Augen des Kindes ...
„Wach auf, sage ich. Und verschwinde von hier!“
Das Knurren eines Hundes – Chlodwig.
Heinrich öffnete die Augen. Die Morgensonne blendete ihn.
„Verschwinde!“, wiederholte der Bauer barsch. In seinen Händen zuckte eine Mistgabel, die er dem am Boden Liegenden drohend entgegenstreckte.
Chlodwigs Knurren wurde grimmiger. Die Dogge fletschte ihre Zähne, verharrte jedoch wie eine Sphinx neben ihrem erwachten Herrn. Thusnelda, Heinrichs Rappe, schnaubte unruhig.
Heinrich richtete sich stöhnend auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen, als wolle er die Bilder seines unseligen Traumes vertreiben.
„Du hast in meinen Feldern nichts zu suchen, Kerl.“ Die Nüstern des Bauern blähten sich wütend.
„Das Feld ist abgeerntet“, erwiderte Heinrich matt. „Ich wusste nicht, dass es ein Verbrechen ist, darauf zu nächtigen.“
„Wir dulden hier kein Lumpengesindel. Verschwinde und halt diesen verfluchten Köter zurück.“
Heinrich streckte seine Glieder. „Lass ihn in Frieden, Chlodwig“, gähnte er. „Wir wollen doch nicht, dass er von seiner Mistgabel Gebrauch macht, oder?“
Die Dogge legte ihren Kopf schief und knurrte ein letztes Mal. Dann stand sie auf und schüttelte sich, so dass der Bauer angstvoll zurückwich. Der Hund ließ von dem Bauern ab und folgte seinem Herrn. Heinrich führte Thusnelda am Zügel und blickte in die morgendliche Landschaft. Dort hinten, im Licht des jungen Tages, schimmerten die Dächer des Städtchens Zülpich.
„Nein, Chlodwig, Zülpich ist nicht unser Ziel.“ Heinrichs Stirn legte sich nachdenklich in Falten. Der Traum. Seit mehr als zehn Jahren durchlebte er ihn nächtens. Es war ein schmerzvoller Traum. Doch noch nie hatte er ihn so intensiv erlebt, so wahrhaftig. Er lastete wie ein schweres Gewicht auf seiner Brust.
„Unser Ziel“, sagte Heinrich, als verlange sein Hund eine Erklärung von ihm, „liegt südlich von hier. Wir ziehen schon heute nach Merode. Wir haben es unserem Freund versprochen.“ Er hievte sich auf den Rücken seines Pferdes. „Ich glaube, dass der Kreis sich bald schließen wird ...“
In seiner Stimme schwang Bitterkeit.

    Mathäus betrat die finstere Zelle des Verlieses. Hinter ihm fiel dröhnend die Tür in ihr Schloss zurück. Das Licht der Fackel in der Hand des Dorfherrn warf tanzende Schatten. Jakob, der Schweinehirt, kauerte auf einem Haufen dreckigen Strohs. Sein rechter Fuß steckte in einer
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